StartChristentum, Hoffnung und TranszendenzMgr Michel Aupetit, Foto: KTO TV

Mgr Michel Aupetit, Foto: KTO TV

„Wachet! Seid wachsam!“

Mgr Michel Aupetits „exzellente“ Predigt zum Ersten Advent 2020

Mgr Michel Aupetit, Foto: KTO TV

Die Predigt zum Ersten Advent, die der damalige Erzbischof von Paris 2020 hielt, von Kommentatoren als „exzellent, genial, berührend“ bezeichnet, offenbarte seine überquellende Freude über das Kommen Jesu in unsere Welt und über seine verheißene Wiederkunft.

„Seid wachsam!“ Die Aufforderung Jesu bezüglich seiner Ankunft, das prägende Wort für die Tage des Advents, wie es im Markus-Evangelium überliefert ist (Mk 13, 33-37), legte Michel Aupetit seiner Gemeinde sinnträchtig – und in freier Rede – aus: tiefsinnig an der Aussage Jesu orientiert, aber auch entlang des Alltags der heutigen Christen sowie entlang der natürlichen Ereignisse und Empfindungen des Mensch-Seins, schöpfte er seine Worte. Worte, die er den Sprachbildern Jesu lebensnah und gleichermaßen feinfühlig verband, gewürzt mit dem ihm eigenen, in einem Kommentar als drollig bezeichneten Humor. Sie war ungewöhnlich, jene Adventspredigt, voller Leben und zärtlich.

Sie war eine Predigt, die heute, vor dem Hintergrund des gefährdeten Lebens des Menschen, gefährdet vom Anbeginn bis zu seinem Ende, aktueller, denn je ist.

„Chers amis, liebe Freunde“, rief der Erzbischof in den adventlichen Kirchenraum. „Ich stelle mir vor, Ihr habt ein Handy dabei. Die Frage ist nun, habt ihr es im Standby-Modus oder habt ihr es ausgeschaltet? Das ist nicht dasselbe. Wenn es sich im Standby-Modus befindet, kann es sofort neu gestartet werden. Dafür genügt nur ein Klick. Ist es komplett ausgeschaltet, ist es schon schwieriger… In Bereitschaft zu sein, bedeutet nämlich immer wach zu sein…

Die Frage, die sich uns Christen heute stellt, ist diese: Sind wir völlig „ausgeschaltet“ oder sind wir in Bereitschaft? Wenn die heutigen Christen komplett „ausgeschaltet“ d.h. nicht in Bereitschaft, nicht ansprechbar sind, ist es sehr schwierig, sie wieder neu zu entfachen, zu begeistern. Da ist dann nichts zu erhoffen. Sind wir aber in Bereitschaft, dann sind wir sofort reaktionsfähig; wenn der Herr jetzt käme, wären wir ganz schnell bereit, ihn zu empfangen…

Wenn der Herr uns sagt: ‚Wachet! Seid wachsam!‘, ist das ein Imperativ, eine Aufforderung, das ist nicht dem eigenen Belieben anheimgestellt. Es ist wichtig, immer wach zu bleiben, in Bereitschaft zu sein. Wach zu bleiben, wenn die anderen schlafen. Jesus sagt klar: ‚Habt acht!‘ Das ist zudem klassisch für die Zeit. Das ist auch biblisch. So sagt Gott zu Jerusalem: ‚Über deine Stadtmauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt‘ (Jes. 62,6). Es gab damals die vier klassischen Weckrufe: abends, um Mitternacht, beim Hahnenschrei und am Morgen. Und Jesus nimmt diese Weck-Zeiten wieder auf.

