Von Alex Cryso
Es gibt eine schöne Theorie, die da besagt: Wer keine Probleme hat, der sucht sich eben welche. Unter dem Titel „Rassismus im Kinderzimmer?“ veröffentlichte ZDFkultur in seiner Rubrik „Around the World“ vor wenigen Tagen einen Instagram-Post, um dabei bekannte Kinderlieder auf angelblich rassistische oder diskriminierende Inhalten zu checken. Nach dem schon der Negerkuss, die Zigeunersauce, das Schwarzfahren oder die Mohren-Apotheke auseinandergenommen wurden, hat es nun auch „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“ oder „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ getroffen.
Welche Brücke das ZDF von der rasenden Affenbande, die sich um das besagte Objekt streitet, zum Rassismus sieht, bleibt buchstäblich im Dunkeln. Im ganzen Lied taucht kein einziger Buschmann und auch kein sonstiger Afrikaner auf, sondern nur der Elefant und das Affenbaby. Das Zweite Deutsche Fernsehen spricht jedoch von „rassistischen Stereotypen gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe“, „kolonialistischen Klischees“ und „triebgesteuerten, kriminellen Affen“ und man muss schon sehr weit ausholen, um tatsächlich solche Seitenhiebe zu entdecken: Nämlich keine.
„Bei Affen automatisch an schwarze Menschen zu denken ist eine ungeheure Entgleisung, für die sich das ZDF entschuldigen sollte“, schrieb die Berliner Zeitung zu dem peinlichen Vorfall. „Vor lauter Wokeness (die gesteigerte Form des Sittenwächtertums) hat das ZDF schwarze Menschen auf Instagram mit Affen gleichgesetzt“, urteilte selbst die taz. „Kritik an sexistischen, homophoben, antisemitischen, deutschfeindlichen, teilweise islamistischen Liedern im Gangster-Rap ist kaum hörbar. Stattdessen an einem unschuldigen Kinderlied, in dem auch mit viel Fantasie die Anschuldigungen wirklich schwer nachvollziehbar sind“, empörte sich der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour.
Doch wie gesagt: Auch die drei Chinesen mit dem Kontrabass kommen nicht gut weg. Hier ginge es um die Verballhornung von Sprachfehlern, antiasiatischen Ressentiments und dem erneuten Zerrbild, dass es Migranten besonders häufig mit der Polizei zu tun bekommen. In der Slideshow außerdem vertreten: Das wohl ursprünglich aus Marokko stammende „Aramsamsam“, in dem angeblich die arabische Sprache durch den Kakao gezogen wird und es damit eine „Abwertung des Islams“ darstellt. Ähnlich ist es bei „c-a-f-f-e-e“, in dem vor dem Genuss von Kaffee gewarnt wird, um gleichzeitig mit schwer beleidigenden Begriffen wie „Türkentrank“ oder „Muselmann“ um sich zu werfen. Wer will, kann sogar das Wort „Affe“ aus dem Songtitel herauslesen, womit wir wieder bei den Kokosnüssen wären.
Dabei ist Deutschland mit seinem Anti-Diskriminierungsfieber längst nicht allein: In Kanada wurden bereits 5000 Bücher, Comics und Lexika verbrannt, darunter auch Asterix, Pocahontas, Lucky Luke oder Tim & Struppi. Grund war die Antirassismus-Aktion einer Schulbehörde, die bereits 2019 stattgefunden hatte, jedoch erst Ende letzten Jahres bekannt gemacht wurde. Vor allem die Ureinwohner Amerikas würden völlig falsch dargestellt werden, hieß es in der Begründung. In Deutschland sorgte schon der kleine Afrikaner „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ für geistig-seelische Verwirrung bei den linken Gutmenschen, in Holland tat dies der schwarze Piet, Helfer des dortigen Nikolaus und auch der Kinderfilm „Kevin alleine in New York“ von 1992 musste aufgrund des angeblichen Rassismussprechs in neuem, unverfänglichem Deutsch nachsynchronisiert werden.
Alex Cryso
Links:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kinderlieder-rassismus-affen-rasen-durch-den-wald-1.5511068
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Affen_rasen_durch_den_Wald
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