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„Ein Kind ist uns geboren“

Ein Stück päpstlich-bayerische Familiengeschichte

José Antolínez: Verzückung der hl. Magdalena, um 1660–1670, Ölgemälde.

TEIL 2

Kirchen der Schande. Christen in der Ablehnung der Barmherzigkeit Gottes – Gestern wie heute

Als ich die folgenden Sätze des geschichtlichen Überblicks schrieb, ahnte ich nicht, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Publikation eine traurige Aktualisierung erfahren würden – der Überblick über die Realität unverheirateter Mütter und ihrer Kinder, den ich hier kurz und vor allem für den deutschsprachigen Raum nachzeichne. Doch GESCHICHTE ist diese Realität in vielen Ländern leider noch lange nicht.

Die Verachtung und Diskriminierung unverheirateter Mütter sowie ihrer unehelich geborenen Kinder zog sich durch Jahrhunderte, zog sich durch Gesellschaften, die christianisiert wurden, doch die grundlegende Botschaft des Christentums nicht wirklich kannten oder kennen wollten. Die vielfach und an vielen Orten zu einer spießigen, verlogenen Gesellschaft von Bürgertum und Großbürgertum wurde, beherrscht von nicht minder verlogenen Oligarchen und Plutokraten.

Angeleitet von machthabenden und machtbesessenen Kirchenmännern – der jahrhundertealten, lateinisch-katholischen Hierarchie wie – und typisch für Deutschland – der Oberkirchenräte der evangelischen Landeskirchen, die den katholischen Hierarchen an Verbissenheit und Niedertracht in nichts nachstanden. In deren Reihen die Werte des Evangeliums erstickt wurden. Die stattdessen einer verbohrten, halsstarrigen Moralisierung ihrer Gläubigen, der kleinkarierten, strafandrohenden Aufoktroyierung ihres, häufig verlogenen, Moral-Kodexes „huldigten.“ Die über bestimmte moralische Werte, über ihre eisernen Gebote und Richtlinien hinaus den Menschen vergaßen.

Bleiben wir bei der lateinischen Kirche, der größten Teilkirche der römisch-katholischen Gesamtkirche. Zahlreiche Moralpredigten von Klerikern feuerten über Jahrhunderte jene Verachtung, Ablehnung und zutiefst unmenschliche Behandlung von Frauen an, die nicht ihren Moral- und Sittenvorstellungen entsprachen – man werfe einen Blick auf die neuesten katholischen Nachrichten (s. Schreiben von Mons. Fernandez, https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2023-12/vatikan-alleinerziehende-sakramente-kommunion-glaube-fernandez.html). Moralvorstellungen, die sie, die ledigen, unbeweibten Gesellen nicht selten über die Botschaft Jesu hinaus festgesetzt hatten. Die, wie wir wissen, noch nicht einmal die Eheleute schonten.

Die in ihrer Unerbittlichkeit, die bei manchen auch die eigene Geilheit überdecken sollte – oder gar soll –, sogar noch die unehelich geborenen Kinder büßen ließen/lassen. Die ihnen, wie wir gerade sehen, selbst die Taufe verweigern. Die Frauen wie Kindern oft – im Lauf der nachreformatorischen Jahrhunderte auch im Verbund mit ihren protestantischen Kollegen – jegliche Würde nahmen. Und heute an manchen Orten noch immer nehmen (s.o. vaticannews). Scharf gemacht von eifernden und geifernden „Frommen.“ Die sich anmaßen, über den „Stand der Gnade“ von unverheirateten Müttern zu befinden (ich nehme hier weder Stellung zu den sakramentalen Regeln des Kommunionempfangs, noch zu der prekären Situation der in Mons. Fernandez‘ Schreiben ebenso benannten Prostituierten in armen Ländern).

Die Männer der Kirche, die schon die frühen Christen, insbesondere mit sexuellen Vorschriften, zu drangsalieren begannen, die, wie ein Augustinus von Hippo nach seinen Sturm- und Drangjahren, die Liebkosungen einer Frau als etwas Erniedrigendes betrachteten, vergaßen und vergessen, in trauter „Zusammenarbeit“ mit den besonders „Heiligmäßigen“ ihrer Gemeinden, dass es bei Gott keine minderwertigen Frauen gibt, dass es in den Augen Gottes, des Gottes, den sie zu verkündigen glaubten, keine illegitimen Kinder gibt. Dass Gott jeden Menschen, jedes seiner Geschöpfe, mit Würde ausgestattet hat.

