
Über Klerikalismus, die Münsteraner Studie zum sexuellen Missbrauch, Priestertum und Laien
„Wenn es regnet und die Glocken läuten, dann ist in Münster Sonntag“
(Münsteraner Volksmund)
Die Missbrauchsstudie aus dem reizvollen und überwiegend katholischen Münsterland wurde bei ihrer Veröffentlichung schon fast ungeduldig erwartet (Historische Untersuchung zeigt Strukturen der Vertuschung auf. Münsteraner Missbrauchsstudie: Bischöfe und Laien im Schweigekartell, Felix Neumann, katholisch.de, 14.06.22).
Faktisch bringt sie nichts Neues. Faktisch. Es kommt alles das zum Vorschein, was auch die – juristisch – gehaltenen Untersuchungen aus Köln und München, die dortigen Bistümer betreffend, aufzeigen.
Doch in einem ganz wesentlichen Punkt unterscheidet sich diese Studie von den anderen:
Das Team, welches die Fakten aufarbeitete, ist ein Historiker-Team und die umfassende Forschungsarbeit wurde historisch beleuchtet. D.h. in Kurzschrift: die Historiker „setzten … auf das Verstehen von Zusammenhängen“, sie bezogen sehr stark das theologisch-klerikalistische wie volksreligiöse, das soziale und kulturelle Umfeld, in dem die furchtbaren Taten geschahen, mit ein.
Und nannten unerschrocken die „schuldigen Hirten“ (Historiker Thomas Großbölting: Titel seines Buchs) sowie die gesamte schuldig gewordene Hierarchie, aber auch jene „frommen“ Gläubigen, die den hierarchischen Klerikalismus von unten, d.h. gewissermaßen von einer Art „Klerikalismus von unten“ heraus ermöglichten und stützten.
Kurz zusammengefasst sind folgende Aspekte zu nennen:
– Die “Ekklesiozentrik“ (einseitige Kirchenbezogenheit) d.h. das „Primat“ des Schutzes der Institution Kirche. Das Wohl der Institution Kirche und ihrer Kleriker stand an erster Stelle, wichtig war allein deren Skandalvermeidung, was mit der Nichtachtung der Betroffenen, dem Desinteresse an den Menschen, denen durch Priester Leid zugefügt wurde, einherging. Das Verständnis der Kirche als „sakrale Heilsanstalt“ sah die „Priorität des Schutzes der Sakramente“ vor dem Schutz der Menschen.
– Die Asymmetrie zwischen Priestern und Laien. Die den „Klerikalismus“ massiv förderte und das Verständnis der Bischöfe von sich als „Repräsentanten Gottes, nicht als Vertreter des Gottesvolkes“ hervorhob.
– Die katholische Schamkultur. Das Hochhalten der katholischen Sittlichkeitsvorstellungen, die bei einem Verstoß nur Scham und Schweigen kannte. Dazu gehörten:
der (kranke bzw. krankmachende) Umgang mit Sexualität und die damit zusammenhängende Sprachlosigkeit und Tabuisierung.
Die einzige Thematisierung erfolgte in der Beichte, wurde dort jedoch negativ „als Sünde konnotiert.”
„Der Priester ist ein geweihtes Haupt“
Ein anschauliches Beispiel für das alte, ehrfurchtgebietende Bild des „Hochwürden“
„Der Priester ist ein geweihtes Haupt.“ Das waren die Worte meiner katholischen, 1854 geborenen Urgroßmutter aus einem Dorf der Region Main-Tauber, nahe dem Hohenlohe-Kreis (die zweite katholische Urgroßmutter war als blutjunge Frau gestorben, die beiden anderen Urgroßmütter waren evangelisch). Bei ihr und ihrer Familie – wir sind jetzt am Beginn des 20.Jahrhunderts – fand sich jeden Sonntag der „Herr Dekan Schmidt“ ein, um sich vor der Nachmittagsandacht mit Kaffee und Hefezopf zu stärken. Und meiner Urgroßmutter sein verschwitztes weißes Hemd zum Waschen dazulassen (er kam zu Fuß aus dem Nachbardorf) und das inzwischen gewaschene Hemd der Vorwoche in Empfang zu nehmen.
