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„Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Reich Gottes“ *

four boy playing ball on green grass
Photo by Robert Collins, Pixabay

Italienische Kleriker und ihre Gemeinden: Erinnerungen

Im Zug der gesamten Missbrauchsverbrechen an Kindern, denen sich leider nicht nur Pädagogen aller Art, nicht nur Familienangehörige, sondern auch Priester und Seelsorger, die das Wort Gottes verkünden, schuldig machten, erinnere ich mich an Menschen und Begebenheiten im Umfeld italienischer Kirchengemeinden früherer Jahrzehnte.

Kinder – die Lieblinge Jesu

Ich kannte mehrere italienische Priester. Sie waren gute und weniger gute Seelsorger. Und nicht wenige unter ihnen liebten eine Frau, nicht wenige waren geradezu begeistert von schönen und intelligenten Frauen. Für (gesunde) Italiener spielen Frauen eine große Rolle. Italiener sind zärtlich, machen gerne amore. Mit einer Frau. Das ist ihr Lebenselixier!

Priestertum hin – Priestertum her. Zölibat hin – Zölibat her.

(Natürlich gab/gibt es auch die Zölibatären).

Gerade die Frauenliebhaber waren oft nicht die schlechtesten Seelsorger! Sie hatten Verständnis für viele Sorgen, die die Menschen bewegten, konnten oft mit praktischem Rat weiterhelfen. Auch ihre Predigten waren häufig gepaart mit biblischen Bezügen und Lebensnähe. Und sie liebten die Familie. Waren kinderlieb. Im guten Sinn.

Einen dieser Herren, der einerseits zwar oft eigenen, schöngeistigen Interessen frönte, andererseits aber viel für die „armen Leute“ übrig hatte, für jene „mühselig Beladenen“, die ein schweres Schicksal zu tragen und auch sonst Probleme aller Art hatten, erlebte ich ab und an mit Kindern. Ich erinnere mich da an zwei besondere Ereignisse.

Eine junge Mutter suchte ihn, ihren „Parroco“ (Pfarrer) mit ihrem etwa sechs Monate alten Kind auf, um den Tauftermin zu besprechen. Sie stellte den Kinderwagen im Pfarrbüro ab, zur großen Begeisterung des Pfarrers. Das Kind, ein maschietto (gespr.: maskietto), d.h. ein Junge, lag im Wagen und strampelte mit seinen nackten Beinchen (wir hatten Hochsommer). Der Pfarrer war buchstäblich hingerissen von dem Kind. Bevor er sich der Mutter zuwandte, stand er eine endlose Weile vor dem Wagen und sprach liebevoll mit dem Baby, das lachte und jauchzte. Er konnte sich schier nicht von ihm trennen.

Eine weitere Begebenheit, die ich miterlebte, war ein Besuch von der Schwester des Pfarrers, die mit ihrer Familie einige Tage bei ihm verbrachte. Das jüngste Kind, ein kleines Mädchen von nicht ganz zwei Jahren, war der Sonnenschein des Onkels. Nach einem Abendessen, zu dem ich eingeladen war, bekam das Kind schreckliches Bauchweh und weinte in einem fort. Mutter, Vater und Onkel waren natürlich zärtlich um das Kind bemüht. Allen voran der Kleriker-Onkel. Er kümmerte sich voller Zartheit um die kleine Carluccia (zärtliche Variante von Carla); ihm gelang es, sie zu trösten und ihr den entkrampfenden Tee einzuflößen.

