Über „schuldige Städte“ und „schuldige Schiffe“
Geboren aus Unendlichkeit
da gehn sie jeden Weg zu zweit,
sind füreinander bester Freund,
sind gleichgesinnt und größter Feind.
Sie trafen sich schon manche Nacht
und fürchten sehr des ander’n Macht,
die alle zwei zugleich bedroht,
die Liebe und der Tod.
Man hat sie schon oft tanzen seh`n,
bedrohlich aber wunderschön,
so eng umschlungen wie das war,
war auf der Welt wohl nie ein Paar.
Sie lassen sich auch nie ganz los,
der Eine macht den Andern groß,
besonders in der größten Not,
Die Liebe und der Tod.
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Die große Liebe
Zu Beginn der 1990er Jahre zog eine alte Dame in unser Städtchen. Sie kam oft an unserem Haus vorbei. Sie grüßte immer freundlich, blieb aber ansonsten zurückhaltend und distanziert. Manchmal traf ich sie auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt und mit der Zeit kamen wir ins Gespräch. Hin und wieder gingen wir mit unseren Hunden spazieren und eines Tages lud sie mich zu Kaffee und Kuchen ein. Was mir zuerst auffiel in ihrer gemütlichen kleinen Wohnung im Dachgeschoß, waren die vielen gerahmten Fotos. Hochzeitsfotos, Familienfotos und immer wieder Fotos von einem jungen Mann in Uniform. Während wir Kaffee tranken, erzählte sie mir von ihrer Heimat in Ostpreußen und wie schön das Leben dort vor dem Krieg gewesen war.
Sie erzählte von ihrer Familie, wie sie ihren Mann kennengelernt und geheiratet hatte und daß er ihre große Liebe war. Er war bei der Marine. Dann kam der Krieg. Ende Januar 1945 erreichte die Rote Armee die östliche Grenze Deutschlands und auch aus dem südlichen Ostpreußen bis hinauf in die Küstenregion rollten die sowjetischen Panzer, so daß Ostpreußen vom Reichsgebiet abgeschnitten war. Bei Nacht und Nebel, in allerletzter Minute, gelang der alten Dame die Flucht zu Verwandten in ein kleines Dorf in Sachsen. Als sie sich von ihrem Mann verabschiedete, zweifelte sie daran, ob sie es überhaupt noch bis dorthin schaffen würde. Ihr Mann wurde im Zuge der Evakuierungsaktion „Operation Hannibal“ der Besatzung der „Wilhelm Gustloff“ zugeteilt. Sie hat ihn nie mehr wiedergesehen. Er kam nicht mehr zurück.
Das Lazarettschiff – die „Wilhelm Gustloff“
Über die Todesfahrt der „Wilhelm Gustloff“ haben wir alle schon viel gehört und gelesen. Was wurde nicht alles darüber geredet und geschrieben ? Darum möchte ich mich nicht zu sehr mit den Details aufhalten, die sind den meisten ja bekannt. Ursprünglich ein Kreuzfahrtschiff, wurde die „Gustloff“ am 22. September 1939 der Kriegsmarine als Lazarettschiff übergeben. Am 22. Januar 1945 begann man in Gotenhafen mit den Vorbereitungen zur Evakuierung von tausenden Flüchtlingen und Verwundeten.
Der Rest ist Geschichte
Beladen mit mehr als 10.000 Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder, wurde die „Gustloff“ am 30. Januar 1945 um 21:16 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 unter dem Kommando von Alexander Marinesko torpediert und sank binnen 62 Minuten auf den Grund der Ostsee. Der Besatzung war schnell klar, daß das Schiff nicht zu retten war. Es gab nicht genug Rettungsboote und ein Teil davon konnte nicht zu Wasser gelassen werden, weil sie bei minus 18 Grad vereist und festgefroren waren. 9343 Passagiere ertranken in der eisigen Ostsee, davon waren 8000 Flüchtlinge und mehr als die Hälfte davon waren Kinder und Säuglinge. Nur wenige konnten gerettet werden. Die Szenen des Grauens, die sich auf der „Gustloff“ abgespielt haben müssen, möchte ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen. Dabei darf man nicht vergessen, daß der Tod durch ertrinken furchtbar ist. Wenn man ins Wasser kommt, hält man zunächst automatisch die Luft an aber irgendwann übernimmt das Atemzentrum die Kontrolle und man atmet Wasser in die Lungen ein. Auch dann ist man nicht sofort tot. Man bleibt noch lange genug bei Bewußtsein, um zu erleben, wie man langsam erstickt. Es mag sein, daß die eisige Kälte den Todeskampf der armen Menschen beschleunigte, aber was soll das schon heißen ? Macht das die Tragödie weniger schlimm ?
