StartKircheIrres und Wirres in der römischen Kirche

Irres und Wirres in der römischen Kirche

Marienikone, die für die Aktionswoche 2019 geschaffen wurde. Bild: Lisa Kötter, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Zum Auftakt des neuen liturgischen Jahres

Die vergangenen 14 Tage kursierten wieder zahlreiche Artikel in theologischen Blogs zu Reizthemen wie Frauenpriestertum, Frauendiakonat, Zölibat, Laienpriestertum der Getauften und dgl. So auf Domradio, katholisch.de… u. a. Teilweise sehr informative, aber auch nervende Artikel, deren einige Autoren natürlich nicht ihre Sichtweisen verbergen, auch wenn sie häufig dem grünen, antibiblischen Genderismus ergeben sind.

Und es kursieren von erzkonservativer Seite und als Gegenstück dazu permanent Videos im Internet, diese vor allem zum Thema Synodaler Weg/Synodaler Ausschuss. Unter denen vor allem eine der besonders konservativ-traditionalistischen Stimmen täglich hervortritt. Die Stimme eines Laien-Katholiken, der offenbar von sich überzeugt ist, die Wahrheit des katholischen Glaubens in exzeptioneller Weise zu besitzen – ähnlich wie es auch die Synodalen von sich glauben, nur in inhaltlich entgegengesetzter Richtung.

Ein Katholik, der daher meint, zu jeder Ansage, jedem Schreiben aus Rom Stellung beziehen zu müssen – in positiver Weise, wenn die römischen Ansagen den traditionalistischen Anschauungen entsprechen, in negativer Weise, wenn der Papa und seine Mannen „Häretisches“ von sich geben. Ein Kommentator, der meint, jedes Husten der deutschen Bischöfe und sonstiger Kleriker oder nerviger Laien endlos kommentieren zu müssen. Der sich, mittlerweile buchstäblich fixiert, auf diesen nichtssagenden Bischof Bätzing und seine gleichfalls nichtssagenden Vasallen eingeschossen hat (und ganz neu auf die neu ernannten Diözesanbischöfe). So muten diese täglichen Kommentare trotz manch wichtiger Erhellungen bestimmter Zustände wie dem überbordenden Missbrauchssumpf gerade in den „Synodaldiözesen“ oder auch manch gerechtfertigter Kritik an einigen Bischöfen und an Beschlüssen von ZDK-Leuten mitunter recht ätzend an und arten nicht selten auch in Geschwafel aus.

Dieser „Dauerbrenner“ täte gut daran, seine soutanen-schwarze Brille einmal abzunehmen – wie die Synodalen dies dringend mit ihren grün-roten sowie schrill-bunt versifften Brillen tun sollten –, vor allem bezüglich der nicht immer kenntnisreichen Belehrungen, was der aus erzkonservativer Sicht verstandene „wahre katholische Glaube“ ist… Denn dieser speist sich u.a. aus vielfachen übereinander gelagerten und ineinander verflochtenen Traditionen, die nicht alle ihre Grundlage in den biblischen Schriften und in der Botschaft Jesu haben, die durchaus auch auf die Willkür manch sehr fragwürdiger Päpste zurückzuführen sind, aber dennoch das Lehramt der römischen Kirche seit Jahrhunderten (mit-)bestimmen.

„Nun aber geht und sagt es den Jüngern und vor allem Petrus…“ (Mk 16,7)

Der Auftrag an die Frauen – Gedanken zur Frau in der Kirche

Ein heißes Eisen ist das Thema Frauenpriestertum. Was es m.E. auch bleiben wird. Ich selbst setzte mich nach wie vor noch nicht weiter damit auseinander. Sicher, ich frage manches Mal wie viele andere, warum Frauen keine Pfarrerin in der katholischen Kirche sein sollen? Eine, in den Augen der Tradis natürlich häretische Frage…

In den Jugend- und Jung-Frauen-Tagen meiner Großmütter gab es keine Ärztinnen, keine Professorinnen. Heute gibt es sie. Seit Jahren bin ich bei ausgezeichneten Ärztinnen in Behandlung. Einer meiner Großmütter, eine intelligente wissbegierige Schülerin mit exzellenten Noten, blieb nur diese dämliche Koch- und Strickschule, die sie besuchen „durfte“ (die andere Großmutter wollte Köchin werden). Sie hätte gerne, wie ihr Bruder, die gehobene sogenannte Bürgerschule/Realschule besucht – die ihr, als einer weiblichen Person, verwehrt war…

Ich glaube auch nicht, dass Gott, dass Christus nur Männer beruft.

