Von Dr. Peter Forster
Zu sagen, Kiew sei immer für Überraschungen gut, mutet am 25. Februar 2022 fast untertrieben an: Auf diversen Kanälen, verdeckt und offen, streckt die Regierung Selensky nach Moskau Fehler aus. Der Tenor lautet: “Lasst uns reden miteinander, lasst uns das Blutvergiessen beenden.”
Schon am zweiten Kampftag sind russische Panzer- und Mech-Infanterie-Kampfgruppen im Zuge des Enthauptungsschlags gegen Selensky in Kiewer Vororte eingedrungen. Und schon regt die Ukraine Gespräche an. Der russische Aussenminister Aussenminister Sergej Lawrow reagiert entsprechend schroff. Ja, Russland könne sich eine Begegnung in der weissrussischen Hauptstadt Minsk vorstellen – sozusagen auf Putins Terrain: Der belorussische Despot Lukaschenko frisst ihm aus der Hand.
Aber Lawrow fordert pickelhart:
- Zuerst müsse die ukrainische Armee die Waffen strecken, das Kriegsgerät niederlegen – im Klartext: kapitulieren, sich unterwerfen.
- Die derzeitige ukrainische Führung sei für Russland kein Partner. Zuerst müsse sich in Kiew eine neue Regierung bilden, bevor Russland das Gespräch aufnehme. Das setzt die politische “Enthauptung” eines Präsidenten voraus, der 2019 gegen seinen Vorgänger Poroschenko mit 73% der Stimmen gewählt wurde.
Man muss nicht Prophet sein, um zu erkennen: Unter diesen Bedingungen fällt es der Ukraine schwer, eine Abordnung nach Minsk – oder an einen neutralen Ort – zu entsenden. Der Krieg geht weiter. Schafft er vollendete Tatsachen?
Erstveröffentlichung: bulletin-1.ch
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