Kirchenmänner! Kirchenmänner und ihre „Betschwestern und Betbrüder.“ Die zwar zu Recht gegen Abtreibung, d.h. gegen den Mord an einem ungeborenen Kind zu Felde ziehen, die aber – und dies nicht nur in der Vergangenheit – oft jegliche Menschlichkeit unverheirateten Müttern und ihren Kindern gegenüber vermissen ließen/lassen, die die Heilsbotschaft Jesu mit Füßen traten/treten und sich dann über Abtreibungen oder Kindstötungen wunderten.

Eine Geschichte von „kirchenpolitischer Dimension“? Der Schreck der Kurialen

Kehren wir aber noch einmal zu Papst Benedikt XVI. zurück! Denn seine Familien-Geschichte, eine Geschichte zwischen Realität und bis dato bestimmten idealisierten Vorstellungen seiner Kirche, ist noch nicht zu Ende erzählt.

Wenn nun seine fromm-katholischen Vorfahren ebenso wenig unehelich geborenen Kindern und damit vorehelich gelebten Liebesakten gegenüber immun waren wie so viele andere „Sünder“ auch, verursachte dies kurz nach seiner Wahl zum Papst im vatikanischen Umfeld ein Erdbeben über die mittlere Stärke hinaus.

Das Bekanntwerden dieser Familienhistorie könnte sich zu einer „kirchenpolitischen Dimension“ ausweiten, wie der damalige Südtiroler Pfarrer, Hugo Senoner, aus dem großmütterlichen Geburtsort Mühlbach bei Brixen zu jenem Zeitpunkt mutmaßte. Und eben den Sexual-Kodex der Heiligen Katholischen Kirche ein Stück weit außer Kraft setzen bzw. schwächen… Zumal Benedikt als Kardinal Ratzinger bei der Erstellung des neuen Katechismus‘ und seines Moralkodexes federführend war

Diese Gefahr erkannten die alarmierten, kurialen Kleriker, die daher mit Feuereifer dafür Sorge trugen, dass sich diese heikle, ja anrüchige Familiengeschichte des Heiligen Vaters nicht weiterverbreiten würde.

Und das natürlich ganz im Sinne, der „gängigen, gewachsenen“ Strategie der Kirche, Unangenehmes, Ungebührliches oder gar Schuldhaftes zu vertuschen oder zu verschleiern. Um für die Gläubigen in einer Endlosschleife von Lüge, Heuchelei und Schönfärberei die Heilige Mutter Kirche makellos dastehen zu lassen…

Die Korrektur der Vatikan-Homepage und das Schweigegebot des Bischofs von Brixen

Also sollte möglichst niemand von der zunächst auf der vatikanischen Homepage erschienenen Südtiroler Herkunft des Heiligen Vaters erfahren, dessen mütterliche Vorfahren ja nicht gerade zu den „Vorbildern in christlicher Moral“, geschweige denn zu den „Heiligen“ gehörten … Und so tilgten die kurialen Heuchler umgehend diese (für kurze Zeit erschienenen) Informationen, die in Entdeckungen münden konnten, die man besser geheim hielt. Und ersetzten die Mitteilungen durch einen unverfänglichen Hinweis auf die Umgebung des Chiemgaus, wo Ratzingers mutterseitige Großeltern später mit ihrer Familie lebten und eine Bäckerei führten…

Doch – wie es im Leben meist kommt – bestimmte Wahrheiten lassen sich nicht unter dem Teppich halten – zumal sie Benedikt XVI. letztendlich selbst nicht wirklich unter dem Teppich hielt.

Angestoßen durch seine ureigenen Erzählungen über seine mütterliche Herkunft begaben sich historisch Interessierte, Journalisten, Archivare, Theologen, unvoreingenommen auf archivalische Spurensuche und lüfteten dabei die oben vorgestellten und für sie durchaus überraschenden Geheimnisse.

So im Jahr 2005 der bereits oben erwähnte und historisch interessierte Pfarrer aus Mühlbach bei Brixen, Hugo Senoner, so 2007 Autoren von „Kirche heute“, die das Thema sehr detailliert und sensibel aufgriffen, so auch 2008 der italienische Historiker Paolo Valente. Pfarrer Senoners Recherchen wurden 2005 in Windeseile bekannt – die deutschsprachige Südtiroler Zeitung „Dolomiten“ stürzte sich begeistert auf den „Papst mit Südtiroler Wurzeln“ und hielt auch mit den anderen Entdeckungen nicht schamhaft zurück (die auch für den forschenden Pfarrer selbst keinen Schandfleck darstellten).