Als ich vor über 30 Jahren in Rom studierte, hatte ich Kontakt zu den berühmten, bei den Konservativen sehr umstrittenen Basis-Gemeinden. Dort stieß ich auf Bücher, publiziert von namhaften Theologen – hochinteressante und auch verheißungsvolle Schriften. Es handelte sich oft um exegetische Werke, z.B. um die Auslegung der Evangelien, der Paulusbriefe, aber auch um Abhandlungen zur Geschichte der Kirche, in denen das Frühe Christentum einen Schwerpunkt bildete. Laut jener Texte hatten Frauen eine weit bedeutendere Stellung in der frühen Kirche inne, als in der heutigen. Manche waren auch mit verantwortungsvollen Leitungspositionen betraut, mit Ämtern, aus denen die Frauen mit der zunehmenden Vermännlichung der römischen Kirche mehr und mehr ausgeschlossen wurden.

Die JÜNGERINNEN in der Nachfolge Jesu

Pastorinnen

Man kann darüber bis zum Umfallen diskutieren. Tatsache ist und bleibt, dass der von Gott auferweckte Jesus von Nazareth sowohl über einen Engel, als auch selbst mehreren Frauen die Verkündigung der Frohbotschaft von seiner Auferstehung auftrug (Mk 16,7; Mt 28,7,10). Den Frauen, die ihn in den schrecklichen Stunden der Folter und Ermordung nicht im Stich ließen. Und seine Jünger und Freunde, gerade die zwölf Auserwählten, die sich als Feiglinge entpuppt hatten und über alle Berge geflohen waren, der Verkündigung der Frauen zuerst nicht glaubten oder geringschätzig als „Geschwätz“ abtaten (Lk 24,11).

Fraglich ist daher der Bericht über den alleinigen Auftrag des auferstandenen Jesus an die Jünger, seine Botschaft in die Welt zu tragen, fraglich auch die Erzählung über seine Zusammenkunft mit ihnen anlässlich seiner Rückkehr in den Himmel, ein Zusammensein, bei dem es für die Frauen vom Grab keinen Platz gab … (Mt 28,19-20).

Wohingegen die Berichte über die rein männlichen Zusammenkünfte der Jünger nach Jesu Tod, bei denen sich ihnen dann der Auferstandene zeigte, nicht verwundern. Denn hier blieben sich die Herren zunächst noch treu: sie verbarrikadierten sich, immer noch die Hosen voll, hinter verschlossenen Türen im Abendmahlsaal

Die Basler Theologin für Neues Testament Sutter-Rehmann gibt in der gesamten Debatte grundsätzlich zu bedenken, dass „die Verengung des Blicks auf eine Männer-Jünger-Gruppe um Jesus … dem Textbefund der Evangelien“ … nicht gerecht … wird“ („Die Vielen. Wie groß war die Gruppe der Jünger Jesu?“). Denn „viele Frauendie Jesus aus Galiläa gefolgt waren und ihm gedient hatten…“, so Matthäus (Mt 27,55), ließen ihn auch, wie erwähnt, auf Golgotha nicht alleine.

Was Sutter-Rehmann unterstreicht: „Frauen folgten Jesus bis zum Kreuz und hielten ihm die Treue über seinen Tod hinaus. Die explizite Erwähnung der Frauen bei Jesu Hinrichtung (Mt 27,55-56; Mk 15,40; Lk 23,49) respektive beim leeren Grab (Mk 16,1f) macht es wahrscheinlich, dass Frauen beim letzten Mahl Jesu dabei waren…“ Wir wissen es nicht. Wir können es vermuten, ja mehr noch: wir können daraus die logische Folgerung ziehen.

Auch fragt die Theologin zu Recht: „Wo waren denn die Zwölf während der Kreuzigung?

Warum soll es theologisch unwichtig sein, dass die Zwölf bei der Kreuzigung fehlten? … Und: „…während das letzte Mahl – der zwölf männlichen Apostel mit Jesus – im Abendmahl bis heute erinnert wird, blieb das Zeugnis der Frauen in der Kirche folgenlos… Warum,“ fragt sie weiter, „ist es wichtiger, wer damals … am Tisch saß, als wer unter dem Kreuz stand und die Auferstehungsbotschaft erhielt…?“ (Wobei ich keinesfalls das von Jesus gefeierte und eingeführte Gedächtnismahl/die Eucharistie „Das ist mein Leib…, tut dies zu meinem Gedächtnis“, das unter den Sakramenten zum Hauptsakrament wurde, marginalisiert verstanden wissen möchte).