Ich sprach ihn auf sein liebevolles Verhalten Kindern gegenüber an. Und hielt natürlich nicht mit meiner Meinung bezüglich des – verfluchten – Pflichtzölibats zurück (den dieser Pfarrer übrigens ablehnte, wurde er von seinen Eltern doch einst massiv zum Priester gedrängt). Er gab offen zu, dass ihm eine Familie sehr fehle und meinte leidenschaftlich, mit Blick auf Kinder: „Weißt du Giuliana, ich kann es nicht ertragen, Kinder leiden zu sehen. Wenn ich hinzukäme, wenn einer einem Kind etwas antun würde, dem würde ich…“ Und das sage ich nun zuerst auf Italienisch: „…gli spaccherei la testa…“ – „dem würde ich das Gehirn spalten…“

(Bei den Italienern bleibt es nun allerdings nicht immer allein bei den Drohungen… Ich konnte mich davon mehr als einmal überzeugen…)

An dieser Stelle möchte ich eine Tatsache nicht verschweigen, auch wenn ich Gefahr laufe, von den Progressiven „gesteinigt“ zu werden:

Jenen Priestern waren homosexuelle Kollegen ein Dorn im Auge (wie übrigens vielen italienischen Männern die Homosexuellen allgemein). Sie wurden abfällig als frocio bezeichnet, man traute ihnen nicht über den Weg. Schließlich hatte man auch mit einigen von ihnen aus den Priesterseminaren schlechte Erfahrung… … … Ebenso stand man vielen Kurialen in Rom kritisch bis verächtlich gegenüber… … …

Etwas war unserem Pfarrer besonders heilig: die Worte Jesu über Kinder und dessen Verhalten ihnen gegenüber:

„Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als dies Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen:

Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihnen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie“ (Mk 10,13-16).

Nach den zahlreichen Erkenntnissen über den furchtbaren Missbrauch, den Kleriker an Kindern verübten, hätte dieser italienische Priester (Gott hab‘ ihn selig) viel zu tun: Da müsste er einer ganzen Reihe seiner „Mitbrüder in Christus“ das Gehirn spalten…

Ich höre ihn förmlich vor mir, wie er über diese delinquenti, diese Verbrecher losdonnern würde, die man alle dal diavolo, zum Teufel schicken müsse… Denen man keinerlei falsche Barmherzigkeit schenken dürfe, die harte Konsequenzen zu tragen hätten… Che vergogna, was für eine Schande…, die er in seinen Predigten thematisiert hätte… Und – er hätte diese Kollegen gemieden come la peste, wie die Pest, hätte er welche gekannt… Oder ihnen eben das Gehirn gespalten…

Der Italiener hatte auch kein Verständnis dafür, acht-bis neunjährige Kinder vor ihrer Erstkommunion zum Beichten zu schicken. Fand diese in der italienischen Gemeinde statt, verlangte er es nicht. Er betrachtete dies als stupidaggine, als Unsinn, als Dummheit, die nicht mit der Auffassung Jesu übereinstimme, der den Erwachsenen die Kinder als Vorbild hinstellte; auch würde das die Kinder unnötig verrückt machen…

Wo sind die vielen anständigen Priester?

In den gesamten Diskussionen und Berichten vermisse ich etwas ganz Wesentliches:

die Stellungnahmen, die Bekundungen der vielen anständigen Priester und Seelsorger. Wo sind sie?

Wo sind ihre öffentlichen Bekundungen zugunsten der Kinder? Der Jugendlichen? Ihr öffentliches Bekenntnis zu den Heranwachsenden?

Auch gegen einen ehemaligen Chef, einen Bischof, einen Hirten? Der nie wirklich einer war.

Wo bleibt das klare Bekenntnis der vielen Priester zugunsten der Kinder, die zu den Schwächsten der Gesellschaft gehören? Zu den Kindern, die Jesus von Nazareth liebte, die ihm besonders am Herzen lagen?

Ein neuer „Mantel des Schweigens“ im Umkreis des ehemaligen Freiburger Erzbischofs

Von einem beredten Beispiel berichtete vor wenigen Tagen Freiburgs Badische Zeitung. Sie deckte ein weiteres Blatt an Informationen auf und titelte: „Staufens Pfarrer Maas beantwortet keine Fragen zum Missbrauchsgutachten.“

Staufens Pfarrer? Der katholische Pfarrer von Staufen im Breisgau? Was hat er damit zu tun?