Er sagt uns: ‚Hab‘ acht, seht euch vor!‘ (Mk 13,33). Sich-Vorsehen bedeutet, dass wir aufpassen. Wir sind also Wächter. Ihr wisst, es gibt Menschen in vielen Berufen, die auf Abruf bereit sind, d.h. die wach bleiben, wenn andere schlafen: Feuerwehrleute, Polizisten, Ärzte…“

Dann brachte Mgr Aupetit ein vergleichendes Beispiel aus seiner Zeit als junger Arzt. „Ich erinnere mich an meine ersten Nacht-Wachen im Krankenhaus. Ich war aufgeregt, als ich auf den möglichen Notruf wartete. Ich konnte nicht schlafen, so blieb ich wach… Nach ein paar Monaten gewöhnte ich mich daran und schlief trotz des Bereitschaftsdienstes ein wenig ein.“ Michel Aupetit erzählte diese Episode selbst belustigt. „Eingeschlafen also, riss mich, wenn ein Notruf einging, dieser schreckliche Piepton aus dem Schlaf und nun…! Nun kommt ihr zum Patienten verstört, mit zerzaustem Haar und blass vor Müdigkeit… das war natürlich nicht ideal bei der Versorgung der Leute…

Wenn wir also schlafen, sind wir nicht fähig, den Herrn so zu empfangen, als wären wir wach… Es wäre interessant zu wissen, ob wir Wächter sind, die den Herrn erwarten…Und wenn wir wachend sind, wen benachrichtigen wir dann? … Unsere Rolle als Wächter ist nämlich auch die, dass wir jene wecken, die schlafen… Gott weiß, sie sind zahlreich in unserem Land…“ Mgr Aupetit wiederholte unsere Bestimmung als Wächter und verwies schmunzelnd darauf, dass wir eher in leichtem Wachzustand seien, aber keine großartigen Wächter…, immerhin aber seien wir da…

„Wie also können wir die Zeit verstehen, in der wir uns gerade befinden? Wir sind in der Zeit des Advents. Und ich glaube, dass der Advent ein Zeichen dafür ist, wie wir in dieser Welt heute leben. Der Herr ist gekommen. Und er wird wiederkommen. Vor 2000 Jahren ist er gekommen und er wird wiederkommen in Herrlichkeit. Ihr habt es gehört am vergangenen Sonntag. Alle Evangelien der letzten Sonntage sprachen von Jesu Wiederkunft in Herrlichkeit, in der sich alles durch ihn und durch seine Liebe wandeln wird.“ Der Erzbischof erklärte die heutige Zeit als eine zwischen den beiden Zeiträumen der Geburt Jesu und seiner zu erwartenden Wiederkunft und sah sie als die eigentliche Zeit des Advents, als die Zeit der Erwartung. Daher wolle er diese mit der Entstehung des Lebens vergleichen und diese nun betrachten.

„An Weihnachten, als Jesus in unsere Welt kam, fing das Leben an. Ich möchte Weihnachten daher als ‚Befruchtung‘ bezeichnen. Denn die Befruchtung ist neues Leben. Und in der Tat, wenn Gott Fleisch von unserem Fleisch annimmt, verbindet sich das Ewige Leben mit unserer Menschheit. Das ist der Beginn des Ewigen Lebens… Das ist eine Befruchtung. Und der Moment, in dem Jesus wiederkommt, ist wie eine Entbindung.“ Aupetits Gesichtsausdruck verriet Heiterkeit. „Was geschieht bei einer Entbindung? Man betrachtet das Baby, man nimmt es in die Arme, man betrachtet sein Gesicht. Man sieht, wie es wirklich ist. Das ist einfach wunderbar!“

Der im Leben stehende Bischof ließ seiner Begeisterung freien Lauf. „Und so werden wir Jesus sehen, erkennen, wer er ist, wenn er in seiner Herrlichkeit kommt. Aber die Zeit der Erwartung, in der wir heute leben…, was ist das für eine Zeitspanne? Das ist eine Schwangerschaft. Aber, ja! Aber klar ist das wie eine Schwangerschaft!“ Der Arzt Michel Aupetit wiederholte seine humorvoll pointierte Metapher, als wolle er sie seinen Zuhörern sanft „einhämmern.“  