Ich erinnere mich an eine Pastorin in Hohenlohe-Franken. Die für die Tageszeitung einen wunderbaren, biblisch ausgesprochen fundierten Beitrag zu Weihnachten schrieb. Die die vielen Menschen, die, wie ich damals rundum hörte, ihre geschriebene Predigt lasen, mit ihrer Botschaft von der Menschwerdung Jesu faszinierte. Ich erinnere mich an eine junge Pfarrerin, die ich in einem schwäbischen Ort hörte, wo sie mit der Gemeinde den Gottesdienst feierte. Ihre Predigt, eine Predigt zwischen der Oster- und der Pfingstzeit, war voller Freude, voller Begeisterung, sie riss die Gläubigen buchstäblich mit. Ich erinnere mich auch an viele banale, todlangweilige Predigten von Männern, evangelischen wie katholischen Pfarrern.

Das Wesen von Kirche und Frau aus päpstlicher Sicht

Doch – der Priesterdienst ist „petrinisch.“ Das Wesen von Priester und Priesteramt ist „petrinisch,“ es gründet auf Simon Petrus und steht für das Weiheamt.

Die Kirche aber ist eine „Frau“, sie ist Braut und ist „Mutter“, sie ist „marianisch.“ So wie das Wesen der Frau „marianisch“ sei. Das sich an Maria, der Mutter Jesu, ausrichten solle.

Die Kirche ist also die Figuration der „Frau“, der Braut und „Mutter“ wie auch die Mutter der Kirche selbst: Maria. Als Mater Ecclesiae verehrt.

Maria aber, die Frau und Mutter, war keine Priesterin. Folglich könne auch die Frau keine Priesterin sein. Dennoch stand Maria höher, als es die Apostel waren.

Der Päpste Worte. Des heutigen Papstes Wort. Marianisch. Welch eine hochgreifende Interpretation.

Ich konnte noch nie das „weibliche Wesen“ der Kirche erkennen. Geschweige denn ihre Verkörperung als Mutter, dann wieder als Braut Christi. Uralte Metaphern, die Papa Francesco, wie auch seine vielen Vorgänger, schon häufig hervorhoben. Metaphern, die auf die hebräische Bibel zurückgehen, so z.B. auf den Propheten Hosea, der das Volk Israel als Gemahlin Jahwes sah, d.h. als Gemahlin des Gottes Abrahams, Issaks Jakobs und Jesu: „Ich traue dich mir an auf ewig…“ (Hos 2,21). Der „im Bild der Ehe … die höchste Zuwendung Gottes zum Menschen sieht“ (Die Bibel).

Maria, Miriam. Von der biblischen Miriam, der Mutter Jesu, wissen wir jedoch nicht viel. Die Bibel berichtet sehr wenig über sie.

In den Apogryphen, den nicht von der Kirche anerkannten Evangelien, die starke legendenhafte Züge beinhalten, spielt sie eine viel größere Rolle. Z.B. im „Protoevangelium des Jakobus“ um 150 n. Chr. oder im „Liber … Transitus Santae Mariae apogryphus“, frühchristlicher legendarischer Schriften, entstanden zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert. Dort schöpften zahlreiche Künstler für die Inhalte ihrer Darstellungen. So bei Jakobus aus den Legenden ihrer Kindheit und aus jenen um die Liebe ihrer Eltern, Anna und Joachim (Giotto, Freskenzyklus 1304-06, Cappella degli Scrovegni, Padua), so aus dem „Transitus“ zum Tod Mariens, ihrer Grablegung, ihrer Aufnahme zu Gott und ihre Krönung („Meister des Chores“, Fresken 1317-20, Cappella degli Scrovegni, Padua).

Das, was uns von Maria per Lehramt nahebracht wird, ist häufig Fiktion einer Männerwelt. Der Männer der Kirche. Eine symbolische, oft unnatürliche, schwärmerische Fiktion, losgelöst von jeglicher wirklichen Weiblichkeit, einer – übrigens von Gott erschaffenen und gesegneten – Weiblichkeit. Einer Weiblichkeit, die nicht nur Seele und Geist der Frau, sondern auch ihren Leib, ihr gesamtes leibliches Empfinden umfasst.

Marienbilder – häufig eine Fiktion träumender oder traumtänzerischer Männer einerseits, eine Fiktion befehlender Männer andererseits. Von Männern „Gottes“ oder solchen, die glaub-t-en, es zu sein, die beherrschen woll-t-en, die über die einfachen Menschen, die einfachen Getauften, ihre Herrschaft ausüben woll-t-en. Vor allem über die Frauen. Und ganz besonders über ihren Leib. Der ihnen schon oft Ängste einflößte, Probleme bereitet/e.

Maria, Miriam.

Bilder. Es sind auch Bilder der ehemaligen, jahrtausendealten Großen Muttergöttinnen und der Traditionen um diese, die auf Maria im Lauf der vielen Jahrhunderte übertragen wurden.