Nun für alle Interessierten, die nicht aus Freiburg und seinem Umland stammen: die bekannte Kleinstadt Staufen ist ein historisches Kleinod, in der südlich von Freiburg gelegenen „gesegneten Landschaft“ des Oberrheins. Die dortige, in ihrem Kern spätgotische Pfarrkirche St. Martin beherbergt u.a. zwei wertvolle Skulpturen des 15.Jahrhunderts, die dem berühmten süddeutschen Maler und Bildhauer Hans Multscher zugeschrieben werden: einen trauernden Jünger Johannes und eine klagende Maria. Ein Juwel oberrheinischer Kunst.

Und der gegenwärtige katholische Pfarrer von Staufen ist kein Geringerer, als der langjährige ehemalige Sekretär des Freiburger Erzbischofs emeritus Zollitsch. Danach war er für den Themenbereich Priesterberufungen zuständig. Für Priesterberufungen! Die zölibatären! Ausgerechnet! Welch ein Hohn!

Die Klagen der Mutter Jesu und des ihr anvertrauten Jüngers Johannes finden am Oberrhein kein Ende…

Es liegt natürlich auf der Hand, dass die Freiburger Presse anrückte und den Herrn Pfarrer ob seiner Tätigkeit beim ehemaligen „Herrn Erzbischof“ befragen wollte. Aber sicherlich beantwortet der Herr Pfarrer keine Fragen…

Er will keinen Pechkübel über seinen Ex-Chef auskippen. Verständlich.

Obwohl dieser sich 30 Jahre lang der Beihilfe sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen schuldig machte.

Was nun beim Herrn Pfarrer fehlt, ist, wie fast überall, ein eindeutiges Bekenntnis zum Kind. Zum Schutz des Kindes. Auch vor kriminellen Klerikern. Eine klare Absage an das Verbrechen des Kindesmissbrauchs.

Ein Mangel, der bei diesem Geistlichen besonders ins Auge springt. Daher liegt es dem Pfarrgemeinderat am Herzen, wie die BZ anmerkt, keinen „Mantel des Schweigens“ über die furchtbaren Realitäten zu breiten. Da darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein… Aber unweit von Staufen liegt ja das alte Kloster St. Trudpert. Sollten die Staufener dem Herrn Pfarrer, wenn er keine Farbe bekennen will und sich weiter hinter dem Schweigen in „traditionell-katholischer“ Manier verschanzt, die Tür weisen, kann er dort ja ein beschauliches Büßerleben führen. Und für Priesterberufungen beten… Für zölibatäre, versteht sich… Andere Berufene gibt es ja nicht… … …

„Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau‘ sie ab“

Aber Spott beiseite. Alles in Allem packt mich ein heiliger Zorn.

Ein Zorn darüber,
dass der aufoktroyierte Zölibat,
den die Priesterkandidaten der lateinischen Kirche versprechen,
von den Verbrecher-Priestern in so schamloser und menschenverachtender Weise gebrochen wurde/wird.

Gebrochen mit einem Kind, mit einem Jugendlichen, mit einem Hilfsbedürftigen.
Und mit diesem Bruch diese Menschen zerstör(t)en.

Ein Zorn darüber,
dass von so vielen klerikalen Vorgesetzten darüber hinweggesehen wurde. Wird.
Dass der „Bruch des Zölibats“ über ein solch schweres Verbrechen hingenommen, verziehen, bagatellisiert wurde. Dass ein solches Verbrechen hingenommen wurde.
Denn es war ja nur ein Kind, das sich der Herr Pfarrer nahm. Dieser arme „Bruder im Nebel.“

Ein Zorn darüber,
dass ein Priester, der die Liebe zu einer Frau bekennt, umgehend suspendiert wird.
Die gesunde Liebe, die gottgewollte, von Gott erschaffene und geheiligte Liebe zu einer Frau.