Dem Herrn Dekan wurde nahezu in Allem, was dieser an Geboten predigte, Folge geleistet, auch wenn manche Bauern des Dorfs grummelten. Denn, so die belehrenden Worte meiner Urgroßmutter, aber auch aller anderer Frauen des Ortes: „Er ist Priester. Und der Priester ist ein geweihtes Haupt; über diesen etwas Böses zu sagen, geziemt sich nicht.“ Worte, die von einem klerikalen Verständnis herrührten, das jegliche Kritik erstickte und das der Herr Dekan (wie alle Priester früherer Epochen) zu untermauern wusste, wenn er seine Predigten mit den Sätzen begann: „Ich bitte nun um strengste Aufmerksamkeit. Denn ich spreche im Namen Jesu Christi.“ An anderer Stelle forderte er dann ebenso „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ die Befolgung der rigiden Sittenvorschriften und anderer Gebote ein und riss damit die von ihrer schweren Arbeit ermüdeten und in den Kirchenbänken dösenden Bauern donnernd und erbarmungslos aus ihrem Schlummer.
Es ist diese Vorstellung vom Priester als “heiligem Mann“, die in der Aussage meiner Urgroßmutter sehr lebendig zum Tragen kam – eine Vorstellung, die mir als Kind in den 50er und frühen 60er Jahren noch vehement vermittelt wurde. Dem „heiligen“, unbeweibten Mann, vor dem viele Gläubige, die Frauen mehr, als die Männer, in Ehrerbietung erstarrten. Der katholisch.de-Redakteur Tobias Glenz geht auf diese große Problematik in seinem, den Missbrauchsbericht kommentierenden Artikel ein. Er verweist dabei auch darauf, dass dieses Priesterbild „in gewissen kirchlichen Kreisen“ bis heute vorherrsche, dass „dieses falsche Bild“ jedoch „dringend überwunden werden muss“ (Abschiednehmen vom Priester als „heiligem Mann”, Tobias Glenz, katholisch.de, 15.06.22).
Was vor allem in traditionalistischen Kreisen schwierig werden dürfte… Denn dort dominiert in der Tat das völlig überhöhte Priester-Bild vergangener Zeiten, ein Bild, das beileibe nichts mit Ehrfurcht und Achtung vor ihm als Mensch, aber auch keineswegs etwas mit seinem von Gott geschenkten Auftrag zu tun hat. Ein Bild, das vor allem nichts mit der Intention Jesu bei seinem Einsetzen des Gedächtnismahls und der Ehrfurcht vor diesem zu tun hat.
„Wenn ich dir die Füße nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir“
Die Entwicklung hin zu einer majestätisch geprägten Liturgie, verbunden mit dem komplementären Bild des Priesters, der sich abhebt von den Gläubigen (s. Tridentinische Messe), widerspricht eindeutig dem Willen Jesu, der vor dem Gedächtnismahl, der Einsetzung der Eucharistie,
vor den Jüngern kniete und ihnen die Füße wusch.
Da ist nichts zu sehen von Machtdemonstrationen, von majestätisch überhöhenden Gewändern, die von Begleitern „niedereren Ranges“ hoheitsvoll „getragen“ werden müssen, von edelsteinbesetzten Bischofsstäben in behandschuhten Händen, von Exzellenzen und Eminenzen… Da antwortet Jesus auf die Abwehr von Petrus: „Wenn ich dir die Füße nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir“ (Joh.13,8). Hierin liegt der Auftrag Jesu an seine Anhänger und Nachfolger.
„Dr Herr Dekan Schmidt hot aa ä vrsch….. Hemm“
Kehren wir noch einmal zurück ins Main-Tauber-Tal, zur Geschichte des alten Dekan Schmidt. Sie hat eine Fortsetzung, eine köstliche Fortsetzung, in der sich in der Person meines Großvaters eine zarte Wende im Verständnis vom Priester andeutete, wenn auch noch viel zu früh. Und eine Ausnahme damaliger Zeit darstellte. Mein Großvater, der nie obrigkeitshörig war, berichtete darüber und durchbrach das ehrfurchtsgebietende Bild des geweihten Mannes genüsslich.