Selbst die in der Offenbarung mystisch erscheinende Frau, oft mit Maria identifiziert, aber auch mit dem Volk Israel, weist die Symbolik der uralten Muttergottheiten auf: eine Frau mit der Sonne bekleidet, geschmückt mit einem Zwölf-Sternen-Kranz (der im biblischen Kontext aber auch auf die 12 Stämme Israels verweist), den Mond unter ihren Füßen.

Doch steigt Maria, wenn man sie in diesem Bild sehen möchte, nicht zur Königin des Himmels auf, nicht in den biblischen Schriften. Sie muss sogar, durch und durch irdisch, in die Wüste fliehen. Vor der Verfolgung des Drachens, einer mythologischen Tierfigur, der Personifizierung des Bösen.

Jedoch geschützt vom Geist Gottes. Dessen Auserwählte sie nach dem Lukas-Evangelium ist.

Bilder. Auf die Mutter Jesu übertragen. Auf die Christusgebärerin bzw. die Gottesgebärerin.

Auf Maria, Miriam, die am Pfingstfest unter den Aposteln weilte.

Und dieser ist mir einer der beiden liebsten Berichte über die Mutter Jesu – lokal und realitätsbezogen innerhalb des bedeutenden Glaubenszeugnisses über das Kommen des Gottesgeistes. Der andere Bericht ist ihr Weg zu Elisabeth, ihrer Kusine, und das Rezitieren des Magnifikat.

Insgesamt kann ich mit den Erklärungen des Papstes zur Frau, zur Kirche und dem sogenannten marianischen Prinzip nicht viel anfangen. Sie sind voller Bilder, diese Erklärungen, aber auch voll abstrakter Mystifizierungen. Die am wirklichen Frau-Sein vorbeigehen und sich in Symbolik erschöpfen.

Zwangs-Zölibat, herrschsüchtiger Klerikalismus und kein Ende – ein Gegenstück zu Jesu Auftrag: „Weide meine Schafe“

Ein anschaulich-expressives Beispiel für die noch immer unangenehmen Herrschaftsbekundungen der Kirchenoberen, bergoglianisch Klerikalismus genannt, lieferte erst vor einer Woche der Herr Kardinalstaatssekretär. Der Kardinal-Staats-Sekretär!

Ja, braucht die Kirche Jesu denn Kardinal-Staats-Sekretäre? Nein, braucht sie nicht. Auch nicht im Auftrag von Päpsten.

Was sie braucht, sind Diakone, Priester und Bischöfe. Hirten, die dienen.

Jesus Christus, der Schöne Hirte (s. Anm.), gab seine „Schafe“ in die Obhut seines von ihm besonders Berufenen, Simon Petrus. In seine Obhut. In dessen Verantwortung. Dass dieser seine Schafe, seine gesamte Herde leite, führe. Leite, führe.

Nicht, befehle. Nicht, unterdrücke. Nicht, meschugge mache.

„Weide meine Schafe“ (Joh.21,15f) lautete Jesu Auftrag an Simon Petrus.
Weide sie. Nicht, übe deine Befehlsgewalt über sie aus.
Sicher auch: übernimm Verantwortung. Verteidige sie. Schütze sie.

Die Schafe weiden. Ist den Klerikern der Kirche des Westens überhaupt die Zärtlichkeit bewusst, die in diesen Worten, und dieser Tätigkeit, in dieser Aufgabe liegt?

Und noch etwas legt Jesus Simon Petrus ans Herz: dass er seine Brüder stärken möge. Seine Brüder. Ihnen Kraft geben. Nicht, ihnen befehlen, nicht über sie herrschen. Stärken. Sie aber auch nicht am Seil herunterlassen. Sich hinter sie stellen. Gegen Anfeindungen. Petrus, der selbst schwach ist, soll seine Brüder stärken. „Wenn du dich … bekehrst, stärke deine Brüder“ (Lk 22,32)!

Ganz anders die vielen Herrscherpäpste. Ganz anders auch der Herr Kardinal-Staats-Sekretär heute. Der wohl ebenso im Namen des Papstes sprach. Der ein Basta sprach! Ein autoritäres Basta! Ein Basta, das keinen Widerspruch duldet. Zur großen Freude der Traditionalisten…!!!

Nein. Ich meine nicht sein Machtwort in päpstlichem Auftrag, welches auf die Homosexualität und ihre Pseudo-Segnungen in Deutschland Bezug nimmt. Ich meine nicht einmal sein Machtwort gegen das Frauenpriestertum.

Ich meine sein Machtwort bezüglich des aufoktroyierten Priesterzölibats. Den er plötzlich, einige Monate nach den Aussagen seines Dienstherrn, wieder eigens aus seinem Hut zauberte. Mit dem er auftrumpfte, der Herr Kardinalstaatssekretär.