Aber der Herr Pfarrer hatte die Rechnung ohne seinen Chef gemacht. Dieser stand einen Tag später in Persona des (damaligen) Bischofs von Bozen-Brixen und in Begleitung seines Generalvikars vor seiner Tür, um ihm weitere Veröffentlichungen zu verbieten und ihm ein grundsätzliches Schweigegebot über die „Südtiroler Wurzeln“ des bayerischen Papstes aufzuerlegen.

Nur – die Geschichte begann bereits Ohren zu kriegen.

Und begann den Moralkodex im Katechismus, den Joseph Ratzinger, wie bereits mehrfach erwähnt, maßgeblich mitformulierte, an einigen Stellen mit Fragezeichen zu versehen.

Den Kodex, in dem es 1992 hieß: „Der Geschlechtsakt darf ausschließlich in der Ehe stattfinden; außerhalb der Ehe ist er stets eine schwere Sünde und schließt vom Empfang der Heiligen Kommunion aus“ (2390). Und in der „Volksausgabe“ von 2003 heißt es, nicht minder realitätsfremd und wider besseres Wissen des Theologen Ratzinger:
Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst…“ (2353).

Eine „Unzucht“ und ein „schwerer Verstoß gegen ihre Würde“, die auch Urgroßeltern und Großeltern von Papst Benedikt XVI. selbst laut dem von ihm mitzementierten Katechismus über einige Jahre lebten…

Wie so viele Menschen. Wie so viele Sünder, die wir alle sind. Wie so viele nicht nur heute, sondern auch in früheren Zeiten, die z.B. damals unter wirtschaftlicher Not zunächst an keine Eheschließung denken konnten.

„Verstöße“ eines Mannes und einer Frau, die sich lieben, die einander in der Regel auch die Ehe versprechen… „Verstöße“, über denen Gott aber – so meine Überzeugung – beide Augen zudrückt…

Und nicht nur der Herr Kardinal Ratzinger bei seinen Großeltern und Urgroßeltern…

„Verstöße“, die nach der gerade erschienenen Info des Vatikans zu den Segnungen unverheirateter und homosexueller Paare (18.12.23) keine gravierenden Verstöße mehr sein können.

Zwei persönliche Anmerkungen zum Unzucht-Paragraphen im Katechismus

Vor wenigen Wochen wiederholte der deutsche Kardinal Müller, ein langjähriger Vertrauter Benedikts XVI. und ehemaliger Chef des Dikasteriums für die Glaubenslehre, zum x-ten Mal, dass nichteheliche sexuelle Beziehungen „Unzucht“ und damit eine „Todsünde“ seien. Ohne auch nur die geringsten Unterscheidungen zu treffen.
Da hätte aber der Herr Kardinal auch, wie wir sehen, bei der Familie seines „Bruders in Christus“ fündig werden können… Ai, ai, ai…

Ich stelle hier folgende Frage in den Raum: Hätte Mons. Müller in früheren Zeiten uneheliche Mütter auch wegen „fleischlichen Verbrechens“ bei den Obrigkeiten angezeigt…? Wie es der Mutter von Stille-Nacht-Dichter Joseph Mohr geschah.

Der Herr Kardinal sollte wieder einmal die Begegnung Jesu mit der Samariterin lesen (Joh. 4,7 ff.). Ohne vorher den Katechismus zu wälzen und die Moralkeule zu schwingen.

Zudem wäre es endlich an der Zeit, wenn die Herren Kardinäle und ihre „Brüder“ einmal ihre eigenen Todsünden betrachten würden…

Z.B. die Todsünde der Habgier und der Maßlosigkeit, der Völlerei, des Hochmuts, des Neids. Bei manchen sogar der Wollust… (s.u.)! Einer Wollust, die nicht auf Zuneigung und Liebe zwischen Mann und Frau basiert… Und ich ergänze: die Todsünde der Lieblosigkeit, der Herzenshärte…

Unzucht.

Unter „Unzucht“ verstehe ich, verstehen übrigens viele Menschen, einschließlich vieler Gläubigen „Herum-Hurerei.“ Herum-Hurerei! Diese hat aber nichts zu tun mit einem sich liebenden Paar von Mann und Frau, die einander die Treue halten. Ob nun (schon) katholisch verheiratet oder nicht.

