StartChristentum, Hoffnung und Transzendenz„Wir sind wie Adam nackt“

„Wir sind wie Adam nackt“

Eine wortgewaltige Predigt des emeritierten Erzbischofs von Paris, MICHEL AUPETIT, im Advent 2020

Adam und Eva (Lucas Cranach dem Älteren, um 1518)

Sie war in der Tat wortgewaltig, jene Predigt die Mgr Aupetit, der damalige Erzbischof von Paris, am 8.Dezember 2020, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, in St Germain l‘Auxerrois in Paris hielt. „Brillant“ konnte man in einigen Kommentaren auch lesen.

Michel Aupetit verband die Aussage der ersten Gottesdienst-Lesung aus dem Buch Genesis (Gen 3,8-20), die vom ersten Menschenpaar und seinem Konflikt mit Gott handelt, und die adventliche Botschaft aus dem Lukas-Evangelium von Maria, der Mutter Jesu, die der Menschheit durch ihr Ja zu Gott einen neuen Weg öffnete (Lk 1,26-38), meisterhaft.

Mit der Zartheit seiner Predigt vom ersten Adventsonntag, die er nur wenige Tage zuvor hielt und die ich kürzlich vorstellte. hatte diese Homilie, zumindest ihr erster Teil, nichts gemein.

„Adam, wo bist du?”

„Adam, wo bist du?” Die Frage Gottes, die der Erzbischof deutlich vernehmbar zitierte, hallte durch den Kirchenraum – ein Zitat aus dem Buch Genesis, dem 1.Buch Mose. Es war der Ruf Gottes, als Gott nach Adam Ausschau hielt, ihn suchte. Adam, der stellvertretend für den Menschen steht.

„Wir denken immer“ fuhr Michel Aupetit unvermittelt fort, „dass wir es sind, die Gott suchen. Doch es ist Gott. der uns sucht. Und was antwortet Adam Gott, der ihn sucht?

‚Ich habe mich versteckt, denn ich bin nackt‘ (Gen 3,10).

Aah! Auch wir sind nackt. Wir sind wie Adam nackt. Wir sehen heute unsere Verletzlichkeit, unsere Hilflosigkeit.“ Mgr Aupetit ging auf die damalige, uns alle bedrückende und noch heute, ja noch lange nachwirkende Situation der so genannten Pandemie ein. „Ein kleines Virus, ein ganz kleines Virus…! Und siehe da“, der Erzbischof wirkte kämpferisch, „unsere feine Anspruchshaltung bröckelt.

Wir, die wir glaubten, die Welt zu beherrschen,

wir, die wir dachten, den Tod zu besiegen,

wir, die wir glaubten, der Herr der Elemente und der Geschichte zu sein.

Aber sieh‘ da, wir sind nackt.

Und unsere Welt bricht auseinander, und wir verschanzen uns wie verschreckte Füchse.

Wir haben die Erde erobert, wir haben sie versklavt, als sie uns anvertraut worden war. Anvertraut, damit wir sie, wie es in den Zehn Geboten verankert ist, in unsere Obhut nehmen.

Wir hielten uns für Gott.

Aber wir schämen uns nicht!

Wir schließen uns zu Hause ein. Wir stoßen uns bei der Begrüßung fast lächerlich mit den Ellbogen an. Wir verbieten es uns, uns zu bewegen, uns zu küssen, uns in den Arm zu nehmen.

Doch wir schämen uns nicht!

Wir werkeln an der Natur herum. Wir verfälschen die Biologie, wir zerstören die natürliche Ordnung unserer Herkunft und das Verhältnis von Mann und Frau.

Aber wir empfinden keine Scham!

Die ersten Menschen aber, der Mann und seine Frau, die, der Versuchung der Schlange nachgebend, ‚wie Gott‘ sein wollten, sie schämten sich. Und weil sie sich schämten, öffnete sich ihnen ein Ausweg.

In der Tat wurde die Frau, Eva, die Mutter aller Lebenden, der Menschheit wurden viele Nachkommen versprochen.

Und wir. Die wir uns für Gott hielten.

Und wir halten uns wohl noch immer für Gott.

Wir empfinden keine Scham.

Gibt es einen Ausweg für uns?

„Ihre Seele pries den Herrn“

Ja! Ja und dieser Ausweg ist Maria. Maria die Wunderschöne, Maria die Prächtige, Maria das Gefäß der Gnade Gottes. Der Engel bekräftigt es: ‚Ich grüße dich Maria, erfüllt von Gnade.‘ Voll der Gnade (Lk 1,28). Kein Widerstand war in ihr, keine Sünde, nichts, was die Gnade hätte verhindern können, die in sie einströmte. Sie ging diesen Weg…, welcher der Liebe Gottes antwortete…

Sie allein kann im Namen von uns allen dem Herrn antworten. In ihr gibt es nichts Schändliches, denn sie stellt sich der Gnade Gottes nicht entgegen.