Nicht nur gegen die künftigen Priester Frankreichs, für die er sein Macht- mit einem schmalzigen Grußwort verband, welches er ihnen betreffs ihrer Konferenz zum ersten Adventswochenende sandte (die hinter seinem Grußwort wohl auch nicht das Machtwort erkannten und dies zu ihren Gunsten sahen).

Nein, ich meine seinen Macht-Trumpf, den er mit diesem Schreiben gleichermaßen gegen alle Gläubigen ausfuhr, die eine andere Auffassung zu äußern wagen.

Sein Macht-Wort, das er offenbar mit Genehmigung des Nachfolgers Petri losschickte.

In einer Übereinstimmung, die möglicherweise unter Druck zustande gekommen war.

In Übereinkunft mit einem „Petrus“, der sich leider oft wie ein Kirchturm-Gockel nach dem Wind dreht. Der seine Schafe nicht weidet, sondern, wie ich schon einmal feststellte, sie häufig wie ein Tanzbär an der Nase herumführt.

Unveränderbares Priestertum. Unveränderbar?

Denn – eine Tatsache ist mehr als auffällig:

– solange Benedikt XVI. lebte, war Papst Franziskus gegen die Auflösung des Pflichtzölibats… Gegen die Auflösung oder Lockerung dieses ach so „großen Geschenks für die Kirche.“

Keine drei Monate nach Benedikts Tod verkündete er bei einem Interview,

dass der verpflichtende Priesterzölibat der Westkirche revidierbar sei, da er vor allem eine disziplinarische Maßnahme „auf Zeit“ darstelle, dass eine Heirat der Priester aber nicht gegen das Priestertum spreche (s. Vaticannews).

Eine disziplinarische Maßnahme.

Ja, da kommen wir der Sache schon näher (siehe: Trauer müsste Ecclesia tragen, https://www.conservo.blog/2022/03/03/typisch-roemisch-katholisch-trauer-muesste-ecclesia-tragen/).

Nur – eine Disziplinarmaßnahme „auf Zeit“? Die seit 900 Jahren gilt…? Sollte das ein Witz sein?

Also, eine Disziplinarmaßnahme. Die die „abscheuliche Befleckung lüsternen Verkehrs“ von Priestern fernhalten sollte, die verhindern sollte, dass ein Mann „zugleich einen Hurenleib und den Leib Christi berühre“ (so die Päpste Gregor VII., 1073-85 und Innozenz II., 1130-43, für die, wie aus ihren Schreiben hervorgeht, auch der Leib der Ehefrau ein „Hurenleib“ war).

– Doch nun wiederum, ein halbes Jahr nach Francescos Aussage, verkündet seine „rechte Hand“ im erneuten Umkehrschluss (und unter großem Jubel der Tradis und Stock-Konservativen):

„Der Zölibat bleibt. Er gehört zum Wesen des Priestertums. Die Priester wollen den Zölibat (was sicher für eine Reihe von Priestern gilt, nur müssen diese ja nicht heiraten).

Das Priestertum ist unveränderbar!“ Punkt!

Es fragt sich jedoch, welches Priestertum unveränderbar sein soll. Jenes Priestertum, das auf Christus und die Apostel zurückgeht?

Also auf die Männer des Priestertums bzw. des Presbytertums, die verheiratet waren und, entgegen falscher Behauptungen, ihre Frauen letztendlich nicht verließen, sondern sie sogar auf ihre Missionsreisen mitnahmen (1 Kor 9,5).

Jenes Priestertum, in dem auch Bischöfe noch verheiratet waren – und Kinder hatten (1 Tim 3,2f). Und Kinder hatten. Daher also keine „Josefsehe“ führten, wie Benedikt XVI. uns in seiner Einfalt glauben machen wollte.

Oder ist jenes Priestertum unveränderbar,

dessen, von brutalen Reform-Päpsten wie Gregor VII. und Innozenz II. durchgepeitschte, zölibatäre Lebensform seit dem 12.Jh. mit aller Macht in der lateinischen Kirche – und nur dort – aufrechterhalten wird (zu den historischen Tatsachen s.u. C. Zey)?

Mit fadenscheinigen Argumenten, dass der Zölibat die Lebensform Jesu war, der sich die Priester annähern sollten, pochte der Herr Kardinalstaatssekretär Parolin auf diese kirchliche, einst unter Drohungen und Gewalt zustande gekommene Verpflichtung.

Die Ehelosigkeit eines jungen Mannes – der mit 33 Jahren sterben musste… Der dieses Leben keine 50, 60, 70 Jahre lebte.

