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Einfach grässlich!

Warum “boostern” die Wahl zum Unwort des Jahres gewinnen müsste, aber nicht antreten darf. Eine Glosse.

Von DR.PHIL.MEHRENS

Endlich ist es wieder so weit und alle Conservo-Leser freuen sich bestimmt schon so doll darauf wie im Dezember die Kinder auf den Nikolaus: Jedes Jahr im Januar wird das Unwort des Jahres gekürt. Leider geht es dabei nicht um Ästhetik, sondern um Politik. Deswegen wird auch dieses Jahr ganz sicher wieder ein Wort zur expressio non grata gekürt, das linken Framing-Experten aus Medien-, Kultur- und Politikbetrieb schon lange ein Dorn im Auge ist.

Natürlich wird es auch dieses Jahr nicht der “Corona-Leugner” sein, jener Mitbürger, dessen Kritikfähigkeit sich nicht durch den regelmäßigen Konsum von Tagesthemen, Heute-Journal und Anne Will erschöpft. Auch nicht der “Impfskeptiker”, ein Mensch, der nicht bereit ist, sein Recht auf körperliche Unversehrtheit bedenkenlos auf dem Altar von Gesundheitsfanatikern zu opfern, neben all dem Weihrauch, der verbrannt wird, um, wie der Virologe Klaus Stöhr am 26. November bei Talk im Hangar 7 enthüllte, vor allem Adipöse, Ausländer und Alte kollektiv vor dem Risiko des Lebensverlustes zu bewahren. Wetten, dass der “Corona-Leugner” es nicht mal in der maximal verunglimpfenden Variante “Covidiot” schafft? Der ist nämlich eine Wortprägung der Chefin der neuen deutschen Respekts- und Regierungspartei. Die neue Regierung gleich alt aussehen lassen? Das riecht nach Landesverrat!

In die Gruppe der chancenlosen Landesverräter gehört auch der “Querdenker”, der mit seiner von der installierten Gesellschaftsdoktrin abweichenden Meinung auch noch frech auf die Straße geht. Nein, diese Wörter haben keine Chance, zum Unwort des Jahres gekürt zu werden, und wenn sie die maßgeblichen Kriterien der (verhüllten) Demokratiefeindlichkeit und Diskriminierungssemantik noch so blendend erfüllen. Denn eine handverlesene Jury aus vier gesetzten Sprachwissenschaftlern und einer Journalistin plus einem Gastjuror, die, wie man aufgrund etlicher Erhebungen weiß, mehrheitlich dem linksgrünen Milieu entstammen, sortiert Unliebsames vorher aus. Deswegen machte vor einem Jahr “Corona-Diktatur” das Rennen, der Versuch maligner Rechtsabweichler, edelmütige staatliche Maßnahmen zur Rettung des deutschen Volkes vor den Unwägbarkeiten einer Viruserkrankung nachhaltig und unter missbräuchlicher Verwendung einer demagogischen Begrifflichkeit zu diskreditieren.

Rechtsabweichler ist übrigens ein Framing-Begriff aus der chinesischen Kulturrevolution. Und wer sich anschaut, wie viele Jungsozialisten und grün lackierte Jungkommunisten jetzt im Bundestag sitzen, darf wohl annehmen, dass das Wort, vermutlich in irgendeiner kreativen Abwandlung (“Rechthaber”, “Rechtsblinker” oder “Linkenhasser”) in den vor uns liegenden Jahren Hochkonjunktur haben wird, vielleicht als Wort des Jahres?

Wie eingangs erwähnt, geht es bei der Wahl zum Unwort des Jahres nicht um Ästhetik. Deswegen gibt es ja auch das “Zentrum für Politische Schönheit”. Der berüchtigten Gruppe von AfD-Hassern geht es ebenfalls nicht um Ästhetik, sondern vielmehr darum, Deutschlands politische Kultur, ganz im Sinne Mao Tse-tungs, von Rechtsabweichlern zu säubern. Man könnte das ZPS also treffender auch “Zentralkomitee der neuen Roten Garden” nennen. Garden sind Wächter, Wächter darüber, so das Selbstverständnis, dass bald niemand mehr den Kotau vor dem Neomarxismus zu verweigern wagt. An Impfgegnern kann man schon mal bisschen üben, wie man das hinbekommt, ein klassisches Exempel statuieren.

