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Vom „Kümmerer“ zum Triebtäter: Handballtrainer in über 500 Fällen des sexuellen Missbrauchs schuldig

Bild: Pixabay

Aufgrund seiner väterlichen Art nannten ihn viele den „Kümmerer“ – nun sorgte Handballtrainer Martin M. (Name geändert) aus Fellbach bei Stuttgart für einen immensen Skandal: So war der 53-Jährige in über 500 Fällen des sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden worden. Mitte Mai diesen Jahres hatte ihn das Landesgericht in Stuttgart zu fünf Jahren und vier Monate Gefängnis verurteilt. Der genaue Grund: Über 15 Jahre lang hatte sich Martin M. an minderjährigen Schutzbefohlenen im Alter von zwölf und 13 Jahren vergangen. Noch nicht volljährige Jugendliche wurden zudem zu Opfern des Triebtäters. Von 2006 bis 2021 hatte der Besagte Kinder und Jugendliche in drei Vereinen trainiert, zu denen unter anderem der SV Fellbach und die SGBBM Bietigheim gehörten. Mit Geschenken, Computerspielen, aber auch durch Drohungen und Angsteinflößungen hatte es der Angeklagte immer wieder geschafft, seine Opfer gefügig zu machen.

Die Taten sollen sich überwiegend in M.´s Wohnung, aber auch in dessen Auto nach Handspielen oder Turnieren ereignet haben. Seine Position als Trainer und Vertrauensperson hätte er dabei schamlos ausgenutzt, meinte die Staatsanwaltschaft. Zudem soll sich der Angeklagte im Besitz von Kinderpornos befunden haben. Allerdings hatte M. diverse Taten auch selbst gefilmt und als Video bei sich zuhause gehortet. Insgesamt seien es wohl 567 Anklagepunkte gewesen. Augenscheinlich geht man von zehn betroffenen Kindern und Jugendlichen aus.

Weil er als Ziehvater vieler Nachwuchsspieler galt, nannten ihn alle den „Kümmerer“. Sogar beim Jugendamt hatte Martin M. eine Zeit lang als EDV-Administrator gearbeitet. Sozialpädagoge wäre sein Hauptberuf gewesen. Dort hätte der Täter allerdings keinen Kontakt zu Kindern oder Jugendlichen gehabt, hieß es von Seiten des Stuttgarter Landratsamtes. In einer Stellungnahme des SV Fellbach hieß es derweil, man sei „vom Ausmaß der Taten“ schockiert. Und weiter: „Der mutmaßliche Täter hat Leid über viele Kinder, Jugendliche und Familien gebracht, welches schwer auszuhalten ist.“ Vereinsintern möchte man daher noch intensivere Prävention betreiben und sexuelle Gewalt verfolgen.

Der Fall Martin M. wurde erst im Sommer letzten Jahres publik, als sich ein mittlerweile erwachsenes Opfer hilfesuchend und verzweifelt an einen Anwalt wandte. Was zunächst noch wie ein Einzelfall anmutete, entblößte schnell eine ganze Reihe von ähnlichen Missbrauchsdramen. Vor allem, dass der Peiniger sich erneut als Vertrauensperson ins Leben der Opfer einschlich, schockierte massiv. Rechtsanwalt Jens Rabe bezeichnete den Fall als ein „Paradebeispiel, wie sexueller Missbrauch in Vereinen oft abläuft.“ Und weiter: „Es braucht nur einen hochmanipulativen Trainer, der mit vorgespielter Fürsorglichkeit ins Leben der Betroffenen eindringt. Einen Trainer, der rein sportliches Engagement vortäuscht und dabei gezielt Situationen schafft, in denen Missbrauch möglich ist – unbemerkt von den Eltern, von Mitspielern, von Vereinskollegen.“

Alex Cryso

Links:

https://www.lkz.de/lokales/landkreis-ludwigsburg_artikel,-missbrauch-handballtrainer-aus-fellbach-muss-5-jahre-und-4-monate-ins-gefaengnis-_arid,686021.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/prozess-sexueller-missbrauch-handball-trainer-vor-landgericht-100.html

https://www.focus.de/panorama/staatsanwaltschaft-stuttgart-ermittelt-ueber-500-missbrauchsfaelle-handball-trainer-in-u-haft-verein-entsetzt-eltern-erschuettert_id_25586557.html

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