Die Mutter, meinte er, habe nicht auf Dauer die Hemden des Herrn Dekan gewaschen. Irgendwann war sie dessen überdrüssig. Wenn dieser dann sein nass geschwitztes Hemd ausgezogen und in der guten Stube über die Stuhllehne gehängt hatte, blieb es dort hängen – und trocknete. Am darauffolgenden Sonntag zog er dieses wieder an und hing sein tagesaktuelles über den Stuhl – ich gehe davon aus, dass meine Urgroßmutter und die Schwestern meines Großvaters schamhaft die Stube verließen, wenn der hochwürdige Herr seine Hemden wechselte. Eine Handlung, die im Grunde wie das gesamte Gebaren von Zumutung den anderen gegenüber zeugte. Oder über die der Herr Dekan sich gar keine Gedanken machte? Und einfach für selbstverständlich nahm…
Eines Tages entdeckte mein Großvater am Saum des „hochwürdigen“ Hemdes einige Brennspuren… „Ja do schau nou, hob i denkt.“ Er lachte, als er das in seinem Dialekt, der Hohenloher Mundart erzählte. „Dr Herr Dekan Schmidt hot aa ä vrsch….. Hemm wiä uns des alle aa bassiere kou. Des is genau sou ä Mensch wiä mir“ (Da schau hin, habe ich gedacht. Der Herr Dekan hat auch ein versch……. Hemd, so wie uns das allen auch passieren kann. Der ist genau solch ein Mensch wie wir).
Was meinen Großvater darin bestärkte, seine Knie eben nicht vor den Herren Pfarrer zu beugen – wie auch sonst vor keinem Menschen, unabhängig in welcher gesellschaftlichen Stellung sich jemand befand. Übrigens auch nicht vor seinen Chefs… Was ihm manchen Ärger eingebrockt hatte… Ebenso war er den Nationalsozialisten gegenüber unbeugsam – und da hatte er Glück!
Nur vor einem beugte mein Großvater seine Knie – vor Gott.
Sexualität, Sünde, Sprachlosigkeit
Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Münsteraner Studie. Wichtig war den Katholiken durchgehend, den Geistlichen wie vielen Laien, das „Hochhalten der katholischen Sittlichkeitsvorstellungen“, die bei Verstößen, wie es nun mal bei Menschen üblich ist, mit falscher Scham, mit Schweigen und mit Sprachlosigkeit quittiert wurden. „Die einzige Thematisierung zur Sexualität erfolgte in der Beichte, wurde dort jedoch negativ als Sünde konnotiert”, so die recherchierenden Historiker.
Als Sünde!
Ja. Insbesondere bei Eheleuten und anderen Laien wurde die von Gott geschaffene Geschlechtlichkeit selbst in der Ehe als Sünde „konnotiert.“
Führt man sich einmal vor Augen, mit welcher Penetranz viele dieser ledigen Gesellen der römischen Kirche, die sich als die Auserwählten schlechthin betrachteten, sich in das Eheleben ihrer Gläubigen einmischten und auch sonst die Menschen drangsalierten, können einem die Haare zu Berge stehen.
Wie sah es aber bei den Priestern selber aus? Was wohl die ach so „reinen“ Priesterseelen beichteten…? Von denen eine ganze Reihe die größten Sünder unter der Sonne waren…bzw. sind…
„Wozu überhaupt Priester?“
Die zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs gab dem teilnehmenden Priesterforum den Auftrag, sich mit der Frage auseinandersetzen, „ob es das Priesteramt überhaupt braucht” (Wozu überhaupt Priester – eine Frage, die sich zu stellen lohnt, Felix Neumann, katholisch.de 07.07.2022). Was selbstverständlich auf massiven Widerspruch der Bischöfe stieß.