Kein Kriegsverbrechen?
Und das bringt mich zu all jenen Zeitgenossen, die mir in schöner Regelmäßigkeit und alle Jahre wieder erzählen wollen, daß der Angriff auf die „Wilhelm Gustloff“ kein Kriegsverbrechen war. Ja, ich habe sie gehört, die Stimmen der Experten, Juristen, Journalisten (Spiegel etc.) und sogar von zwei Überlebenden : Es war die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt auf ein einzelnes Schiff bezogen, aber nein, es war kein Kriegsverbrechen. Die „Gustloff“ transportierte auch ein paar Soldaten und verfügte über eine Flak. Sie hatte nicht den richtigen Anstrich, sie hatte auch nicht die richtige Beleuchtung, so daß der arme, stets mit reichlich Wodka abgefüllte Alexander Marinesko, unmöglich erkennen konnte, um welches Schiff es sich handelte. All das machte aus der „Gustloff“ ein legitimes militärisches Ziel, das angegriffen und versenkt werden durfte.
Was für ein erbärmliches und jämmerliches Gerede ! Die ganz schlauen „Experten“ lehnen bis heute jede Diskussion darüber ab, ob die „Gustloff“ deshalb versenkt wurde, weil Marinesko sich geirrt hatte. Kein Wort darüber, daß Marinesko ein schwerer Alkoholiker war (wie übrigens Churchill auch). Wir wissen alle, daß die Russen einen Stiefel vertragen können, aber selbst für russische Verhältnisse soff Marinesko wie ein herrschaftliches Spülbecken. Selbst bei seiner Mannschaft war er unbeliebt und galt bei seinen Vorgesetzten als unzuverlässig. Ebenfalls kein Wort darüber,daß den Sowjets alle Fluchtrouten über die Ostsee bekannt waren, über die die Flüchtlingsschiffe in Richtung Westen fuhren. Statt dessen beeilt man sich, in schöner Regelmäßigkeit zu wiederholen, daß die „Gustloff“ ein feindliches Schiff war und nach geltendem Kriegsrecht torpediert werden durfte. Ein deutsches Schiff, das in deutschen Gewässern unterwegs war, war ein feindliches Schiff ?? All das erinnert mich sehr an die unsäglichen, menschenverachtenden Worte eines gewissen FDP-Politikers namens Ingolf Roßberg im Jahre 2005 : „Die Bombardierung Dresdens war rechtens. Dresden war keine unschuldige Stadt.“ Will man eine solche Aussage heute auch auf 9343 getötete Flüchtlinge beziehen ? War die Torpedierung der „Gustloff“ ebenfalls „rechtens“ ? Waren diese Opfer auch „nicht unschuldig“ ?
An dieser Stelle erscheint es mir angebracht, das Wort „Katastrophe“ einmal näher zu definieren. Wenn ein Schiff in einen Orkan gerät, kentert und untergeht, dann ist das eine Katastrophe. Wenn ein Schiff von einem Eisberg gerammt wird und sinkt oder in ein Seebeben gerät und Kiel oben treibt wie z.B. die „Poseidon“, dann ist das eine Katastrophe. Wenn ein Zug entgleist und von einer Brücke in die Tiefe stürzt, das ist eine Katastrophe. Schwere Unglücke oder Tsunamis und andere Naturereignisse mit verheerenden Folgen, das sind Katastrophen.
Grauenhafte letzte Minuten vor dem Ertrinken
Wenn aber ein Schiff torpediert und versenkt wird, das mit tausenden Verwundeten, Frauen und Kindern beladen ist, so ist das keine Katastrophe im Sinne des Wortes, sondern ein Kriegsverbrechen par excellence und nichts anderes ! Ostpreußen war eingekesselt. Also erzähle mir doch bitte niemand, daß die Sowjets nicht ganz genau wußten, daß den Menschen in Ostpreußen nur noch die Flucht über die Ostsee blieb. Selbstverständlich waren all die Schiffe überladen mit Flüchtenden, aber sie sollten nicht entkommen ! So viele wie möglich sollten sterben. Und wie grauenhaft muß für die Flüchtlinge die letzte Zeit ihres Lebens auf der „Gustloff“ gewesen sein. Schreiende Menschen, weinende Kinder, Todesangst und Entsetzen ! Es gab kein Entkommen ! Sie hatten den Tod vor Augen und konnten nichts dagegen tun. Ein solches Verbrechen noch als „legitime Aktion“ zu bezeichnen, ist m.M.n. eine nachträgliche Verhöhnung und Beleidigung der Opfer,was unserem heutigen pervertiertem Zeitgeist total entspricht. Die Verdummung und Verlotterung einer Gesellschaft spiegelt sich immer in den Handlungen verbrecherischer Regierungsmächte wider. Heute sehe ich weltweit mehr Ausbeuter, Zerstörer, Narzissten und Vollidioten in Machtpositionen als jemals zuvor. Wie viele Menschenleben hat dieses mörderische System schon gekostet ?