Natürlich – der „heilige“ Priester bricht das Kirchengesetz. Das Zölibats-Gesetz. Mit einer „sündigen“ Frau. Das Kurien-Gesetz, das höher steht, als die Gebote Gottes… … …

Ja, da wären einige der oben genannten Priester aus Bella Italia damals gegangen worden… Hätten ihre Bischöfe von ihren Liebschaften Wind bekommen… Und – dann hätten wieder ein paar Priester mehr gefehlt…

Es packt mich auch nach wie vor ein heiliger Zorn darüber,
dass die Hierarchie der lateinischen Kirche an wertvollen Berufungen weiterhin achtlos vorbeigeht.

Denn es gibt sie, die Berufungen. Unter verheirateten gottesfürchtigen Männern z.B. und unter solchen, die heiraten möchten.

Die sich mit ihrer Frau gemeinsam für das Reich Gottes einsetzen möchten.

Die Mehrheit der Priester der katholischen Ostkirchen macht es uns vor.

Stattdessen verbeißt sich die lateinische Kirchenhierarchie weiterhin in die ledigen Gesellen, ob sie nun wirklich alle berufen sind oder nicht.

Und ignoriert den Willen des Heiligen Geistes. „Der (Hl.) Geist aber sagt deutlich…, dass … viele vom Glauben abfallen werden…, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner…

Sie gebieten, nicht zu heiraten…“ (1 Tim 4,1-3).

Schlimmere Heuchler und Lügenredner, als die Missbrauchstäter und ihre bischöflichen Helfershelfer gibt es kaum in dieser fehlgeleiteten, machtfixierten Kirche Jesu.

Für die Missbrauchstäter und ihre Helfershelfer aber gibt es ein klares Wort ihres Herrn, den sie schändlich verraten.

Ihres Herrn, der jedoch nicht allein die Liebe Gottes, sondern auch das Gericht Gottes verkündete:

„Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau‘ sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen… (Mk 9,43).

Bei der Umsetzung dieser Worte bliebe vielen Kindern großes Leid erspart.

https://www.badische-zeitung.de/staufens-pfarrer-maas-beantwortet-keine-fragen-zum-missbrauchsgutachten–260170685.html

https://www.badische-zeitung.de/ruhe-rund-um-st-martin–260400063.html

* (Mt 19,14; Mk 10,14; Lk 18,16)

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

6 Kommentare

  1. Das ist bekannt, Herr Rhau, dass die Priester der katholischen Ostkirchen vor ihrer Weihe heiraten (müssen/dürfen).
    Dennoch sind etwa 90% dieses Klerus verheiratet. Das ist eine Tatsache. Und die meisten Männer, die Priester werden, lassen sich eben erst weihen, wenn sie verheiratet sind.
    Wäre allerdings ihre Weihe oder ihre Ehe sakramental ungültig, würde Rom das nicht erlauben. Das widerspräche auch den Schriften des Neuen Testaments. Die übrigens kein Ehe-Verbot für Männer kennen, die ein Weiheamt innehaben (siehe Paulus, auch wenn er selbst die Ehelosigkeit bevorzugt, aber klar sagt, dass er dazu „kein Gebot vom Herrn“ habe, 1 Kor 7,25).

    Auch die von der Obrigkeit der lateinischen Kirche permanent zitierte Aussage Jesu zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist lediglich eine Feststellung Jesu (weder ein Gebot, noch eine Empfehlung). Eine Feststellung dahingehend, dass es diese Ehelosigkeit gibt (Mt 19,12). Und er führt sie als letzte Begründung an, in einer Aufzählung von anderen Gründen. Im Übrigen ist im griechischen Originaltext, wie mich ein Theologieprofessor belehrte, von „Verschnittenen“ die Rede…

    Ihnen ist sicher auch bekannt, dass die lateinische Kirche bis ins 11./12.Jh. einen überwiegend verheirateten Klerus kannte. Der aber den Fanatikern unter den klerikalen Ehelosen schon lange ein Dorn im Auge war. Die, wie zahlreiche historische Quellen bezeugen, die Sexualität sehr negativ sahen, auch in der Ehe (was auch mein Eindruck bei Ihnen ist?). Die sich damit aber gegen Gott und die biblischen Schriften stellten.