Zu Recht. Denn der sakramentale Priesterdienst spezifisch beauftragter Personen (Sakrament=Gnadengabe Gottes) entwickelte sich vom Auftrag Jesu her und aus der Apostelnachfolge. Doch tat sich vor allem seit dem Mittelalter ein breiter Graben zwischen der Intention Jesu und seiner Apostel und Jünger und dem in der Kirchenhierarchie zementierten Verständnis des Priesters auf (s.o.). In diesem Kontext ist auch auf eines einmal klar und deutlich hinzuweisen:
dass alle Getauften Anteil besitzen am königlichen Priester- und Prophetentum Jesu („Guten Abend, Majestäten!“ – Vom Königreich Gottes und den Getauften, Predigt Mgr Michel Aupetit/Übers.: Juliana Bauer, Conservo 03.07.2022), was bereits, wie Felix Neumann darlegt, viele katholische Gemeinden ohne Priester leben, wo „Laien Wortgottesdienste feiern, in denen Laien die Sakramentenpastoral und das ganze Gemeindeleben tragen“ (07.07.2022).
„Wie der Klerus die Wirbelsäule der Kirche ist…“ – Ist er das?
Erschreckend liest sich für mich in diesem gesamten Zusammenhang ein Satz des Augsburger Bischofs, mit dem dieser gerade erst angesichts des eklatanten Priestermangels die Bedeutung von Priestern und Ordensleuten erläuterte: „Wie der Klerus die Wirbelsäule der Kirche ist, so sehe ich in den Frauen und Männern des gottgeweihten Lebens, besonders den Ordenschristinnen und -christen, das Herz der Kirche” (Bischof Meier: Klerus ist die Wirbelsäule der Kirche, KNA, katholisch.de, 07.07.2022).
Nein, Herr Bischof. NEIN!
Die Wirbelsäule der Kirche sind alle engagierten Getauften, alle diejenigen, die zu Christus gehören.
Die Christi Auftrag erfüllen, sein Reich zu verkünden und sich um ihre Mitmenschen zu kümmern. Um Kranke, Behinderte, Obdachlose, um alte Menschen, um Kinder, um Familien usw. – ob Priester oder „Laie.“ Diese Getauften sind mit engagierten Priestern zusammen die „Wirbelsäule“, ja
die Pfeiler der Kirche.
Und nein, Herr Bischof. Das „Herz der Kirche“ sind nicht (nur) die Frauen und Männer des gottgeweihten Lebens wie die Ordensleute.
Das Herz der Kirche sind vor allem die Familien! Die gläubigen Familien. Und alle engagierten Gläubigen!
Und seien Sie des Einen gewiss: ohne Familien können Sie Ihre Kirchentüren schließen.
Sie haben offenbar noch immer nicht begriffen – und ich möchte nicht wissen, wie viele Ihrer Amtsbrüder Ihre Sicht teilen –, dass „Ihre“ gottgeweihten Personen keine Sonderstellung im Volk Gottes einnehmen. Wenn Sie das immer noch glauben, dann lassen Sie die Paare, die Familien und alle Nicht- Gottgeweihten, die immer noch unter den Priestern stehend betrachtet werden, in Ruhe.
Und bleiben Sie am besten unter sich! Unter den Gottgeweihten, den Zölibatären!
Denn dann hat sich seit den Zeiten des von mir oben beschriebenen Dekans Schmidt aus dem Main-Tauber-Tal und Ihnen heute, im Jahr 2022, nichts geändert. Nichts!
Aber Priester in Sonderstellungen, ob Gemeindepriester oder Bischöfe, brauchen wir nicht mehr.
Was die Menschen brauchen, sind Priester in der Nachfolge Jesu. Deren Aufgabe es ist „sich in den Dienst für alle…zu stellen … zu den Füßen aller…“ Zu ihren Füßen! Es ist ein Dienst, „in den sich die Kirche stellen muss“ (Erzbischof Aupetit am Gründonnerstag 2019 in Saint-Sulpice, Paris). Da ist eine Sonderstellung fehl am Platz. Eine Sonderstellung, die wieder und wieder eine spezielle Macht verleiht.
Und noch etwas: wir brauchen auch keine neuen Heiligen aus dem zölibatären Lager mehr. Was soll die Mehrheit der Gläubigen permanent mit Ordensfrauen, Patres und Päpsten?
Was wir unter den Heiligen brauchen, sind Eheleute, sind Familienmütter und Familienväter. Menschen, die nicht weniger im Dienst Jesu stehen, als „Ihre“ Gottgeweihten.
