China spielt mit dem Feuer

Wie ernst ist der Versuch Chinas, das demokratische Taiwan – früher Formosa – zu umzingeln – im Wasser und in der Luft? Als Drohung für den Ernstfall.

(Brasília – DF, 13/11/2019) Presidente da República Popular da China, Xi Pinping. Foto: Alan Santos/PR

Diese Versuche hat es in der Vergangenheit mehrfach gegeben.

Peking besteht seit Jahrzehnten darauf, das demokratisch geführte Taiwan als eine „abtrünnige Provinz Chinas“ zu behandeln und sogar diese High-Tech-Insel wieder einzuverleiben – wenn es sein muss auch mit Gewalt. Diese Drohung hat durch Wiederholungen an Schrecken und Schärfe verloren.

Taiwan ist politisch und wirtschaftlich stabil sowie industriell sehr stark. Mit seiner Halbleiterproduktion gehört Taiwan zu den Spitzenreitern in der gesamten Welt.

Militärisch ist „Festland-China“ Taiwan weit überlegen. Diese Überlegenheit besteht hauptsächlich auf dem Papier. China hat seit Jahrzehnten an keinem Krieg teilgenommen.

Die völkerrechtswidrige Invasion Russlands in der Ukraine sollte ein Warnsignal für den Präsidenten Xi Jinping sein. Putin wollte die Ukraine in drei Tagen militärisch besiegen. Die Entscheidung steht nach einem Kriegsjahr noch aus.

Er hat sich in vielen Punkten verschätzt: So auch In der Bereitschaft von Staaten dieser Welt , politische und militärische Unterstützung zu leisten – an der Spitze die Vereinigten Staaten von Nordamerika und einige wichtige westliche Staaten. In einer UN-Vollversammlung hat sich eine deutliche Mehrheit geweigert, den Angriff Russlands zu unterstützen – eine Lehre für China.

Russland hat durch seinen völkerrechtswidrigen Angriff die NATO, die der französische Präsident Macron noch vor Jahren als „hirntot“ bezeichnet hat, regelrecht stabilisiert. Die NATO ist dabei, zwei wichtige Staaten – Schweden und Finnland – in das Bündnis aufzunehmen. Dies ist besonders für Finnland eine deutliche Verbesserung seiner Abschreckungs – und Verteidigungsfähigkeit.

Jährlich wiederholte Übungen von NATO-Streitkräften im Baltikum signalisieren die Unterstützung auch der jeweiligen Bevölkerung. Angesichts der langen Landesgrenze zwischen Finnland und Russland sollte Russland nicht vergessen, dass es im II.Weltkrieg Finnland nicht besiegen konnte.

Sollte auch Schweden Mitglied der NATO werden, was bisher die Türkei blockiert, würde die Nordostflanke der NATO noch stabiler

Die chinesische Einschätzung der sicherheitspolitischen Lage im Pazifik

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat auf die russische Bitte um militärische Unterstützung eher zurückhaltend reagiert. Er will nicht, durch Putin in dessen Krieg hineingezogen werden.

Xi Jinping hat etliche Baustellen in seinem Bereich.

Seine restriktive Null-Strategie gegen Covid–19 hat China schwer geschadet.

  • Die Zahlen der Toten und Erkrankten sind in China – trotz seiner rigiden Absperrungen und Quarantäne-Maßnahmen – sehr hoch – zu hoch im Vergleich mit anderen Weltmächten.
  • Wichtige Lieferketten wurden unterbrochen, ganze Stadtviertel wurden unter Quarantäne abgesperrt.
  • Der Luftverkehr wurde eingestellt.
  • Die Staus von Frachtschiffen im Hafen von Shanghai waren kilometerlang, ein Aus- und Beladen dieser Schiffe war selten möglich.
  • Es kam zu zahllosen Arbeitslosen, die ihre Unternehmen und Schiffe verließen und zu ihren Familien im Landesinneren flohen.

Zu spät hat Xi Jinping seine Null-Covid-Strategie aufgegeben – ohne Vorbereitung.

In der Summe hat Xi Jinping deutlich an Vertrauen für seine Führungskunst bei großen Teilen der Bevölkerung verloren. Vertrauen und Ansehen waren Säulen des inneren Friedens.

Das Bruttosozialprodukt Chinas ist um einige Prozent gesunken. Viele notwendige Fachkräfte fehlen in zahlreichen Unternehmen.

Der Re-Start der chinesischen Wirtschaft und des täglichen Lebens verlief mit Schwierigkeiten. Die Unruhen von Uiguren im Westen Chinas wirken noch im Untergrund.