Er fragte dann weiter, was sich in dem Zeitraum der Schwangerschaft abspielen würde. Betonte das Wissen der Mutter um ihr Kind, das in ihr lebt, sprach von den eindeutigen Zeichen, welche die Mutter fühle, dass sie die lebendige Gegenwart ihres Kindes erkenne. Und er sprach von einigen Phasen der Schwangerschaft, davon, wie die Mutter die ersten Bewegungen des Kindes, wie sie die Tritte seiner Beinchen zu spüren beginne. Er ging auf unsere hochentwickelte Technik ein, auf den Ultraschall, die es uns möglich macht, das Kind im Mutterleib zu sehen. „Wenn auch etwas verschwommen, man kann sein Gesichtchen nicht gut erkennen, aber man sieht, dass das Baby da ist…“ Und – hier lebte der Mediziner ganz mit – er kam auf ein spezielles, weit entwickeltes Stethoskop zu sprechen, durch das der Arzt in der späteren Schwangerschaft die Herztöne des Kindes deutlich zu hören vermag…

Vom Wissen der Mutter um das Kind, das in ihr wächst, machte Michel Aupetit den Sprung zurück zu Christus. „Gott ist da, wie das Kind im Mutterleib, aber er ist nicht sichtbar.“ Wir seien noch nicht so weit, zu „entbinden.“ Was wir heute erleben würden, sei eben diese Realität. „Wir wissen aber, dass Jesus unter uns ist…, wir wissen, er ist da, wenn wir fähig sind, zu beten…“ Erzbischof Aupetit sprach von der Gegenwart Jesu im Gebet und davon, dass wir diese fühlen, ja hören könnten… „Wenn wir in der Stille des Gebets aufmerksam sind, können wir das Schlagen des Herzens Gottes hören und wir können verstehen, dass er uns liebt und dieses Herz Gottes die unendliche Liebe ist…“

Über dieses Zeichen Gottes hinaus ging er, wie so oft, auf ein weiteres ein, auf ein „phantastisches Zeichen“, das Christus uns in der Eucharistie gebe… „Und da gibt er uns seinen Leib als Speise, gibt er uns sein Blut als Trank…Und was macht eine Mutter? Was gibt sie ihrem Kind, das in ihrem Leib wächst? Sie nährt es über die Nabelschnur mit ihrem Blut…Wenn die Mutter das Kind nicht mit ihrem Blut nährt, dann stirbt es. Deshalb gibt uns Christus seinen Leib und sein Blut, um uns zu nähren… Auch wenn wir ihn nicht sehen, durch unseren Glauben wissen wir, dass er da ist… dass er es ist, den wir empfangen, dass er uns …  das ewige Leben schenkt, das vor 2000 Jahren begonnen hat … und dass wir am Tag unserer Taufe in diese Göttlichkeit eingetreten sind …

Liebe Brüder und Schwestern, seien wir also wachsam, wie eine Mutter, die auf ihr Kind in ihrem Leib Acht hat und darauf wartet, es zu sehen. Seien wir Wächter, die Acht haben auf die Gegenwart Gottes…, dass wir am Tag seiner Ankunft nicht überrascht sind. Seien wir wie eine Mutter, die voller Liebe ihr Kind erwartet und erwarten auch wir voller Liebe die Ankunft unseres Gottes!“

Umfassende Auszüge aus: Homélie de Mgr Michel Aupetit
Messe du 29 novembre 2020 à Saint-Germain-l’Auxerrois, KTOTV und

Homélie de Mgr Michel Aupetit – Messe du 1er dimanche de l’Avent à St Germain l’Auxerrois –

Dimanche 29 novembre 2020, diocèse de Paris. L’église catholique à Paris.

Übersetzung: Dr. Juliana Bauer

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

8 Kommentare

  1. Hier reitet einer Pegasus, stellt fest in seinem Wohlgenuß, daß alle andere fest pennen und nur in ihm tut’s Lichtlein brennen.
    Doch ist es hier wie überall –
    der Hochmut kommt meist vor dem Fall.

    • Das Lichtlein brennt im Ulfried nicht,
      kann nicht ‘mal lesen ein Gedicht,
      in dem es gar nicht darum geht,
      dass wer über den Dingen steht.
      Wichtig ist, jene zu nennen,
      die nicht wie vielleicht Ulfried pennen.