Eheleute, die einander lieben und in ihrer Liebe Gott offenbaren. Männer und Frauen, die nächtelang am Bett ihres kranken Kindes wachen, für ihr Kind beten, die in der Zuwendung zu ihrem Kind die Zärtlichkeit Gottes aufscheinen lassen Und anschließend auch noch ihrer Arbeit nachgehen.
Diese sind das Herz der Kirche!
Jesus von Nazareth erteilte seinen Jüngern seinen Auftrag. Da gab es keine eigens gottgeweihten Männer und Frauen. Da gab es seine Anhänger und Anhängerinnen. Verheiratete und ehelose. Die alle gottgeweiht und gesegnet waren. Die vom Heiligen Geist erfüllt waren. Vom Heiligen Geist, den Jesus ihnen schenkte.
Abgelehnte Berufungen – der Fluch über der römischen Kirche
Im Rahmen der Diskussion um Priester und Priester-Mangel stellt Felix Neumann letztendlich fest: „Möglicherweise ist der Priestermangel gar nichts, was sich wegbeten ließe. Wenn Berufungen zum Priestertum abnehmen, dann kann das daran liegen, dass der Ruf nicht gehört wird – oder aber, dass diese Rufe ausbleiben. Vielleicht aus gutem Grund…“ (07.07.2022)
Vielleicht aus gutem Grund! Da Papst und Bischöfe wertvolle Berufungen achtlos am Wegesrand liegen lassen. Da sie in einer maßlosen Verblendung an berufenen Männern und Frauen vorübergehen oder gar über sie hinweg treten. Denn – ich lasse hier Überlegungen zum Frauenpriestertum beiseite – in der Tat gibt es eine Reihe von Männern, die Christus eng verbunden sind und von Herzen gerne Priester wären, die aber auch im Sakrament der Ehe leben bzw. leben möchten. Ihnen allen bleibt jedoch der Priesterberuf verwehrt. Es sind Männer, die berufen sind. Männer, die Gott erwählt hat, denn Gott liebt die im Ehestand Lebenden nicht minder. Es sind Männer, die von der kirchlichen Hierarchie jedoch von ihrer Berufung ausgeschlossen, ja abgeschnitten werden.
Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal, was ich bereits vor einiger Zeit schrieb: die römische Kirche lädt damit seit Jahrhunderten eine schwere Schuld auf sich. Und – über ihr liegt ein Fluch! Den sie nicht willens ist, in Segen zu wandeln.
Siehe meine fundiert recherchierten Beiträge zum Thema Priesterehe – Zölibat in 3 Folgen, in denen ich auch auf das vor rund 900 Jahren unter Drohungen und Gewalt durchgepeitschte Zölibatsgesetz eingehe.
– www.conservo.blog/2022/02/25/typisch-roemisch-katholisch-aktuelle-diskussionen-und-ueberlegungen/
– www.conservo.blog/2022/03/03/typisch-roemisch-katholisch-trauer-muesste-ecclesia-tragen/
– www.conservo.blog/2022/03/09/noch-einmal-roemisch-katholisch/
Auch:
www.conservo.blog/2022/03/26/jesu-botschaft-vom-reich-gottes/
Liebe Elisa, dann sollten Sie meine Artikel, die oben angegeben sind, lesen. Sie finden Sie auch hier unter der Rubrik “Christentum.” Lesen Sie mal v.a. den letzten Teil vom 25.Februar, also meiner 1. Folge:
“Pfarrhaus-Hälterin oder La Perpetua – die Ewige.”
Da bringe ich einige besondere Wahrheiten mit viel Humor.
Eine schöne Woche
Juliana Bauer
danke sehr für ihre rückmeldung und den hinweis, liebe Frau Dr. Bauer –
jetzt bin ich neugierig!
das thema “haushälterin” ist ja sowieso heiter bis spannend. ich erinnere mich an einen witz aus den 50ern, bissel pikant, aber ich denke, geht noch. also:
der neue pfarrer macht seine aufwartung bei den honoratioren und stellt sich zuerst dem schon älteren amtsbruder in der nachbargemeinde vor. dieser ist ganz angetan von dem jungen kollegen, zeigt sein wirkungsfeld, die schöne dorfkirche und spricht aus dem reichen schatz seiner erfahrungen über die seelsorge im ländlichen raum sowie über dies und das.