Tibet ist noch immer ein Unruheherd.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis der frühere „Normalzustand“ wieder hergestellt werden kann.

Die totale Überwachung seiner Bevölkerung reduziert „besondere Vorkommnisse“. Sie werden im Keim erstickt.

Das Ausland nutzt die Situation, die „einseitige industrielle Abhängigkeit“ von China zu reduzieren. Neue Lieferketten müssen entwickelt werden.

China ist in technisch anspruchsvollen Importen zu einem wesentlichen Teil von Taiwan abhängig. Diese Fakten gehen ein in eine landesinterne Beurteilung

Die außenpolitische Einschätzung von Xi Jinping

China hat die früher unumstrittene Dominanz im Pazifik eingebüßt.

Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Jahren mit „alten“ und „ neuen“ Verbündeten ein Sicherheitsnetz im Pazifik aus- und weitergebaut, das von Japan bis nach Australien reicht sowie Südkorea und Vietnam einschließt. In einigen Allianzen sind Kräfte von Großbritannien und Frankreich als Mitglieder eingebunden.

Die chinesische Führung hat diese Entwicklungen erkannt und in Stärke umgesetzt. Sie beklagt diese Entwicklung als „Eindämmung“.

Diese Entwicklung hat strategische und geopolitische Bedeutung, auf die „Europa“ mit Neid schauen kann. Es hat diese geopolitische und geostrategische Entwicklung der letzten Jahre verkannt.

Wie entscheidet Xi Jinping in dieser neuen politischen Umgebung im Pazifik?

Noch einmal ein Blick auf den Krieg zwischen Russland und westlicher wirkungsvoller moralischer, militärischer und wirtschaftlicher Unterstützung.

Dieser Blick über den Tellerrand kann für Xi Jinping hilfreich sein.

Ihm geht es um die Weltmacht-Rivalität mit den Vereinigten Staaten. Das dürfte für Xi Jinping wichtiger sein als die Rettung des Juniorpartners Russland mit seiner schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung.

Er sollte seinen Einfluss auf Putin nutzen, dessen Krieg gegen die Ukraine zeitnah mit einem Waffenstillstand zu beenden und in faire Verhandlungen zu führen, die ohne Putin zu einem robusten Frieden führen könnten, der auch von der Ukraine akzeptiert werden kann.

Natürlich gibt es noch einen Unsicherheitsfaktor: Werden die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten ihre Beistandsversprechen tatsächlich einhalten? Jede amerikanische Regierung muss davon ausgehen, dass die derzeitige Weltordnung zerstört würde, wenn sie ihre wiederholten Beistandsversprechen brechen würde.

Sie muss ihrer Verantwortung für das Überleben der Menschheit gerecht werden.

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

Brig. General a.D. Dieter Farwick
Brig. General a.D. Dieter Farwick
Brig. General a.D. Dieter Farwick wurde am 17. Juni 1940 in Schopfheim, Baden-Württemberg, geboren. Nach dem Abitur wurde er im Jahre 1961 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr eingezogen und anschließend Berufssoldat. Einen Höhepunkt seiner Karriere bildete die Tätigkeit im Planungsstab von Bundesverteidigungsminister Dr. Manfred Wörner, wo er vier Jahre an der Schnittstelle Politik-Militär tätig war. In den 90er Jahren fand er über vier Jahre als Operationschef im damaligen NATO-Hauptquartier Europa-Mitte Verwendung und war maßgeblich an der Weiterentwicklung des NATO-Programmes ´Partnership for Peace` beteiligt. Schon während seiner Dienstzeit verfasste Farwick mehrere Bücher und andere Publikationen zu Fragen der Sicherheitspolitik und der Streitkräfte. Im „Ruhestand“ engagierte er sich viele Jahre als Chefredakteur eines Newsservice für sicherheitsrelevante Themen und organisiert heute noch Tagungen zu diesem Thema an renommierten Instituten.

9 Kommentare

  1. Vielleicht kann sich der General noch an die Minsk-Abkommen erinnern, in denen Putin versuchte zumindest einen Waffenstillstand zu erreichen, damit die Bombardierung des russischsprachigen Teils der Ukraine endlich aufhoert? Die USA mit seinen NATO Partnern nutzten das nur dazu aus, um die Ukraine aufzuruesten, militaerisch auszubilden, usw. und das ist eine Tatsache.

    Niemand anders als die USA traegt die Schuld an diesem Krieg. Schon gar nicht China.

  2. “Sie muß ihrer Verantwortung für das Überleben der Menschheit gerecht werden.”

