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Ich bremse auch für Ungeimpfte. Oder: Wie meine 12-jährige Nichte lernte, die Spritze zu lieben

Erinnerungen aus der nahen Zukunft.

Am bewegendsten ist dann die Heilige Weihe: Jeder Neuverimpfte („Impfi“) schwört den Impfeid und dass er seine Impfgemeinschaft gegen alle Angriffe verteidigen wird – notfalls mit Waffengewalt. Der Höhepunkt ist die Verleihung des Impfansteckers, so dass wir uns jederzeit unter den Impfverweigerern erkennen können. Mir wird dabei jedes Mal ganz warm um’s Herz und ich muss sogar ein bisschen weinen.

Lange habe ich mir überlegt, ob es die Ungeimpften wert sind, dass man für sie bremst, um dann zu folgender Erkenntnis zu kommen: „Ja, noch kann ich für sie bremsen, denn noch stehen sie in unserer schönen, neuen Impfgesellschaft knapp über dem alten, weißen Mann – und für den hat Janet Evanovich in ihrem Roman „Ich bremse auch für Männer“ schließlich auch den Fuß vom Gas genommen.

Allerding spielt auch die Zeit und das Benehmen der Ungeimpften eine Rolle. Sollten die Ungeimpften sich weiterhin herausnehmen, ihre Wohnung zu verlassen, Bahn zu fahren oder es gar wagen, Essen einzukaufen, wird es allmählich kritisch.

Ganz ehrlich – ich verstehe dieses Trotzverhalten auch wirklich nicht: Was ist denn schon dabei, sich drei kleine Pikser geben zu lassen? Uschis Glas hat’s getan, Jensi Spahn ist mit gutem Vorbild vorangegangen, der Terminator Arnold Schwarzenegger hat sich überglücklich in eine Impfschlange eingereiht, ohne seine Steroidmuskeln spielen zu lassen. Auch Jane Fonda verzog keine Miene im straff gezogenen Gesicht und versicherte: „Es tut nicht weh“. Was wollt Ihr Ungeimpften eigentlich noch an Beweisen?

Angesichts solcher Starrköpfigkeit war ich daher ziemlich froh und erleichtert, dass die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg Euch Impfverweigerern endlich mal so richtig gezeigt hat, wo die Spritze hängt: Für Euresgleichen soll es nämlich nur noch Sprechstunden von 07:00 – 07:10 Uhr geben.

Geimpft, gehirngewaschen und gehorsam

Wenn es nach mir ginge – und ich finde, das sollte es, denn ich bin 3 Mal geimpft, gehirngewaschen und gehorsam und gehöre damit zum überlegenen Kreis der 3G-Menschen – dann ist jede Minute dieser rationierten 10 Minuten eine Minute zuviel für Euch. Wie könnt Ihr Euch überhaupt erdreisten, uns auch noch diese 10 Minuten nehmen? Habt Ihr nicht schon genug angerichtet? Reichen Euch etwa die Schulschließungen, die zerstörten Lieferketten und nicht zuletzt an die 15 zusätzlichen Kilo, die ich wegen Home Office mit mir herumschleppe, immer noch nicht? Und das alles nur, weil ihr Angst vor einem kleinen Piks habt.

Millionen Menschen und ich haben uns derart solidarisch im Gleichschritt impfen lassen, dass sogar Stalin und Mao vor heller Freude Ringelreihen getanzt hätten. Und Ihr? Macht alles kaputt. Schert aus. Wollt Euch nicht einreihen in unsere Gemeinschaft.

Was ist nur los mit Euch? Warum könnt Ihr nicht einfach mal Maul halten, Ärmel hoch, Stich ‘rein und gut ist? Warum braucht Ihr immer eine Extra-Bratwurst? Warum zweifelt Ihr soviel? Der Staat sorgt sich um unsere Gesundheit. Sonst gäbe er uns doch nicht all diese Impfdosen umsonst. Wenn Ihr mir nicht glauben wollt, dann fragt doch einfach mal Jensi, wann er das letzte Mal seit Corona entspannt mit seinem Mann in der Villa kuscheln konnte. Wahrscheinlich weiß er schon gar nicht mehr, wie die Villa von innen aussieht. Und warum? Weil Ihr Euch quer stellt.