Sie empfängt die Gabe des Herrn, den Heiligen Geist, der sie unter seinen Schutz nimmt – aber nicht, damit sie sich wie Gott mache; sie lässt Gott frei gewähren und er selbst macht sie göttlich. Dass sie die Wohnung, dass sie die Mutter seines Sohnes werde und selbst ein Kind Gottes. Damit sie die Mutter ihres Schöpfers werde und durch ihren Sohn dem Herrn viele Kinder (Gotteskinder) geboren werden. Hier ist der Ausweg, der möglich ist, der Ausweg, der sich uns heute noch bietet.

Auf die Frage Gottes, ‚Adam, wo bist du?‘, antwortete sie demütig: ‚Hier ist die Dienerin des Herrn‘ (Lk 1, 38). Und Maria folgend kann auch jeder von uns antworten: ‚Hier ist der Diener Gottes, hier ist die Dienerin Gottes, mir geschehe nach deinem Wort.‘

Lasst uns in Marias Fußstapfen treten, Maria, die die erste auf dem Weg des Glaubens ist, sie zeigt uns diesen Weg.“ Einen Weg, den auch wir gehen könnten, da wir in der Taufe die Gnade erhielten, Kinder Gottes zu werden. Erzbischof Aupetit stellte den Gläubigen noch einmal vor Augen, dass die Mutter Jesu für Gott ihre Liebe bewahrte, auf seine Liebe antwortete, „weil sie ja sagte, weil Gott durch sie unser Menschsein annahm…wie Paulus es im Brief an die Epheser sagt… Kind Gottes zu sein, bedeutet, dass wir fähig sind, Gott zu antworten, sich den Armen Gottes zu überlassen, wie ein Kind den Armen seiner Mutter…“

Hier sei der Weg, den wir finden müssten… Es gehe nicht darum, wie Gott sein zu wollen, es genüge, uns von Gottes Armen wie ein Kind aufnehmen zu lassen … Und Maria habe Gott in ihre Arme genommen, „weil sie sich selbst den Armen Gottes überließ.“ An dieser Stelle nahm Michel Aupetit eine poetische Assoziation zum Magnificat auf, dem Lobgesang Mariens. „Ihre Seele pries den Herrn und jubelte, als der Engel zu ihr kam und ihre Antwort war Liebe auf die Liebe Gottes… Sie ist es, die uns begleitet auf diesem Weg unseres Lebens… damit wir unseren Stolz zurücklassen … unsere Anspruchshaltung … damit wir wieder zu Gott und seiner Liebe zurückkehren …“

Maria zeige uns, wie wir Gott antworten könnten, „wenn er uns fragt: Adam, wo bist du?“

Homélie de Mgr Michel Aupetit – Messe du 8 décembre 2020 à Saint-Germain-l’Auxerrois, KTOTV und Homélie de Mgr Michel Aupetit – Messes de la Solennité de l’Immaculée Conception, Saint-Germain l’Auxerrois – Mardi 8 décembre 2020. Diocèse de Paris. L’église catholique à Paris.

Übersetzung: Dr. Juliana Bauer

Genesis und Weihnachten

Nachwort zu einem alten weihnachtlichen Brauch

An den Christbäumen des Biedermeier und denen des 19. und frühen 20.Jahrhunderts hingen so manches Mal die Figuren von Adam und Eva. Auch ist der 24.Dezember der Gedenktag des ersten Menschenpaares. Die Sinnfälligkeit ist klar: durch Adam und Eva kamen, laut der Überlieferung aus dem Buch Genesis, Sünde und Tod in die Welt. Durch sie verschloss sich für den Menschen das Paradies. Durch Jesus, dessen Geburt in der Nacht vom 24. zum 25.Dezember gefeiert wird, wurden die Tore des Paradieses wieder geöffnet, er brachte der Menschheit die Erlösung von Schuld und Tod. So gehörten neben der Krippe mit dem neugeborenen göttlichen Kind, seiner Mutter und Joseph, den Hirten und den Engeln die Figuren von Adam und Eva zum Christfest einst mit dazu.

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1 Kommentar

  1. Advent 2022

    Wenn wir heut’ Lichter anzünden,
    Kerzen, die Leuchten im Advent,
    wird Dunkelheit doch nicht verschwinden,
    solang’ der Deutsche Michel pennt.

    Trampelt wie einst vor vielen Jahren,
    während der braunen Diktatur,
    Politclowns hinterher in Scharen,
    dumm wie die dümmste Kreatur.

    Dummschafe heut’ Vetrauen setzen
    in Strolche, die nichts andres können,
    als gegen jenige zu hetzen,
    die Lüge eine Lüge nennen.

    Die Impfstofflüge ist allein
    nicht die einzige im Spektrum,
    mit Klima, Gender im Verein
    macht sie naive Menschen dumm.

    So ist geprägt in diesen Tagen
    die Freude auf das Friedensfest
    durch Menschen, die zu sagen wagen:
    Euer Impfstoff wirkt wie die Pest.

    Menschen, die mit Hirn und Herzen
    gegen die Politlügner streiten,
    sind wie einst auch heut’ die Kerzen,
    die Hoffnung im Advent verbreiten.

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