Selbst wenn die Bischöfe voreheliche bzw. nichteheliche Beziehungen als nicht richtig und als Sünde deklarieren (Ehebruch, der eine echte Schuld darstellt, schließe ich hier aus), kann hier nicht von Unzucht und auch nicht von einem Verstoß gegen die Würde des Menschen und seiner Sexualität gesprochen werden. Sicher werden in nahezu allen Religionen vor- und außereheliche Beziehungen als nicht mit dem Religions-, Moral- und Sozialkodex übereinstimmend abgelehnt, wurde „Unzucht“ bis in die jüngste Zeit als „sexuelles Verhalten, das gegen das sittliche Empfinden einer Gesellschaft verstößt“ definiert, was jene drastische Diskriminierung der unverheirateten Mütter und ihrer Kinder nach sich zog/zieht.

Unter „Unzucht“ verstehe ich weiterhin homosexuelle Beziehungen aller Art, insbesondere homosexuelle Herumhurerei mit verschiedenen Partnern.
Wie sie aber laut ernstzunehmender Berichte ehemaliger Vatikan-Priester und -Theologen selbst unter einer Reihe von priesterlichen Kurialen „gepflegt“ wird… … … Und dadurch massiv gegen das religiöse Empfinden zahlreicher Gläubigen verstoßen.

Liegt hier der wirkliche Grund verborgen, warum die sich als modern verstehenden Bischöfe sich so sehr für die homosexuellen Partnerschaften und ihre Segnungen starkmachen? Um einen Teil der eigenen Zunft aus der Schusslinie zu nehmen? Ist das auch einer der Beweggründe des Papstes, deren Segnungen zu erlauben?

Und womit hängt die neue Erlaubnis zusammen, ab jetzt unverheiratete Paare segnen zu dürfen? Spielt in diese Genehmigung auch die beim Vatikan bekannte Tatsache hinein, dass eine Reihe von Priestern „ihren Zölibat“ nicht auf Dauer leben können und eine Liebschaft mit einer Frau pflegen bzw. in den „Stoßzeiten“ ihres Urlaubs „schwach werden“?

Jedenfalls würde ich die oben genannten Kurialen, mit Verlaub, aus den „heiligen“ römischen Hallen hinausjagen…

Und deren Stellen mit verantwortungsvollen, priesterlichen Ehemännern und Familienvätern, also im Ehesakrament lebenden Priestern, z.B. aus den katholischen Ostkirchen, besetzen – die bislang nach wie vor in der bestimmenden lateinischen Kirche das „fünfte Rad am Wagen“ sind…

Was sicher im Zuge dessen zwei erfreuliche „Neben-Effekte“ mit sich brächte…

Zum einen wäre dann der immer noch als einzige „Kostbarkeit“ verkündete Pflicht-Zölibat für die Priester der lateinischen Kirche bald „Geschichte“…

Ohne noch weitere Jahrhunderte herumdiskutieren zu müssen.

Zum anderen würde damit der Wahrheit und der Ehrlichkeit der nötige Raum zugestanden werden. Das Priestertum wäre dann ehrlicher, die zu einem Teil herrschende Verlogenheit des Pflicht-Zölibats wäre somit endlich „beim Teufel“…
Und das Ehesakrament würde darüber hinaus stark aufgewertet werden! Und könnte so auch einen viel stärkeren Gegenpol zu den gleichgeschlechtlichen Segnungen bilden.

Zur Frage nach der Wahrheit. Ärgernisse und Vergnügliches

Sie ist die große „Gretchenfrage“ der römisch-katholischen Kirche – die Frage nach der Wahrheit. Ja, die Gretchenfrage der Frommen überhaupt.

Das Thema dieses Beitrags behandelt keine schwerwiegenden Fragen wie die des sexuellen Missbrauchs. Aber es behandelt eine grundlegende Frage der katholischen Kirche, nämlich die nach der sexuellen Moral und ihres Umgangs damit.

Und dies nicht in einem allgemeinen Kontext zum Thema voreheliche Beziehungen.

Nein, vor dem entsprechenden konkreten Hintergrund der mütterlichen Vorfahren von Papst Benedikt XVI. und damit vor dem Hintergrund namhafter, „gut-katholischer“ Familien. Einer plastischen Lebensrealität, die trotz aller Ernsthaftigkeit auch Vergnügliches birgt.

Dabei konnte ich als Autorin dieses Artikels aufgrund meiner Recherche und Lektüre folgendes feststellen:
Bei der zur Sprache kommenden Tatsache dieser zutiefst menschlichen Seite der Familie von Papst Benedikt versagten Herrschaften der Amtskirche komplett. Einer Amtskirche, die sich in dem Sumpf von Unehrlichkeit und Heuchelei, Schönfärberei und Vertuschen eingerichtet hat. Hat? Hatte?