      • Es gibt nicht konstruktiven Streit
        wenn die Begründung unterbleibt.
        Den Andern nur pauschal verdammen
        zeigt destruktives Streitverlangen.
        Bei Argumenten die so fade
        kann ich nur sagen wirklich schade.

  2. Monsignore Aupetit:
    “…dann sind wir sofort reaktionsfähig; wenn der Herr jetzt käme, wären wir ganz schnell bereit, ihn zu empfangen…”
    Monsignore heißt ‘Mein Herr’ und das ist einzig Jesus Christus mein Gott in Seiner einigen Dreifaltigkeit. Ein irdischer Monsignore bekommt in Deutschland ca. 33.000,- € monatlich. Herr Aupetit sprach unlängst davon, daß Gott “drei Personen ist”. Jetzt frag ich mich, welche seiner drei Personen er jetzt erwartet?
    Blasphemie?
    Für mich als katholischen Christ ist Gott eine Einheit aus Vater (Gott), Heiliger Geist, der Sein Wort in Fleisch (Sohn) kleidete. Wer etwas Anderes behauptet muß auch erklären können. Wer seine Predigt auf drei Personen bezieht hat m. E. keine Grundlage die Herde Gottes zu lehren und zu führen. Wie sagte Jesus zu Petrus? “Liebst du mich?” Als Simon das dreimal bejahte: “Dann weide meine Schafe…” Mehr braucht es nicht.

  3. Ich weiß, dass es unmögliche Verhaltensweisen bei Pfarrern gibt, bis hin zu kriminellen Handlungen. Ich habe ja selbst über einige üble und abstoßende Dinge, über einige üble und widerliche Leute berichtet. Und über eine Reihe von Lügen und Heucheleien bei einer Reihe von Klerikern. Und bei Christen überhaupt bzw. solchen, die es glauben zu sein.
    Dennoch kenne und kannte ich auch die anderen, die Glaubwürdigen. Und die für ihren Glauben und für andere Menschen ehrlich Engagierten. Sowohl bei Priestern, als auch bei Laien.

  4. Die letzten wirklichen Wächter Christie, trugen das rote Kreuz auf Schild und Umhang. Danach liefen die Einfältigen den Päpsten nach und der Rest schwieg in Demut und Selbstkaseiung und/oder verfiel der weltlichen Macht den Gelüsten!

    :::::::::::::::::::::
    Ein kath. Priester hatte in einer Kirche in Louisiana mit 2 Dominas Sex auf dem Altar & wurde von 1 Passanten beobachtet, der die Polizei rief

    Wegen Obszönität 3 Jahre auf Bewährung, 1000 Dollar Geldstrafe & 8000 Dollar Entschädigung, weil die Kirche den Altar verbrennen ließ.

    8:29 nachm. · 26. Nov. 2022

    https://twitter.com/anwaltsgelaber/status/1596586994410598400

    ::::::::::::::::::::

    …!!

    …meine Meinung

  5. Advent 2022

    Wenn wir heut’ ein Licht anzünden,
    das erste Lichtlein im Advent,
    wird Dunkelheit doch nicht verschwinden,
    solang’ der Deutsche Michel pennt.

    Trampelt wie einst vor vielen Jahren,
    während der braunen Diktatur,
    Politclowns hinterher in Scharen,
    dumm wie die dümmste Kreatur.

    Dummschafe heut’ Vetrauen setzen
    in Strolche, die nichts andres können,
    als gegen jenige zu hetzen,
    die Lüge eine Lüge nennen.

    Die Impfstofflüge ist allein
    nicht die einzige im Spektrum,
    mit Klima, Gender im Verein
    macht sie naive Menschen dumm.

    So ist geprägt in diesen Tagen
    die Freude auf das Friedensfest
    durch Menschen, die zu sagen wagen:
    Euer Impfstoff wirkt wie die Pest.

    Menschen, die mit Hirn und Herzen
    gegen die Politlügner streiten,
    sind wie einst auch heut’ die Kerzen,
    die Hoffnung im Advent verbreiten.

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