Grüne Jugend wirbt mit Leninpropaganda

Würde es um Ästhetik gehen, wäre der Favorit für das Unwort des Jahres ohne jeden Zweifel der grottenhässliche Denglisch-Krüppel “Boosterimpfung”. Denn eine größere ästhetische Katastrophe ist kaum denkbar. Als “grässsslich” (mit gelispeltem ss) hätte wohl der verblichene Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki diese abgrundtief abstoßende Missgeburt, diesen Grenouille der deutschen Sprache, bezeichnet. (Hinweis für Spätgeborene: Es handelt sich hier um eine Anspielung auf die Hauptfigur von Patrick Süskinds “Das Parfüm”, einen irren Massenmörder. Der war übrigens bucklig oder, wie Anhänger des “Boosterns” vielleicht schreiben würden: “booklig”.)

Lautlich steht der heimliche Unwort-Favorit darüber hinaus, durchaus passend, in Assonanz zu den Buh-Rufen eines angewiderten Publikums, dem in vielerlei Gestalt auftretenden Buh-Mann, der niemand gern sein möchte, oder zu Hui Buh, dem Schlossgespenst, dem der Komödiant Michael “Bully” Herbig den zweifellos lächerlichsten aller seiner bisherigen Leinwandauftritte verdankt, indem er darin, die digitale Depersonalisierung der Jungs und Mädels von Abba als Avatare vorwegnehmend, als computergeneriertes Imago seiner selbst auftrat. Und für Sciencefiction-Fans gilt: Der Buh-Stern ist ein Gestirn des Grauens, vor dem selbst Käpt’n Kirk und seine Jungs vom Raumschiff Enterprise mit Warp-Geschwindigkeit Reißaus nehmen würden. Dann lieber Klingonen-Kreuzer!

Es ist ernüchternd, feststellen zu müssen, dass Politiker wie Jens Spahn und sprachlich eher minder bemittelte Wirrologen (ein heißer Anwärter übrigens auf das Unwort 2021) wie sein Nachfolger, deren Auftritte in den letzten zwei Jahren, ganz nebenbei bemerkt, ebenfalls ein Fall für das leider aber politisch gleichgeschaltete ZPS gewesen wären, mit Agitprop-getriebener Ignoranz gegenüber dem wunderschönen deutschen Hauptwort “Auffrischung” innerhalb kürzester Zeit ein dermaßen hässliches Denglisch-Monstrum im Sprachgebrauch der Deutschen verankern konnten. Wenn es wenigstens für ein kreatives Kürzel wie AFI (für die zugegebenermaßen etwas sperrige “Auffrischungsimpfung”) gereicht hätte!

Wie TÜV, ASU und UNO wäre uns die AFI, zumal sie wegen der Assonanz zu “aktiv” herrlich positiv anmutet, in Fleisch und Blut übergegangen (buchstäblich). Was hätte das für großartige Auswirkungen haben können: Man denke an den SMS-, Signal- und App-Verkehr: “Wo bist du gerade?” – “Bin heute zur Afi”. Herrliche Plakatwände mit Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (“Heute schon geafit?”) und geistreiche Kabarettisten-Wortspiele (“Das ist mir jetzt zu afig!”) eingeschlossen. Oder wie wäre es damit (vor allem in Bayern chancenreich): “Fit sein ist gut, aber besser ist afit sein!” Werbestrategen müssen sich da doch in den Allerwertesten beißen, dass sie darauf nicht gekommen sind und sich statt dessen mit “boostern” abfinden müssen, einem Wort so lahm und langweilig wie Strümpfestopfen auf Omas Sofa.

Was klanglich hässlich ist, könnte immerhin durch seine Semantik einiges an Boden wettmachen. Doch auch da erweist sich “boostern” als der totale Rohrkrepierer. Nur ist offenbar bislang kein Deutscher, alle frei nach Brecht unterwegs auf dem Corona-Kälbermarsch, überhaupt auf die Idee gekommen, mal kurz bei Langenscheidt nachzuschlagen, was die englische Vokabel tatsächlich bedeutet. Neben der offenkundig intendierten Übersetzung “verstärken” findet sich dort auch “Reklame machen” (aha!) und, in der Kombination mit “business”, die Bedeutung “die Wirtschaft ankurbeln”.

Ein Schelm, wer hier an Böses denkt!

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