Hin und wieder aufgeschreckt von anderslautenden Wahrheiten, die es dann umgehend zu unterdrücken und zu löschen galt. So war es lange Zeit „kirchliche Tradition“, wie es der emeritierte Freiburger Erzbischof „fachkundig“ zum Besten gab. Der es ja wissen muss …

Der 2005 amtierende Bischof von Bozen-Brixen verbot, wie wir lesen, dem Pfarrer aus dem Herkunftsort von Benedikts Großmutter jegliche weitere Veröffentlichung von dessen Familiengeschichte. Denn welch eine „Katastrophe!“ – Des Papstes Großmutter und Mutter? Uneheliche Kinder, Kinder einer sündigen Liebe! Welch eine Besudelung des Bildes unseres Papstes! Da sei Gott vor…!

Und welch ein zu befürchtendes verheerendes Erdbeben, das die Moralvorstellungen der Heiligen Mutter Kirche zumindest ein Stück weit zum Einsturz bringen könnte. Zumal Benedikt als Monsignor Ratzinger den Katechismus an höchster Stelle überwachte…!

Daher war natürlich auch auf der vatikanischen Homepage die unverzügliche Tilgung jenes Textes vonnöten, der auf die „anrüchige“ Tiroler Herkunft des Papstes von Seiten seiner Mutter verwies.

Da könnten ja besonders Wissbegierige (vermehrt) zu forschen beginnen und diese „Schande“, die nicht mehr zu verbergen wäre, überall verbreiten.

Was übrigens eine weitere Flunkerei im Geburtshaus Benedikts hervorbrachte.

Eine Flunkerei, die nach wie vor in dem zum Museum gewandelten Geburtshaus des Papstes in Marktl am Inn zu lesen ist. So findet sich in einer der dortigen Ausstellungseinheiten bei der Präsentation seiner Mutter der Satz „Die Bäckerstochter Maria Rieger lernt Köchin…“

Allerdings – diese Aussage ist eine Irreführung. Die Mutter Benedikts XVI. hieß nie Rieger.

Sie wurde, wie wir wissen, nie von ihrem Vater (oder „Vater“) Isidor Rieger als sein Kind „legitimiert“ und trug daher bis zur Heirat den Mädchennamen ihrer Mutter: Peintner.

Eine Tatsache, mit der Papst Benedikt ehrlich umging. Eine Tatsache, die seiner Mutter, wie wir mittlerweile ebenso wissen, fast die Ehe zunichtegemacht hätte. Auch in der Diözese Passau, zu der Marktl gehört und die für das Benedikt-Haus zuständig ist, scheut man es wohl, mit der Wahrheit offen umzugehen.

Es ist das Verhalten von Verantwortlichen einer Diözese, über das man eigentlich nur lachen kann, wenn es auch letztlich das x-te Trauerspiel darstellt…

Alles in Allem steht hier, wie so oft, eine jämmerliche Tragikomödie von großen Teilen der kirchlichen Obrigkeit vor uns! Ein jahrhundertealtes Spiel von Unehrlichkeit, Heuchelei, aber auch von Verurteilung. Unterstützt von ach so frommen Betbrüdern und Betschwestern. Und – es geht z.T. g’rad‘ so weiter… Daran werden auch die neuen Sondergenehmigungen nichts ändern…

Viel ehrlicher wäre es, zu allen Fehlern, Schwächen und Sünden zu stehen. Sünden, Fehler, die wir alle machen, Schwächen, die wir alle haben…

Da liegen die Hasen im Pfeffer… Genau da! Und zwar alle, die es gibt auf der Welt!
Peter Seewald, der Biograf Papst Benedikts XVI., schreibt:

„Bis in unsere Zeit hinein herrschte Unklarheit über die Herkunft der Papst-Mutter. Selbst als Erwachsene nahmen Joseph, Georg und Maria noch an, ihre Mutter sei in Südtirol auf die Welt gekommen.