Und – die Ehelosigkeit eines Mannes mit einer einzigartigen Berufung. Wo aber bleibt die Lebensform Jesu bei vielen Herren Klerikern, wenn es um den Mammon geht?

Orientieren sie sich an Jesus mit ihrem monatlichen Staatsgehalt?

Gleichen sie sich Jesus an mit ihren z.T. kostenfreien Großwohnungen in einem Palazzo? Oder wie einer der Vorgänger des Herrn Kardinalstaatssekretärs, der sich vom Kinderhospital Bambino Gesù in Rom illegale Spendengelder lieh, um die Renovierung seiner Wohnung zu finanzieren? Geld, welches das Krankenhaus für seine kleinen Patienten dringend brauchte und dem im Zuge dieser Ausleihen ein Schaden von über 300.000 € entstand.

War Jesus mit Edelpferden unterwegs, vergleichbar einem heutigen Luxuswagen? Wie ihn manche Herren Bischöfe, aber auch manche Herren Stadtpfarrer fahren?

Um natürlich Jesus besonders ähnlich zu werden, versteht sich…

Welches Priestertum ist also unveränderbar? Vielleicht sollten sich die hochmütigen Hierarchen der Westkirche einmal bei den Ostkirchen umsehen. Die auch katholisch sind. Und in gleicher Weise dazugehören. Die vor allem zu Christus gehören.

Deren Priester aber verheiratet sind. Zu 90%. Nicht nur zu 20, 30 oder 40%. Nein, zu 90%. Die das Ehesakrament und das Weihesakrament in einer wunderbaren Verbindung leben.

Wo Gott – auch wenn das für Tradis und besonders „fromme“ Katholiken kaum vorstellbar ist – überwiegend verheiratete Männer beruft.

Priester, von denen viele eine tiefe Hingabe an Christus leben.

Trotz ihrer Liebe zu ihrer Frau. Oder vielleicht gerade auch deshalb. Die die Hingabe mit ihrer Frau gemeinsam leben, wie es ein Ostkirchen-Priester einmal erzählte.

Und – es ist ein Priestertum, das nicht die Gewaltherrschaft in diesem Ausmaß kennt, wie sie die lateinische Kirche jahrhundertelang überrollte.

Das Priestertum ist unveränderbar. Ja, das der Kirchen des Ostens. Dort, wo das Christentum geboren wurde.

Aber nicht das Priestertum des Westens, wo die Macht herrscht.

Der Ostkirche sollte nämlich die Westkirche angeglichen werden. Diese Hochmütige, Machtbesessene. Das würde sie demütiger machen. Wie ihr Herr, dem sie angeblich nacheifern möchte.

Und noch etwas: der Papst sollte endlich aufhören, seine Gläubigen, die Priester wie die Laien, zum Narren zu halten.

Anmerkungen

Jesus, der Schöne Hirte

Mein Bibelwissenschaftler-Freund aus Rom erklärte mir folgendes:

Im griechischen Urtext des Neuen Testaments sagt Jesus: „Ich bin der Schöne Hirte.“ Der Hirte wird eindeutig als kalos = schön bezeichnet. Die Schönheit, die hier gemeint ist, bezieht sich jedoch auf die innere Schönheit. Der Hirte ist schön, weil er „sein Leben für seine Schafe gibt.“ Die Schönheit bedeutet also, das Leben zu geben. Für den anderen. Für den, den man liebt.

Was auch ein „Guter Hirte“ ist.

Ein paar Artikel

https://domradio.de/artikel/theologe-findet-ausschluss-von-priesterinnen-nicht-plausibel

https://domradio.de/artikel/parolin-betont-unveraenderbarkeit-des-priestertums

https://www.domradio.de/artikel/kirche2go-apostel

https://geschichtedergegenwart.ch/die-vielen-und-die-vielen-frauen-wie-gross-war-die-gruppe-der-juenger-jesu-und-der-apostel/

https://www.stadtspuerer.de/das-geheimnis-der-himmelskoenigin/

https://www.joerg-sieger.de/einleit/zentral/02gott/zent29.php

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-03/infobae-papstinterview-zoelibat-ist-revidierbar.html

Um nochmals eine wichtige kirchenhistorische Quelle zu wiederholen:

Zey, Claudia, Ohne Frauen und Kinder. Askese, Familienlosigkeit und Zölibat in den Streitschriften des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Saeculum 68/II (2018)

Die Streitschriften wurden in den dortigen Anmerkungen minutiös zitiert. In Latein, der Originalsprache.

Und zum Schluss ein frommer Rat an die Traditionalisten: Lebt ihr doch selbst einmal die Ehelosigkeit vor! Um Jesu willen. Geht euren Wunsch-Priestern mit gutem Beispiel voran. Wenn ihr den Priestern keine Frau gönnen wollt, warum wollt ihr dann eine?