    Im 11.Jh. gingen Kirchenobere/Legaten unter den „Reformpäpsten“ bzw. mit deren Billigung dann gegen die verheirateten Priester vor, zum großen Teil mit ständigen Drohungen und Gewalt und unter massiven Hetzkampagnen gegen diese Priester (vor allem die Gläubigen wurden gegen sie aufgehetzt). Ich habe dazu historische Quellen recherchiert. Es waren Gewaltexzesse, die mir noch nicht lange bekannt sind und die mich total schockierten. In Mailand z.B. wurden im 11.Jh. zahlreiche verheiratete Priester, ihre Ehefrauen und Kinder ermordet. Doch wo Gewalt herrscht und wo Mord begangen wird, ist der Heilige Geist nicht anwesend.
    Aber auf dieser Gewalt, nicht auf ordentlichen, biblisch fundierten Beschlüssen von Synoden, wurde der Pflicht-Zölibat im 12.Jh. durchgesetzt (und seit dort immer wieder „erneuert“), was eine Riesenschande für die lateinische Kirche darstellt. Ich publizierte zu diesen Themen mehrere Artikel, die auf historischen Quellen beruhen. U.a. https://beischneider.net/2022/03/03/typisch-roemisch-katholisch-trauer-muesste-ecclesia-tragen/

    Zu den Bischöfen: auch da gab es jahrhundertelang verheiratete Männer. Der Apostel Paulus schreibt dazu (bevor er sich dann im Weiteren zu den Diakonen äußert):
    1 Das ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich‘ Werk.
    2 Darum soll ein Bischof unsträflich sein, eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, sittig, gastfrei, geschickt zur Lehre,
    3 nicht dem Wein ergeben, nicht händelsüchtig, sondern gelinde, nicht zänkisch, nicht geldgierig,
    4 der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der seine Kinder im Gehorsam halte mit aller Ehrbarkeit;
    5 denn wenn jemand seinem eigenen Hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die Gemeinde Gottes versorgen? (1 Tim 3, 1-5).
    Man kann hier auch die Frage hinzufügen: wenn ein Bischof eigene Kinder hat und mit diesen mitfühlt, wird er dann Missbrauchstäter unter seinen Priestern so ungeschoren davonkommen lassen? Zumindest hätte er dann nicht die Sorge, seine Zölibatären schützen zu müssen… … …

    Eines kann ich nun zu Ihren Ausführungen über Priesterehe und Priesterzölibat, auch von meiner vielseitigen Erfahrung her, sagen:
    es gibt gute und schlechte Priester. Was aber selten am Leben im Zölibat hängt.

    Ich kannte eine Reihe von Priestern, die zwar den Zölibat lebten (wie es jedenfalls aussah), die aber nicht alle vornehmlich für ihre Gemeinde da waren. Von denen etliche vorwiegend ihren eigenen Interessen frönten. Die sich einem Zweitstudium widmeten und ihr Hobby damit zum Beruf machten, anstatt für ihre Gemeinde da zu sein. Die ewig eine Doktorarbeit schrieben, für die sie ständig unterwegs waren, bei der die Herren häufig auch nicht gestört sein wollten…, eine Doktorarbeit, die für ihre Gemeinde und für ihre Seelsorgetätigkeit so unnötig wie ein Kropf war. Die x-andere Sachen machten wie Bücher über verschiedene Themen schrieben usw. usw.
    Von wegen Seelenführer und Seel-Sorger für die Menschen, für ihre Gläubigen… Von wegen…