Um die Sache aufzuklären: Maria war ein uneheliches Kind. Und nicht nur sie. Auch ihre Mutter und selbst ihr Vater – die Großeltern des späteren Papstes – waren unehelich geboren worden. Was gemeinhin als Schande galt, war so ungewöhnlich auch wieder nicht. Gemäß den Taufbüchern waren in der Gemeinde Mühlbach in Südtirol, dem heutigen Rio di Pusteria, im 19. Jahrhundert rund ein Drittel der Frauen, die bereits Kinder hatten, nicht verheiratet. Eine Ehe zu schließen konnte sich nur erlauben, wer dafür auch die nötigen finanziellen Mittel hatte; und ganz viele hatten sie eben nicht.“

In: Peter Seewald, Benedikt XVI. Ein Leben, München 2020. Siehe: https://www.vivat.de/media/_pdf/134982/134982.pdf

Weitere spannende Literatur:

https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/01/tag-Papst-Benedikt-XVI-Muehlbach-ist-nicht-Muehlbach-6cc6a780-3524-4fcd-81d9-f7de870b088c.html

https://www.derstandard.at/story/3022074/muehlbach-ist-nicht-gleich-muehlbach

https://www.vitatrentina.it/2022/12/31/morto-benedetto-xvi-le-sue-radici-in-alto-adige/

– „Familiäre Wurzeln Papst Benedikts XVI.“ in: Kirche heute. Monatszeitschrift für die katholische Kirche im deutschen Sprachraum…, Juli 2007. Siehe:

https://www.kirche-heute.de/ausgaben/alle-ausgaben/ausgaben-erweiterungen/2007/juli-2007.html

https://www.papsthaus.eu/

Stiftung Geburtshaus Benedikt XVI., Marktl am Inn, Ausstellungseinheit „Marktl 1927“

https://www.osservatoreromano.va/de/news/2023-01/ted-001/der-vater-des-katechismus-der-katholischen-kirche.html

Zum (Gesamt-)Katechismus, den Kardinal Schönborn von Wien als eine der größten Hinterlassenschaften Benedikts bezeichnet.

Indem übrigens der sexuelle Missbrauch an Kindern unerwähnt bleibt und nur, als Vergewaltigung bezeichnet, die Randbemerkung eines einzigen Satzes innerhalb des Abschnitts zum Thema Vergewaltigung wert war (2356, Jahr 2003). Und dieses nur mit Blick auf die Eltern und Erzieher, unter Aussparung der Geistlichkeit…

Wohingegen man sich bislang lieber in die vor- und außereheliche Liebesbeziehung als einen „schweren Verstoß gegen die Würde dieser Menschen“ verbiss…!!!

Joseph Mohr: der Ursprung von “Stille Nacht, Heilige Nacht.” Von Hanno Schilf

https://www.deutschlandfunk.de/entrechtete-muetter-zwangsadoptionen-in-der-bundesrepublik-100.html

Über das Leid der unverheirateten Mütter und ihrer Kinder vor 1970.

https://www.katholisch.de/artikel/49548-glaubensdikasterium-alleinerziehende-muetter-zur-kommunion-zulassen (Brandaktuelle Nachricht zu alleinerziehenden Müttern)

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

2 Kommentare

  1. Danke für diesen zweiteiligen Text. Sehr unterhaltsam und regt zum Nachdenken und Diskutieren der Dogmen an.
    Ja, auch zu meiner Schulzeit (1970er) hatten die Kinder von Alleinerziehenden, sofern die Mütter nicht verwitwet waren, irgendwie noch einen Makel, obwohl wir als Kinder nicht sagen konnten, warum. “Der/die hat keinen Vater!” war in unserem Weltbild unvollständig, aber als Kind sieht man oft nicht das ganze Bild.
    Schlimmer war damals nur der Status “geschiedene Frau”. Für Männer galt das komischerweise nicht….. “Mein Großvater” war der zweite Mann meiner Großmutter und ich bin froh, daß ich ihn als Opa hatte und nicht “den anderen”, der der leibliche Vater meiner Mutter war. Der Kontakt war nicht umsonst abgebrochen.

    Ja, es gibt viele Ungerechtigkeiten, die von der Institution Kirche gegen die Lehren Jesu und den Glauben der Menschen durchgedrückt werden.

  2. Vatikan will heimlich aufgezeichnete Predigten Benedikts XVI. veröffentlichen

    Der Vatikan bereitet die Publikation von rund hundert Predigten vor, die Benedikt XVI. nach seinem Rücktritt im privaten Kreis im Kloster hielt. Das Besondere: Der emeritierte Papst, der an Silvester 2022 starb, ahnte bis zu seinem Tod nicht, dass die Predigten aufgezeichnet wurden. ….

    mehr hier

    https://www.welt.de/debatte/kommentare/article249166200/Vatikan-will-aufgezeichnete-Predigten-Benedikts-XVI-veroeffentlichen.html

    …!!

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