Von Hermes
Was ist Stolz? Ist Stolz gut? Ist er wichtig? Interessiert das irgendjemand? Mir scheint, daß Stolz wichtig ist. Und daß man echten Stolz heute selten findet.
Ich möchte das Thema bewußt persönlich angehen. Professionell gesehen, begänne ich bei den Sieben Todsünden, ginge zur Nikomachischen Ethik und zu Aquinas und endete mit Dantes Paradiso und Bishop Barrons Vorträgen zum Thema. Das finde ich aber heute langweilig.
Worauf kann man stolz sein? Auf eigene Leistung. Für Ererbtes, Geschenktes, Zufälle des Lebens sollte man dankbar sein. Sagen wir, Sie haben ein wunderschönes Haus gebaut. Sind sie stolzer, wenn Sie es alleine genießen, oder wenn sie in ihm Familie und Freunde bewirten? Sind wir stolzer auf Materielles wie ein tolles Auto, oder auf Immaterielles wie einen großen spannenden Freundeskreis? Kann man als junger Mensch stolz sein? Betrachten wir ein Kleinkind, das zum ersten Mal wirklich läuft oder sein Geschäft ganz alleine verrichtet hat. Kann man nur auf sich stolz sein? Was ist mit Eltern, die ihre Kinder zu guten Abschlüssen in Schule oder Lehre, einer glücklichen Ehe, gelotst haben? Ich sah einmal ein Photo eines der Ältesten der Heiligen der Letzten Drei Tage. Der ehemalige gefeierte Chirurg steht als 95-Jähriger Witwer und Ururgroßvater in der Mitte von über 100 Kindeskindern. Er predigt übrigens noch. Mir scheint, daß man zu jeder Zeit auf etwas stolz sein kann, wenn das, worauf man Stolz empfindet, damit zu tun hat, wie man im Leben aus seinem Potential etwas gemacht hat.
Was sind die Gefahren des Stolzes? In einer Mind Map zeichneten wir da wohl Überheblichkeit, Arroganz, Hybris, Selbstüberschätzung und ähnliches ein. Da es ohne Aristoteles kaum je geht: Mut ist die Goldene Mitte zwischen Feigheit und selbstmörderischem Draufgängertum. Ich habe Stolz heute nicht bei ihm nachgelesen, aber vielleicht ist Stolz ja die Mitte zwischen Selbstverachtung und Hybris.
Ist Stolz einer Gemeinschaft von Menschen vielleicht der gesunde „Patriotismus“ einer politischen Gruppe? Ob des Dorfes oder des Reiches?
Irgendwie scheint Stolz wichtig zu sein, für Mensch und Gemeinschaft. Und genauso wichtig ist es sicher, diese Goldene Mitte auch politisch zwischen Selbstverachtung und Hybris, Scylla und Charybdis hindurchzusteuern. Haben wir heute einen Odysseus?
Ganz subjektiv kenne ich keinen stolzen Deutschen mehr. Viele meiner Freunde und Bekannten sind im Privaten stolz, und das zu Recht. Als Staatsbürger sehe ich da niemanden. Früher war die Polis die Gemeinschaft der steuerzahlenden Bürger, die nur sehr vorübergehend ihre Führer mit den wenigstmöglichen Kompetenzen ausstatten. Sie trugen ganz direkt die Verantwortung.
In der heutigen Führung der Polis sehe ich nur Hybris und Verachtung. Da ist praktisch niemand, der nach einer erwiesenen Lebensleistung in seiner Arbeit und Familie das Opfer auf sich nimmt, unseren Staat nach den uralten Gesetzen zu steuern, denen sie ihren Erfolg verdanken und die in anderen Zeiten versuchten, das Gute, Wahre und Schöne auch im notwendigerweise schmutzigen Geschäft der Politik umzusetzen. Ich sehe mit wenigen Ausnahmen 20-80-Jährige, die der Pubertät nicht entwachsen sind und keine Frittenbude betreiben könnten, ohne pleite zu gehen.
Uns ist der Stolz ausgegangen. Zu Recht. Dieser Zustand ist nicht Ursprung, sondern Folge vieler Einzelentscheidungen des letzten Jahrhunderts.
Wenn dann noch Wut und Opfermentalität dazukommen, wird sich 1933 in anderer Form entwickeln. Justin Pierre Trudeau als Ziehsohn von Klaus Schwab und Bewunderer von Chinas effektiver Politik weist uns den Weg. Hybris und Verachtung im sorgenden Wohlfahrtsstaat. Von dem jeder Kindergeld, Pendlerpauschale oder 9000€ Tesla-Subvention bekommt und ihm speichelnd dankbar dafür ist und ihn deswegen weiter mästet.
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