    Selten so gelacht ! Zur Erinnerung hier ein Zitat des Massenmörders und Kriegsverbrechers Obama :” Wir müssen allen Ländern den Arm umdrehen, die nicht das machen, was wir wollen.”

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    • Das war auch mein Gedanke:

      Man denke nur an die MILLIONEN TOTEN, die das amerikanische Kriegsverbrecher- und Mörder-REGIME auf dem Gewissen hat, im Verbund mit dem “Windsor”-Regime.
      Beginnen wir mit dem RHEINWIESEN-MASSAKER –> Was ist damit ?? Bombardierung deutscher Städte mit Brandbomben, Zeitzünder-Bomben (Dresden, Hamburg, etc.)
      Vietnam, Afghanistan, Syrien, Irak-Iran, Serbien/Kosovo, Ukraine (Putsch, Bürgerkrieg, Aufrüstung und Ausbildung der Azov-Bataillone, etc.)

      Der Artikel liest sich ein bisschen wie ein Wochenend-Memo von Victoria “Fuck the EU” Nuland an ihren Kumpel Sleepy Joe.

      Zu guter Letzt: Die USA, namentlich das US-Außenministerium ist noch NIE (!!) von der EIN-CHINA-Politik abgerückt, d.h., von dem Standpunkt, dass Taiwan ein TEIL VON CHINA ist ! Das kann sogar auf der Website des US-Außenministeriums “schwarz auf weiß” nachgelesen werden.

  3. Wieder mal beweist der mutmaßliche Kriegsvorbereiter (Serbien?) und Karnevals- Uniformträger Farwick, daß er von Politik und Krisen- Konflikten null Ahnung hat. Doch daß ist typisch für Leute die bei Mainstream- Medien wie Conservo, Spiegel und SZ gut etabliert sind. Er schreibt: “China hat seit Jahrzehnten an keinem Krieg teilgenommen…” Na da geb ich dem General recht. Im Gegensatz zu seiner US Verbrecher- Nato stimmt das wirklich. Doch dann widerspricht er sich: “Militärisch ist „Festland-China“ Taiwan weit überlegen. Diese Überlegenheit besteht hauptsächlich auf dem Papier. China hat seit Jahrzehnten an keinem Krieg teilgenommen.” Wie blöd muß man sein, hier keinen Widerspruch zu erkennen?
    Natürlich quatscht er Pflicht- bewußt von den “pöhsen” Russen. Natürlich hat er nie von den US-Nato Kriegen gg. Vietnam, Korea, Irak, Lybien, Syrien etc. etwas vernommen. Das darf oder will er wahrscheinlich nicht weil es nicht in sein krudes Weltbild paßt. Farwick, deine US Verbrecher Nato hat in Serbien abgereicherte Uran Munition verwendet. Deine “RotGrünen” (und du?) sind die Täter – besser den Ball flach halten. Ihr kriegt demnächst die Quittung. Ich bin dabei – versprochen!
    Schade, daß ich als ehrlicher Steuerzahler deine Rente finanzieren muss – zum kot…

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  4. “Sie (USA) muss ihrer Verantwortung für das Überleben der Menschheit gerecht werden.”

    Und das heißt, endlich ihre Supermachtstellung aufgeben und den Weg für eine MULTIPOLARE WELT freimachen, wie es dem SOC und den BRICS vorschwebt.
    Und endlich ihre ZOG aus Washington D.C. entfernt

    Das wäre m.M. nach der erste Schritt zum Überleben der Menschheit!

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  5. ….Mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern (2020) stellt China das bevölkerungsreichste und gemessen an seiner Gesamtfläche das drittgrößte Land der Erde dar. …

    https://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China

    ….wird nur von Russland und Kanada und ihre Bevölkerung von 331,4 Millionen Einwohnern nur von China und Indien übertroffen….

    *ttps://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Staaten

    ….In der EU leben 447,7 Millionen Menschen auf einer Fläche von über 4 Mio. km². Flächenmäßig ist Frankreich das größte und Malta das kleinste Land der EU. ….

    *ttps://european-union.europa.eu/principles-countries-history/key-facts-and-figures/life-eu_de

    China:
    -ein Land mit homogenem Volk und stolz auf ihre erreichten Errungenschaften
    -eine politische Leitlinie
    -wenn die müssen, dann sind Mann und Frau alle unter Waffen

    Amerika viel Spass, beim versuchten “Landgang”
    Man wird euch Kriegstreibern gehörig den A* aufreißen
    Das wird ein zweites Vietnam oder ein zweites Korea.

    Und da ihr massenmäßig unterlegen seid, werdet ihr wieder “die Bombe” werfen.

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