anschließend führt hochwürden den heurigen hasen noch durch das pfarranwesen: scheune, stall und der große garten sind schnell abgehakt. mit dem pfarrhaus dauert es etwas länger, als da sind: die wirtschaftsräume wie küche/waschküche, vorratskammern, keller, speicher, alles sehr großzügig, wie sich das gehört. anschließend sind arbeitszimmer, privatkapellchen, sprechzimmer, wohnzimmer an der reihe und – nicht zu vergessen – das schlafzimmer.
in letzterem erblickt der neue als erstes erstaunt ein großes doppelbett mit – oh wie seltsam – einem bügelbrett längs der mitte. verwundert stellt er dem alten seelenhirten die frage was das bedeuten soll. ja, meint dieser, rechts vom brett schlafe ich, links vom brett meine haushälterin. der neue, ganz erschrocken und puterrot im gesicht: lieber bruder in christus! ähäm öhö ääh, aber was ist, wenn die fleischliche lust über sie kommt? der alte landpfarrer, dem nach vielen jahren seines segensreichen wirkens nichts menschliches mehr fremd ist: na, da nehmen wir das bügelbrett halt raus!
liebe grüße und auch ihnen eine schöne woche!
Elisa
” … Halten Sie mir aber aufgebrachte Pfarrherren und ihre Hauserinnen zurück, auf dass sie mich nicht noch steinigen…!”
ich gewähre assüül!
🙂
liebe Frau Dr. Bauer,
ein sehr guter artikel und die argumente sind ja wohl nur mit vielen verrenkungen zu widerlegen.
ich glaube allerdings nicht, dass sich in absehbarer zeit etwas grundsätzliches ändert.
vor vielen jahren habe ich im TV einen bericht über die crème de la crème der geistlichkeit in rom gesehen: im dienst, in der freizeit usw. – eine szene ist mir noch gut in erinnerung: eine größere gruppe geweihter herren nach des tages last und mühe auf der dachterrasse eines alten palazzo mit blick auf das ewige rom. natürlich nicht bei brot und wasser. mein gedanke war – ganz ohne wertung – eine (ehe)frau würde hier gewaltig stören. deshalb also kein größerer aufstand. ich hatte sogar verständnis, dass nichts am alten zopf geändert werden soll.
nun, nicht jeder fußsoldat ergeht sich des abends mit kollegen auf einer römischen dachterrasse oder braust mit dem porsche im dämmerlicht, wie in diesem film gezeigt, hinaus aus den engen mauern aufs land … er wäre schon mit der befreiung von der zwangskeuschheit sehr zufrieden.
wie war der ausagekräftige titel eines der verkaufsstarken bücher von frau ranke-heinemann? eunuchen für das himmelreich.
” … „Der Priester ist ein geweihtes Haupt.“ Das waren die Worte meiner katholischen, 1854 geborenen Urgroßmutter …. wir sind jetzt am Beginn des 20.Jahrhunderts – fand sich jeden Sonntag der „Herr Dekan Schmidt“ ein, um sich vor der Nachmittagsandacht mit Kaffee und Hefezopf zu stärken. Und meiner Urgroßmutter sein verschwitztes weißes Hemd zum Waschen dazulassen (er kam zu Fuß aus dem Nachbardorf) und das inzwischen gewaschene Hemd der Vorwoche in Empfang zu nehmen …”
werte Frau Dr. Bauer, zuerst lob und dank für diesen großartigen beitrag – sonst überspringe ich meist religöse themen – aber diesen habe ich von anfang bis schluss ohne auslassungen gelesen und auch schon an interessierte weitergeleitet.
den eingangs zitierten spruch kenne ich aus meiner kindheit auch noch zur genüge, sehr bestimmt geäußert von meiner großmutter (1886): schäm’ dich, das ist ein geweihter herr! als noch grundschulkind habe ich mich gewundert, woran sie das erkennt, aber nicht zu fragen gewagt.
bei uns auf dem dorf (50er, 60er jahre) hatten die kath. pfarrer allerdings haushälterinnen, die für das leibliche wohl (sic!) der geistlichen herren sorgten. ich kann mich erinnern, dass zumindest einer davon ein sehr umgänglicher mensch war und auch gerne mal mit den weinbauern am stammtisch saß.