Wie in England, Amerika, Polen etc. macht man es sich in Rußland ebenfalls sehr einfach mit der Aufarbeitung der eigenen Verbrechen und Greueltaten während und nach dem zweiten WK. Mit anderen Worten : Eine Aufarbeitung existiert nicht, denn in Rußland wurde vor 10 Jahren ein Gesetz erlassen, das jede Kritik bezüglich der grauenhaften Verbrechen der sowjetischen Armee an den Deutschen unter Strafe stellt. Und sie schlachteten alles ab, was ihnen in die Hände fiel. Millionen wurden von den Alliierten vergewaltigt, Millionen ermordet, Millionen gefoltert und versklavt. Es war eine Orgie der Bestialität und Barbarei ! So ist es selbst kritischen Historikern in Rußland unmöglich, eine wahrheitsgemäße Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu betreiben. Es gab und gibt bis heute nur eine Nation, die für ihre Verbrechen vor Gericht gestellt wurde und das ist Deutschland. Und auf der Seite der Ankläger saßen die perfiden Urheber des Krieges (England), die gierigsten, schlimmsten Kriegsverbrecher aller Zeiten.
Tausende Opfer auch auf der „Goya“ und der „Steuben“
Abschließend möchte ich es nicht versäumen, auch die Opfer der „Goya“ und der „Steuben“ zu erwähnen. Zehn Tage nach der Torpedierung der „Gustloff“ versenkte Alexander Marinesko das deutsche Lazarettschiff „Steuben“, auf dem sich 900 Flüchtlinge, 3000 teils schwer verwundete Soldaten, medizinisches Personal und 150 Mann Besatzung befanden. Einen Bericht über gerettete Personen konnte ich nicht finden.
Kommen wir nun zum Untergang der „Goya“. Die Goya war ein Frachter und verfügte daher über keinerlei bauliche Sicherheitsvorkehrungen, wie sie normalerweise für Kriegsschiffe vorgesehen sind. Am 16. April 1945 um 23:52 Uhr torpedierte Kapitän Wladimir Konowalow die „Goya“ und riss ca. 7000 Menschen in den Tod, die aus Pommern, Danzig und Ostpreußen geflüchtet waren. Das Schiff sank binnen weniger Minuten. Dennoch konnten insgesamt 176 Schiffbrüchige gerettet werden. Es war die fünfte und letzte Fahrt der Goya. In den vier Fahrten zuvor hatte sie ca. 20.000 Menschen nach Westen evakuiert.
Die letzten Sätze dieses Artikels möchte ich der alten Dame aus Ostpreußen widmen. Eines Tages erkrankte sie und kam ins Krankenhaus. Ich habe sie dort noch ein Mal besucht. Nahe bei ihr auf dem Nachttisch stand die Fotografie ihres Mannes. Sie sprach nicht viel, aber sie freute sich sehr über meinen Besuch und den Rosenstrauß, den ich ihr brachte. Wenige Tage später verstarb sie. Da sie keine Familie mehr hatte, wurde sie auf unserem Friedhof in einem anonymen Grab bestattet. Von ihrem Leben blieb nicht einmal ihr Name auf einem Holzkreuz. Aber vielleicht ist das gar nicht wichtig. Vielleicht ist es so wie Shakespeare einmal schrieb : „Die Reise endet, wenn Liebende sich finden.“
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Und ihr Spiel ist geheim
und das wird es auch für immer sein,
keiner weiß, wann`s beginnt,
wann wir Teil des Spieles sind,
denn es gibt kein Verbot
für die Liebe und den Tod.
Dann halten dich die beiden fest,
doch nur wenn du dich fallen läßt,
sie lenken durch die Nacht dein Boot,
die Liebe und der Tod.
(“Die Liebe und der Tod“, gesungen von Monika Martin)
Leider wird die Torpedierung der Wilhelm Gustloff im deutschen Geschichtsunterricht totgeschwiegen.
Jeder Wissende und Unwissende kennt die Titanic, hat gehoert davon etc etc.
Der Massenmord von ueber 7000 Menschen durch die Versenkung des Lazarettschiffs ist nach Aussage der verlogensten Massen-Medien der Welt (den deutschen Massen-Medien) kein Kriegs-Verbrechen.
Na dann, macht mal