Der Geruch der Schafe

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Osterlachen – oder „Humor ist, wenn man trotzdem lacht…“

Das Osterlachen – ein wiederbelebter Brauch in Passau

Der Passauer Bischof, Stefan Oster, lässt seit einigen Jahren am Ende der Osternachts-Messe einen alten Brauch wiederaufleben: das OSTERLACHEN, lat. risus paschalis. Es ist ein Brauch, der in einigen Regionen, vor allem in Bayern vom 14. bis ins 19.Jh. hinein zum festen Bestandteil der Ostermesse gehörte. 

Über die Entstehungsgeschichte weiß man kaum etwas, der Quellenbestand darüber ist gleich Null. Doch eines ist gewiss: allein das Osterlachen wurde als humorvolle Form in die christliche Liturgie mit einbezogen. Seit dem Spätmittelalter (14.Jh.) war es mancherorts üblich, dass der Priester ein „Ostermärlein“, eine erheiternde, kleine Geschichte, oft auch ein Schwank, von der Kanzel herab erzählte, um die Gemeinde zum Lachen zu bringen.

Das OSTERLACHEN, das ein Symbol für den Sieg über Trauer und Tod darstellte, gründete auf der OSTERFREUDE.

Der Tod, der sich an Christus „verschluckt“ habe, sollte zudem der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Mitunter brachte man auch in witziger Form Kritik an der weltlichen wie kirchlichen Obrigkeit zum Ausdruck. Die Reformatoren wandten sich schließlich zunehmend gegen das Osterlachen, da im Spätmittelalter leider manche Geschichten auch ins Obszöne abglitten. Im Lauf des 18.Jahrhunderts wurde dieser Brauch immer seltener.

Der emeritierte Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, pflegte auf seine Art häufig ein „Osterlachen.“ Ein Osterlachen in den Sonntagsmessen, in denen ja die Christen den Tag der Auferstehung Jesu feiern. Michel Aupetits feiner, köstlicher Humor brachte die Gläubigen sowohl in Predigten, als auch in so manchen Pointen am Ende der Messe zum Lachen. Eines seiner Schluss-Statements amüsierte mich besonders. 

“L’odeur des brebis“ – „Der Geruch der Schafe“. „Österliches“ Lachen in Saint-Germain-l’Auxerrois

Als man im September 2019, nicht ganz fünf Monate nach dem Brand von Notre Dame (der sich in den kommenden Tagen zum 5.Mal jährt), Mgr Michel Aupetit mit seiner Gemeinde die Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois als Bleibe für die kathedralenlose Zeit zugeteilt hatte, wandte er sich am Ende seiner ersten dortigen Messe mit folgenden Worten an die Gläubigen: 

„… auf alle Fälle bin ich sehr glücklich, dass ich in dieser wunderbaren Kirche heute die Eucharistie feiern konnte… ihr konntet den exzellenten Klang hören…  auch dass die Mikrophone perfekt funktionieren… der Klang jedenfalls ist sehr gut… 

Aber da ist noch eine Sache, die hier sehr schön ist. Das ist die Tatsache, dass ich viel näher bei den Gläubigen bin.“

(Mgr Aupetit sprach auf den relativ kleinen, unweit von der Gemeinde entfernten Chorraum von St Germain an – ein Gegenstück zu dem raumumfassenden, weitläufigen Chor von Notre Dame). 

„Ich denke“, fuhr er fort, „dass das den Papst, der uns sicher sieht, sehr zufrieden stimmen wird, denn er wollte, dass ich den Geruch der Schafherde wahrnehme …“ – lautes Lachen der Messbesucher – „Nur, dass ich jetzt Angst habe …“ – Aupetit lacht selbst – „…dass die Schafe auch meinen Geruch riechen…“ – wieder lautes Lachen der Gläubigen…

Danach erteilte Monseigneur den Segen.

Man erinnere sich:

Kurz nach Ostern 2015 ging ein Zitat von Papst Franziskus um die Welt, der meinte, dass die Geistlichen sich als Hirten mitten unter ihre Herde mischen müssten, um den Geruch ihrer Schafe anzunehmen. Sie würden sonst zu „traurigen Priestern” werden, zu Hirten, die den Kontakt zu den Menschen verlieren würden…

Zu denen der oft freudestrahlende Mgr Aupetit sicher nicht gehört…

https://www.youtube.com/watch?v=UkZe2ldGYbQ

St Germain, (ab etwa 1:02)

Osterwitz 2024, Passau

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5 Kommentare

  1. Während einer Gebetsveranstaltung zum Ewigkeitssonntag sah ich vor Jahren einmal im Chor der evangel. Johanneskirche in Crailsheim/Hohenlohe einen meditativen “Kreuzestanz”, der eigentlich kein Tanz im Verständnis von Tanzen war. Er war sehr getragen u. sehr berührend, auch die biblischen Texte, die ihm zugrunde lagen, u. die zarte Musik. Das Zentrum der “Tänzerin”, um das diese sich bewegte, war ein überdimensionales Kreuz. Das Gebet war Teil des damaligen Jahresthemas “Kreuz.”

  2. Im MA wurden im Fasching mancherorts sog. Eselsmessen veranstaltet, für den späteren Geschmack (auch meinen) sakrilegisch, die Menschen des Mittelalters fanden offenbar nichts dabei.

    Eine andere interessante Tatsache: die Kleriker der Kathedralkapitel von Sens und Auxerre pflegten einen sakralen Tanz durch die Kirchenlabyrinthe zu veranstalten, wobei sie einander einen goldenen Ball zuwarfen. Dieser ‘kosmische Reigen’ hat natürlich nichts zu tun mit den krampfhaft-bemühten Versuchen der neuesten Zeit, Tanz in die Liturgie einzubinden.

    Näheres bei: Philip Knäble, Eine tanzende Kirche. Initiation, Ritual und Liturgie im spätmittelalterlichen Frankreich, Köln (Böhlau) 2016

  3. Ich glaube, da können Sie lange warten… Aber würde es überhaupt zu ihm passen? Nicht einmal der “Kardinal” würde wirklich zu ihm passen…

    Im frühen Mittelalter allerdings wurden auch Päpste gewählt, die zuvor einfache Gemeindepriester waren. So z.B. Papst Leo III., der Karl d. Großen krönte (der auch verheiratet war). Leo erlebte viel Neid u. Hass, wurde von seinen Gegnern sogar bei einer Prozession tätlich angegriffen. Heute macht man unliebsame Pfarrer u. Bischöfe “feinsinniger” fertig u. schasst sie…
    Aber – Sie gehören zu den unzähligen Gläubigen, die nach wie vor Michel Aupetit sehr lieben! Die zahlreichen Kommentare unter seinen Predigten zeigen es immer wieder. Gerade auch erneut unter seiner Osterpredigt. Und er wird auch häufig zu Vorträgen “gebucht.”

    • Es wird Sie nicht wundern, zu erfahren, daß “mein” Wunschkandidat Msgr. Viganò heißt ?. Auch ich werde da lange warten können…

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