    Andere Priester, die ich kannte, hatten eine Freundin. Sie führten mehr oder weniger offen ein Konkubinat. Letztlich aber dann doch wieder verheimlicht. Auch wenn es der Gemeinde meist bekannt war… Nur öffentlich erklären durften sie es nicht… Sonst stand der Bischof auf der Matte…
    In einem Fall, den ich persönlich kannte, erhielt der betreffende Priester vom zuständigen Ordinariatsrat (ebenso Priester), der im Auftrag des Bischofs handelte, die Empfehlung, die Frau, die er liebe, als „Haushälterin“ zu sich zu nehmen und die „Sache ist damit erle-digt“ (der Priester wurde daraufhin evangelischer Pfarrer). Ist nun für einen Priester ein Konkubinat besser oder eine sakramentale Ehe? Eine Ehe, die von Gott geschaffen und geheiligt wurde.

    Gott und Christus sehen auf das Herz des Menschen: „Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an“ (1 Sam 16,7).
    Christus lehnt keine verheirateten Priester ab. Er beruft auch verheiratete Männer. Oder solche, die heiraten möchten. Er beruft sicher auch ehelose Männer. Aber denen teilt er sich dann entsprechend mit.
    Und glauben Sie nicht, dass nur ehelose Kleriker gute Seelenführer sind. Und nur sie die Hingabe an Gott leben. Wie gesagt, kann ich Ihnen genug Beispiele von zölibatären Egozentrikern liefern. Und Beispiele von engagierten, für Gott und die Menschen engagierten Priestern und Diakonen, die verheiratet sind.
    Dabei belasse ich nun die Diskussion.
    Dr. Juliana Bauer

  2. Ich traf auf manche katholische Priester, die ihren Beruf nicht wirklich als Berufung leb-t-en, sondern “handwerksmäßig” ausübten. Der verordnete Priester-Zölibat für die “Lateiner”, der, wie das Vaticanum II sagt, “angemessen” sei, da die Priester dann “mehr Christus anhingen”, trifft bei weitem nicht auf alle zu. Es gibt solche und solche, übrigens auch unter den Verheirateten. Wie den katholischen Ostkirchenpriestern. Auch dort kann man auf “Seelenführer” treffen und auf Männer, die die Hingabe an Gott leben. Trotz einer Ehefrau. Oder gerade auch mit ihr.
    Ich selbst fand unter den zölibatären Gemeindepriestern, von denen ich zahlreiche kannte, nie einen “Seelenführer.” Nie. Aber auch nie sonstige tatkräftige Hilfe, wenn ich sie mal gebraucht hätte. Im Grunde könnte ich die “Kirche” in den Wind schießen…
    Eine Seelenführung erlebte ich, wie unzählige andere Christen (siehe Kommentare unter den Videos) bei vielen Predigten von Mgr Michel Aupetit, dem leider geschassten Ex-Erzbischof von Paris. Von denen ich bisher 50 Predigten ins Deutsche übersetzte.
    Kürzlich las ich ein Interview mit einem verheirateten Diakon. Er erzählte davon u.a., dass er täglich eine intensive Zeit für das Gebet/mit dem Gebet lebe. Trotz Ehefrau (manchmal auch mit ihr).
    Von einem französischen, langjährigen Diakon aus der Diözese Paris las ich vor einiger Zeit ebenso ein Interview: er berichtete von seiner Zeit seit seiner Diakonenweihe. Von seiner wachsenden “intimen” Hingabe an Christus, seiner “Nähe” zu Christus und seiner gleichzeitigen Liebe zu seiner Frau, die ebenso “immer mehr” wachse. Auch betonte er seine vielseitige Hilfe für gerade die “Schwächsten” der Gesellschaft: die Kinder, die Behinderten und Kranken, die alten Menschen. Ebenso das Hinführen zum Glauben, besonders von jungen Leuten, das Spenden der Sakramente (die, die ihm erlaubt sind). Es gibt eine wunderbare Homepage des Erzbistums Paris dazu: “Des diacres heureux” (Die glücklichen Diakone). Dort werden diese Gaben von den älteren Diakonen alle genannt.
    Sie sprechen den Protestantismus an: ich vergleiche nie mit der protestantischen Kirche. Weder die Gottesdienste, noch sonstiges. Vielen Glaubensfragen wie dem Verständnis von Ämtern, von Liturgie usw. liegt eben ein anderes Verständnis zugrunde.
    Und zu den Pfarrfrauen: von einigen Ostkirchenpriestern weiß ich, dass ihr Pfarrhaus immer offensteht für die Menschen und ihre Frau oft die erste Ansprechpartnerin der Gläubigen ist. Bei Sorgen und Nöten wie bei freudigen Ereignissen.
    Die Botschaft Jesu wird dort gelebt. Das ist der Kern.