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

10 Kommentare

  1. Zum neuesten Streich des Besatzers des Papsttums : opposition24.com vom 19. 12. “Bald Abtreibung als Christenpflicht”

  2. Na, habe ich es Ihnen nicht prophezeit, daß Ihr “Papst” demnächst die Homosexuellenehe einführen wird? Ist nun geschehen…

    Es gibt aber immer noch ein paar Leute, die glauben, daß diese jämmerliche Konzilssekte mit der katholischen Kirche ident ist…

  3. An die Autorin: Jesus gebot uns nicht an Uni’s zu studieren, weltliche Sprüche und Schriften zu publizieren. Auch demagogische Lehren, die der Demontage des Felsen Petri und dem Antichrist dienen gebot Er uns nicht. Er lehrte uns Sein Evangelium:
    “Liebst du mich?” “Dann Weide meine Schafe…”
    Lies mal die Evangelien richtig, das hilft, da brauchst’e keinen Uni
    LG Ulfried

    1
    1
  4. Die Autorin:
    “Wohingegen die Berichte über die rein männlichen Zusammenkünfte der Jünger nach Jesu Tod, bei denen sich ihnen dann der Auferstandene zeigte, nicht verwundern. Denn hier blieben sich die Herren zunächst noch treu: sie verbarrikadierten sich, immer noch die Hosen voll, hinter verschlossenen Türen im Abendmahlsaal…”

    Natürlich mußten sie sich erstmal verbarrikadieren um in Klausur zu gehen. Doch als sie den Herrn erkannten gingen sie gefestigt dorthin wo es ihnen Jesus gebot und gaben dafür ihr irdisches Leben.
    Wer half Jesus das Kreuz tragen? Ein Mann namens
    Simon von Kyrene.
    Um die Jünger in ihrer Mission zu stärken sandte Er ihnen einen Mann der dadurch vom Saulus zu Paulus wurde.
    Wer hat furchtlos vor der Obrigkeit Jesu Leichnam bestattet? Ein Mann, Josef von Arimathäa

    2
    1
  5. Die Autorin:
    “Ein Katholik, der daher meint, zu jeder Ansage, jedem Schreiben aus Rom Stellung beziehen zu müssen – in positiver Weise, wenn die römischen Ansagen den traditionalistischen Anschauungen entsprechen, in negativer Weise, wenn der Papa und seine Mannen ‘Häretisches“ von sich geben’…”

    Nun ja das macht die Autorin ja selbst auch, wo liegt ihr Problem? Mal einen kleinen Abstecher in die Rhetorik: POSITIV und NEGATIV.
    Zwischen diesen beiden Polen fließt der elektrische Lebensstrom. Im Kleinen wie in unserem Nervensystem bis ins Große wie in der Wirtschaft und der Schöpfung. Ohne einen dieser Pole gäb es kein Leben. Trotzdem belegen die meisten Menschen POSITIV mit Gut und NEGATIV mit schlecht. Warum? Weil sie zu feige sind Gut und Böse beim Namen zu nennen.

    1
    1
  6. Die Autorin:
    “ich frage manches Mal wie viele andere, warum Frauen keine Pfarrerin in der katholischen Kirche sein sollen? Eine, in den Augen der Tradis natürlich häretische Frage…”

    Nun ja als Seherinnen und Verkünderinnen Seiner Botschaft hat Er ihnen ein wichtiges Lehramt doch erteilt.
    Und die selbsternannten Führerinnen?
    Wenn ich mir die Dumpfbäckchen der Protestanten und ihre “Ergüsse” von der Kanzel betrachte kommt mir der Spruch vom Fressen und Kotzen in den Sinn.
    Es hieß mal, mehr Frauen in der Politik machen den Frieden sicherer. Ja sapperlot Merkel, von der Leyen, Strack Zimmermann, Ilse Koch – nee die war keine Politikerin.
    Im Gendern werden eigentlich nie Täterinnen, Einbrecherinnen oder Mörderinnen genannt. Warum eigentlich nicht? Bei 100.000 Abtreibungen pro Jahr sind doch die Mörderinnen den Mördern zahlenmäßig gleichgestellt. Denn die Henker Abtreibungsärzte sind nicht nur männlich.
    Und die Autorin selbst? Behauptet blasphemisch, daß Gott drei Personen sind. Welche Schizophrenie, nur weil es weltliche Unis lehren? Jesus Christus lehrt uns die Wahrheit und die sieht ganz anders aus – Joh. 14,6-11
    Zu meinem Freundeskreis gehören viele Frauen. Und wir haben die gleiche Meinung zu diesem Thema wir achten und respektieren uns gegenseitig.

