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Frankreich bestürmt den Himmel

„Prions pour Émile – Lasst uns für Émile beten“

Vor mehr als einer Woche verschwand der kleine Émile in Le Vernet, einem Weiler mit 125 Einwohnern im Departement Alpes-de-Haute-Provence der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Tagelang suchte die französische Polizei mit einem Großaufgebot, unterstützt von Armee, Feuerwehr und vielen Freiwilligen, nach dem 2 ½ jährigen Kind.

Die Freiwilligen seien, laut einigen Zeitungen, nicht nur aus dem Umkreis gekommen, sondern seien aus ganz Frankreich angereist. Franzosen, die zusammenhalten, die füreinander einstehen und sich nicht im Stich lassen.

Es ist ein großes Zeichen der Unterstützung, der Solidarität, des Daseins für den Mitmenschen. Für den besonders Schwachen, Verletzbaren. Für ein Kind. Und seine Familie.

„Lasst uns für Émile … mit Gebeten den Himmel stürmen“

Ein Netz des Gebetes spannt sich über Frankreich

Über das tatkräftige Helfen hinaus bricht sich seit Tagen ein lebendiger Glaube zahlreicher Katholiken Bahn:

Èmile. Quelle: Twitter

In ganz Frankreich vertrauen sie das Kind der Macht und der Liebe Gottes an. Ja, selbst aus anderen Ländern wie aus Vietnam, aus Australien oder dem westafrikanischen Senegal, aber auch von Christen, die keine Katholiken sind, erhalten die Beter Unterstützung.

Ebenso in einem „Großaufgebot“ schließen sich die vielen Gläubigen an verschiedenen Orten sowie im Netz seit einer Woche zu Gebetsgruppen zusammen.

So berichtete BFMTV am 12.Juli, vier Tage nach Émiles Verschwinden:

„Katholiken aus ganz Frankreich mobilisieren sich zum Gebet, dass der kleine Junge, der in den Alpes-

de-Haute-Provence verschwunden ist, wiedergefunden wird…“ Ihr Ansinnen ist klar:

„Lasst uns für Émile weiterhin mit Gebeten den Himmel stürmen.“

Weit über die heimatliche Pfarrgemeinde hinaus organisieren sich die Franzosen und Französinnen zum gemeinsamen Gebet, so in Rennes und in Vannes in der Bretagne. Abwechselnd stündlich treffen sie sich in Vannes, auch eine Nacht hindurch, treffen sich zu einer „Nacht des Rosenkranzes.“

Auch Heilige werden um ihre Fürbitte angerufen und immer wieder Maria, die Mutter Jesu.

Auf Facebook schlossen sich ein Tag nach dem Verschwinden des Kindes 800 Beter unter dem Appel “Prions pour Émile“ zusammen. Diese waren innerhalb eines Tages auf 10.000 angestiegen; inzwischen sind mehrere tausend Beter und Beterinnen hinzugekommen.

Mathilde (offenbar eine – nicht unbekannte – Ordensfrau, da sie von einer Mitbeterin als „Mère“, als „Mutter“ angesprochen wurde) schrieb am 14.Juli: „Heute sind es 6 Tage. Lasst uns weiter beten, lasst den Himmel nicht los…“ Bei ihrem Eintrag und Gebet erscheint die kolorierte Zeichnung einer Art Schutzmantelmadonna mit dem kleinen Émile unter ihrem Schutz.

Ein senegalesischer Katholik teilte mit, dass „sich mehrere von uns … mit meinen Schwiegereltern … heute und in den folgenden Tagen in der Basilika von Popenguine abwechseln, um zu Maria zu beten.“

Über das katholische Internetmagazin Aleteia (France) erfährt man zudem, dass sich mehrere Klöster dem Gebetsruf angeschlossen haben, um für Émile ununterbrochen zu beten. So die Karmelitinnen der Wallfahrtskirche „Vom Kinde Jesu“ in Beaune in Burgund, wo sie einen lebenden Rosenkranz bilden, „bei der Gruppen von fünf Personen gemeinsam ein Dutzend Rosenkränze für Émile und seine Familie beten.“

Im Wallfahrtsheiligtum „Notre-Dame du Laus“ (Unsere Liebe Frau der Verehrung) im Département Hautes-Alpes, dem Nachbardepartement, wo Émile verschwand, wurde sein Foto vor brennenden Kerzen auf den Altar der Chapelle du Bon-Rencontre (Kapelle der Guten Begegnung) gestellt.

„Seit Montagabend beten die Pilger jeden Tag abwechselnd am Altar …“, erklärt Pater Michel Desplanches, der Rektor der Wallfahrtskirche, da es darauf ankäme, „im Gebet beharrlich zu bleiben.“

Heiligtum Unserer Lieben Frau von Laus. Mit Foto von Émile.

Auch die Bischöfe der Diözesen der Alpes-Region beteiligen sich am Gebet für das Kind. So der Bischof des Bistums Gap und Embrun, Xavier Malle, zu dem das Departement Hautes-Alpes gehört. Dieser weist auf der Homepage der Diözese nochmals auf die täglich dreimaligen Gebete in Notre Dame de Laus für Émile hin, während Bischof Emmanuel Gobilliard, der Oberhirte der Diözese Digne, zu der das Departement Alpes-de-Haute-Provence zählt, mit den Jugendlichen einer Jugendwallfahrt ein Gebet für Émile und seine Familie initiierte; sein Tweet berichtet davon: https://twitter.com/EGobilliard/status/1678382367579275265.

Eine Anmerkung am Rande:

auch wenn in Deutschland von einigen Leuten der „Medienrummel“ um das Verschwinden des Kindes kritisiert wird, auch wenn die Hoffnung, Émile lebend zu finden, schwindet, und auch, wenn ich selbst immer wieder an Gott fast verzweifle, finde ich es enorm, dass die Franzosen kurz nach dem Verschwinden des Kindes diese große Gebetsinitiative ins Leben riefen.

Und dass sie sich nicht irremachen lassen.

Was Kindern an Leid angetan wird, muss permanent thematisiert werden. Was Kindern an Leid angetan wird, ist unentschuldbar.

Wer sich beteiligen möchte:

“Prions pour Émile“

https://fr.aleteia.org/2023/07/12/disparition-demile-les-fideles-perseverent-dans-la-priere/

Erstveröffentlichung: Philosophia perennis

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