    • Gut, akzeptiert. Auch in der lateinischen Kirche ist der Beichtvater ja oft ein Ordensgeistlicher und nicht der Pfarrer.
      Ich weise noch auf ein praktisches Probem hin: selbst im kirchsteuergesegneten D und Ö sind de Gehälter des einfachen Diözesanklerus alles andere als üppig und würden kaum ausreichen, eine Familie zu erhalten. Die nachkonziliäre Kirche zog es vor, einen bürokratischen Apparat und ein Rätesystem aus Oberlaien aufzuziehen.
      Überall dort, wo es keine Kirchensteuer gibt bzw. wo der Staat den Klerus nicht (ausreichend) bezahlt, ist die Situation noch viel schlechter. So müssen griechische Dorfpopen oft einen Nebenerwerb suchen, sei es eine kleine eigene Landwirtschaft (was noch anhängig ist) oder aber eine unselbständige Tätigkeit, die ihrer Art nach oft mit der priesterlichen Würde und seinem Ansehen schwer vereinbar ist.
      Übrigens besteht in den orthodoxen Kirchen meist ein Zwang zur Heirat, ohne eine solche wird man nicht geweiht. Eine erstrebenswerte Situation?

    • Heute bin ich ziemlich schreibfreudig, aber das Thema interessiert mich…

      Wenigen ist im Westen vielleicht bekannt, daß die Ostkirchen die Heirat eines Priesters nicht kennen, diese wäre – nicht nur rechtlich, sondern auch sakramental – ungültig. Das zeigt doch, daß auch für die Ostkirchen der verheiratete Priester eigentlich eine abnormale Erscheinung war bzw. ein bloßes Zugeständnis an die menschliche Schwäche. Bischöfe werden ausschließlich aus dem Mönchsstand genommen!

      Deshalb müssen alle Priesteramtskandidaten VOR ihrer Weihe heiraten! Und “müssen” ist tatsächlich so zu verstehen, Unverheiratete erhalten keine Weihen (außer Mönchspriester).
      Warum sich das so etabliert hat? Vielleicht will man verhindern, daß Homosexuelle zu den Weihen gelangen? Oder daß Konkubinate entstehen (wie im Westen)?

  3. Die orthodoxen Kirchen werden oft als Vorbild bez. verheirateter Priester angesehen. Natürlich sind das durchaus ehrenwerte Leute, aber sie betreiben ihren Beruf oft “handwerksmäßig” und sind vielfach nicht durch besonders tiefes theologisches Wissen beschwert. Seelenführer sind in den Ostkirchen nur die (natürlich unverheirateten) Mönche und auch nur solche können zu Bischöfen geweiht werden.
    Würden in den postkonziliaren katholischen Kirche verheiratete Priester zugelassen, wäre das kein Schritt hin zu den Ostkirchen (was in vieler Hinsicht positiv wäre), sondern eine weitere Protestantisierung. Und die protestantischen Pastorenfrauen (die verkörperte Kleinbürgerlichkeit) sind nun wahrlich kein Vorbild für Katholiken!

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