    2
    1
  7. Danke für diesen Artikel!

    Ein paar Kommentare und Gedanken meinerseits:
    1. Jesus wird immer wieder als Rabbi angesprochen.
    Ein Rabbi, der unverheiratet ist, ist extrem ungewöhnlich. DAS wäre mit Sicherheit in sämtlichen Schriftquellen aufgetaucht!

    Bei den First Nations, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, bei den Great-Plans-Stämmen, gibt es die Rolle der Friedensfrauen. Diese meist älteren Frauen haben auf die Häuptlinge einzuwirken um den Frieden zu erhalten. Wenn es bereits zu Kriegshandlungen kam, laufen die Friedensverhandlungen über diese Frauen.
    Bei einigen australischen Aboriginee-Völkern unterziehen sich nur die Männer/Jungen einem Initiationsritus um ihr Mann-sein zu beweisen. Mädchen/Frauen brauchen das nicht, da sie ‘um das Geheimnis des Lebens wissen’. Sie bringen die Kinder zur Welt und müssen nichts beweisen. Ein schöner Gedanke 🙂
    Einen vorübergehenden Rückzug aus der Gesellschaft (Jesus in der Wüste) kennen viele Kulturen. Dazu gehört auch der vorübergehende Eintritt in ein Kloster, wie im Buddhismus.
    Danach kehrt der Menschmit neuen Erfahrungen zurück in die Familie/Gesellschaft.

    Ich halte diesen erzwungenen lebenslangen Zölibat für veraltet und reinem Machtanspruch geschuldet. Mit dem im Mittelalter von der katholischen Kirche durchgesetzten Zwangszölibat gingen auch Erbansprüche einher! Adlige Männer und Frauen brachten oft Grundbesitz und/oder Geld als Gegenleistung für die Aufnahme ins Kloster mit.

    Die Institution Kirche unterscheidet sich für mich in nichts von anderen Konzernen/Unternehmen/(Männer)bünden: es geht nur Macht, Sex, Drugs and Rock’n’roll.
    Der Glaube bleibt dabei ebenso auf der Strecke wie die Interessen der kleinen Leute.

  8. Vieles was Sie hier schreiben, ist ja richtig – aber Vorsicht: gerade ist das Buch von Ariel Sabar, Veritas (wbg) erschienen, in dem geschildert wird, wie die berühmte Harvard-Professorin Karen King ihre Reputation verlor, weil sie davon besessen war, die Rolle der Frau im Urchristentum umzuschreiben und dabei einem plumpen Betrüger aufsaß, der ihr ein gefälschtes Evangeliumsfragment auftischte, in welchem Maria Magdalena als die Frau Christi dargestellt wird. Der Betrüger hatte offenbar ein feines Gespür für sein Opfer…
    Fazit: Quod volumus, facile credimus.

    Zwei sachliche Berichtigungen:
    – immerhin einer der männlichen Jünger stand mit unter dem Kreuz (Johannes)
    – daß in den Ostkirchen hauptsächlich Verheiratete berufen sind, ist zumindest irreführend formuliert. Jedenfalls in der griechischen (nichtunierten) Kirche ist es so, daß Weltpriester-Kandidaten keine Weihen bekommen, wenn sie zuvor nicht heirateten. Vermutlich wird die Situation bei den unierten Kirchen nicht viel anders sein. Und wenn sie einmal die Priesterweihe empfangen haben, dürfen sie auch im Osten nicht ( wieder) heiraten, weil auch dort die schon empfangene Weihe das Eingehen einer Ehe ausschließt. Daher werden dort die Bischöfe, die unverheiratet sein müssen, ausschließlich aus dem Mönchsstand genommen.

  9. Ich empfehle allen Katholiken, sich ernsthaft mit der Frage “Wer ist ein Christ?” auseinanderzusetzen.
    Dr. Wolfgang Nestvogel, Theologe (ev.) und Pastor der BEG Hannover (beg-hannover.de) schrieb das Buch “Wann ist ein Christ ein Christ”. Jemand, der nach kirchlich-katholischer Lehre glaubt, ist im strengen biblischen Sinne kein Christ. Das gilt allerdings auch für viele andere Strmömung und Denominationen, wie die Zeugen J.ehovas u.a.

    Die Bibel lehrt, daß Gott keine Frauen im Lehr- und Leitungsamt der christilchen Gemeine haben will. Er hat andere Aufgaben für sie vorgesehen. Jakobus mahnt, man solle nicht in großer Anzahl Lehrer werden, wegen der Schwere der Verantwortung.

    1
    1

Kommentarfunktion ist geschlossen.