Klar habe ich auch eine Weile gezweifelt. Aber dann habe ich meine geimpfte Schwester besucht und gesehen, wie super der Zusammenhalt in der durchgeimpften Nachbarschaft dort ist. Jeder Häuserblock hat einen Impfwart, der aufpasst, dass sich auch alle gut vertragen und keiner irgendwelche Verschwörungstheorien erzählt. Es gibt sogar ein kleines Impfschwein und jedes Mal, wenn jemand Schimpfworte wie „Elite“, „Neue Weltordnung“, „experimenteller Impfstoff“, „Great Reset“ oder andere schmutzige Wörter sagt, muss er 10 Euro in das Schweinderl geben. Da kommt schon ordentlich was zusammen. Und dann, am Ende jeden Monats, macht die Gemeinschaft mit dem Geld so richtig einen drauf – mit Bionade, Africola, Gemüsebratlingen und coolen, selbstgebackenen Haferkeksen. Alle setzen sich in der Dämmerung ans Lagerfeuer, spielen Gitarre und singen die neuesten Schlager über Glücksimpfungen, Ehen im Impfheim und Geimpfte, die sich schweren Herzens von ihren ungeimpften Partnern trennen mussten, weil sie ihnen einfach nicht mehr auf Augenhöhe begegnen konnten.

Bewegende Impfweihe

Am bewegendsten ist dann die Heilige Weihe: Jeder Neuverimpfte („Impfi“) schwört den Impfeid und dass er seine Impfgemeinschaft gegen alle Angriffe verteidigen wird – notfalls mit Waffengewalt. Der Höhepunkt ist die Verleihung des Impfansteckers, so dass wir uns jederzeit unter den Impfverweigerern ausmachen können. Mir wird dabei jedes Mal ganz warm um’s Herz und ich muss sogar ein bisschen weinen.

Tja, leider gibt es dann immer noch Euch – die Impfverweigerer. Ihr seid eine ständige Bedrohung für unsere Gemeinschaft – so wie meine Nichte damals. Auch sie hat auf die harte Tour lernen müssen, dass mit unserer schönen, neuen Gemeinschaft nicht zu spaßen ist

Ich weiss gar nicht mehr, wer Klara damals – sie ar 12 Jahre alt – so kurz vor ihrer Impfweihe diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Jedenfalls kam sie eines Tages nach Hause und erzählte von einem Jesus und seinen 10 Geboten. Ständig ritt sie auf dem ersten Gebot „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ und dem fünften Gebot „Du sollst nicht töten“ herum. Sie bezeichnete unsere Impfparties als Götzendienst und warf uns vor, den Tod von Ungeimpften billigend in Kauf zu nehmen. Nur weil einige von uns immer mal im Scherz sagten, dass man sie komplett ächten oder erschießen solle. Ich meine, wo bleibt der Humor? Kann man denn jetzt gar nichts mehr sagen?

Na ja, wir haben jedenfalls gleich diesen Jesus zur Fahndung ausgeschrieben. Aber außer ein paar halbsenilen Greisen in den Verwahranstalten für nutzlose Esser hatte noch nie jemand von diesem Mann gehört. Meine Nichte aber wurde immer sturer. Sie wollte nichts mehr von der Impfweihe hören, verbarrikadierte sich in ihrem Zimmer und las ständig in einem dicken Buch. Schließlich wußten wir uns nicht mehr anders zu helfen, als sie richtig einzusperren und auf eine dreitägige Nulldiät zu setzen.

Ich fand die Spritze gut

Aber auch das half nichts. Statt dessen sagte sie ständig ein Gedicht mit einem „Hirten“ und einer „Wäschemangel“ auf. Manchmal weinte sie auch und bat mich um Hilfe. Aber was hätte ich tun sollen? Und warum? Ich fand die Spritze gut. Sie hatte mir meine Freiheit wiedergegeben und eine neue Gemeinschaft geschenkt. Außerdem hatte ich Klara vor ihrer Impfweihe mehrmals erklärte, dass sie als Ungeimpfte all ihre Freiheiten verlieren und aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden würde, wenn sie sich der Heiligen Weihe verweigerte.