ihre übrigen ausführungen in der sache waren für mich sehr interessant, gerade weil ich mich selbst vor vielen jahren sehr intensiv mit dem thema religion/kirche befasst habe. 2010 bin ich dann nach langen inneren kämpfen von den “katholen” zu den evangolen gewechselt (es ging ja nicht ums steuersparen). ausschlaggebend war ein evangelischer pastor und sein freund, ein indischer evang. bischof: sie haben ihren glauben gelebt, so wie man sich das vorstellt. nachdem dann die evangelische kirche immer grüner wurde, war es das für mich: “nicht in meinem namen”. die gesparte kirchensteuer kann man besser anlegen, dort wo es wirklich gebraucht wird, z.b. bei der blindenmission oder den zahlreichen tierschutzvereinen.
ich nehme ihren artikel zum anlass, nach langer zeit u.a. einmal wieder in die (leicht lesbaren) bücher von uta ranke-heinemann zu schauen oder auch in einige publikationen von herrn drewermann.
eine gute zeit wünsche ich ihnen und mir mehr beiträge dieser art!
ich bin trotz allem noch immer eine suchende.
Ich bin zwar in der christlichen Tradition aufgewachsen, aber ein Glaeubiger im eigentlichen Sinne bin ich gewiss nicht.
Die lokalen Priester, Pfarrer, Prediger/Gemeinde-Vorsteher von Freikirchen usw. haben m.A. zwei Hauptaufgaben.
Gemeinschaft herzustellen und zu foerdern. In den USA z.B. gibt es eine viel groessere Bandbreite von i.W. unabhaengigen kleinen Kirchen, die sich keiner aeusseren Hierarchie unterwerfen. Deren Hauptinteresse ist, auch wegen der finanziellen Interessen (bei einigen Wenigen nur aus finanziellen Interessen), eine moeglichst grosse Gemeinde zusammen zu halten. Eine Gemeinde, die nicht nur zum Gottesdienst zusammen kommt, sondern als Gemeinschaft sich gegenseitig hilft. Alle moeglichen Aktivitaeten werden da voran getrieben, meist auf Anregung einzelner Mitglieder. Manchmal fuehlt man sich in Don Camillo und Peppone hinein versetzt. In den laendlichen Regionen wird man oft in die Gemeinde hinein gezogen, auch als ‘Unglaeubiger’, und nicht ausgeschlossen, weil man irgend einem anderen ‘Label’ angehoert. Ein Nebeneffekt ist, dass sich die meisten Paeerchen ueber Kirchenveranstaltungen finden, nicht in Nightclubs.
Die Erinnerung aller, dass es neben dem ‘weltlichen’, dem materialistischen Leben noch etwas anderes gibt, welches zum persoenlichen Glueck viel mehr beitragen kann. Mir persoenlich ist es inzwischen Wurst, ob man das mittel Gott, Zeus, Thor, Allah oder Buddah findet. Ich denke nach ausreichendem Theologiestudium wird fast jeder zum Atheisten. Denn fuer hauptberufliche Prediger ist das Leben von Luft und Liebe leider auch unmoeglich. Der braucht Spenden oder Kirchensteuern. Und der Spagat zwischen dem was man predigt und dem was man wirklich tut ist fuer viele nicht lange auszuhalten.
Ich denke es nicht nicht wichtig, wie einzelne Bibelstellen interpretiert werden, welche moralischen Vorgaben wie streng eingehalten werden sollen, usw. Es ist aber wichtig ein grundsaetzliches Verstaendnis eines friedlichen Zusammenlebens zu haben, welches man nicht “taeglich neu verhandeln muss”.
Die mittelalterliche Hierarchiebildung der katholischen Kirche war damals wohl notwendig, um gegen die Monarchen und Aristokraten einen Stand zu haben (und sie z.T. zu dominieren). Das Berufspriestertum war schon immer eine Abzockerei. In Freikirchen kann oft jeder, der sich an diesem Tage ‘berufen’ fuehlt predigen (man steht einfach auf). Heut sagt der Carl mal was zum Thema x, naechste Woche der Tom was zum Thema y, und Elsie hat ihren Liebslingspsalm einstudiert und singt den jetzt vor.