Um ihr also die Entscheidung zu erleichtern, beschallten wir Klara als nächsten Schritt drei Tage lang mit Lauterbachs Vorträgen, die er eigens für Impfverweigerer in seiner wegweisenden „Praxis der Impfpropaganda“ entwickelt hatte. Auch dies war leider nicht von Erfolg gekrönt, da Klara Tag und Nacht über ihre AirPods das indizierte Stück „Halleluja“ von einem gewissen Heiner hörte, während meine Schwester und ich uns ständig darüber in den Haaren lagen, wer Lauterbach – mit dem wir seit Jahren ein sehr herzliches Verhältnis pflegten – als Partner haben darf, wenn unsere Männer verstürben.

Inzwischen war uns klar geworden, dass meine Nichte eine besonders harte Nuss war und so griffen wir zu Plan B. Für solche hartnäckigen Fälle hatten wir gemeinsam mit den anderen transformierten 3G-Eltern Schwarzeneggers Terminator-Training für schwer impfbare Kinder besucht. Die gesamte Nachbarschaft hatte zusammengelegt, Schwarzeneggers Impfausrüstung gekauft und bereits erfolgreich bei allen Kindern angewandt – bis auf meine Nichte, was uns ganz besonders peinlich war. Achteten wir doch sonst stets darauf, absolut konform und auf Linie zu sein.

Nach drei Tagen Essensentzug und Lauterbachbeschallung gingen wir davon aus, dass meine Nichte ausreichend geschwächt und leicht zu überwältigen sein würde. Mein Mann, der nach seiner Impfung seine Ramboseite erst so richtig entdeckt hatte, konnte es kaum erwarten, den Terminator-Rambock einzusetzen. Gesagt, getan. Die Tür brach aus den Angeln und wir stürmten in Klaras Zimmer, wo sie klein und zusammengesunken in der Ecke saß und immer noch das Hirten-Gedicht vor sich hin murmelte. Irgendwie tat sie mir sogar ein bißchen leid, aber ich schob das Gefühl schnell beiseite, denn ich wußte einfach, dass es ihr nach der Weihe so viel besser gehen würde.

Daher fackelte ich nicht lange, zog ihre Beine nach vorne und setzte mich schnell auf sie. Meine Schwester presste ihre Arme nach unten und mein Mann stopfte ihr eine extrakäsige Socke in den Mund. Und dann – endlich – rammte ihr mein Schwager die Impfspritze so richtig doll durch den Oberarm, woraufhin sie fast unverzüglich ihren Widerstand aufgab und so sanft wie ein Opferlamm wurde.

Sanft wie ein Opferlamm

Wir wussten aus früherer leidvoller Erfahrung, dass die Spritze manchmal die Wirkung verfehlte und die neuen Impfis versuchen würden, sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub zu machen. Deshalb wandten wir seither eine Sicherheitsvorkehrung an und schoren die Haare von den Impfis. Auch Klaras lange blonden Haare fielen dem Rasierer zum Opfer, damit jeder in der Impfgemeinschaft erkennen konnte, dass sie ein zu beaufsichtigender Neu-Impfi war. Schon nach ein paar Wochen würde von dem verwirrten, trotzigen Mädchen, das von Geboten, Hirten und Wäschemangeln gefaselt hatte, nichts mehr übrig sein und Klara würde sich wie neugeboren fühlen.

Natürlich fragt man sich nach solch einem Aufwand immer: Warum nicht gleich so? Denn heute sind Klara und ich die allerbesten Freundinnen. Jeden Tag backen wir Eierkuchen und treffen uns regelmäßig mit den Nachbarn zu Hetzjagden auf Ungeimpfte. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und ist so eine Gaudi – das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen.

Ja – endlich gehöre ich wieder zu einer Gemeinschaft. Und so etwas Einzigartiges, Kostbares lasse ich mir von Euch Ungeimpften nicht wieder wegnehmen. Deswegen kann ich Euch nur warnen. Noch bremse ich für Ungeimpfte. Aber je länger ihr meine Gemeinschaft und Freiheit bedroht, desto mehr verliere ich meine Geduld mit Euch. Wenn Ihr also weiter so bockig seid und die Heilige Impfweihe verweigert, wird uns eines Tages nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Fuß auf dem Gaspedal zu bleiben und Euch einen kleinen Stubs zu versetzen. Zum kleinen Piks ist es dann nicht mehr weit. Und zu guter Letzt werdet Ihr dann wie ich und meine Nichte Klara lernen, die Spritze zu lieben. Und dann – endlich – wird alles wieder gut und wir werden uns alle wieder liebhaben und zusammen singen und backen und werden endlich wieder glücklich sein.

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