Von Madara
Alle starren auf die Arbeitslosenzahlen. Aber wieviele echte offene Stellen gibt es denn? 500.000? 1 Million?
Was auch alle die selbsternannten Experten vergessen, ist die gestiegene Produktivität: standen in den 70er-Jahren von viele Menschen am Band oder in den Fertigungsanlagen im Fahrzeugbau, übernimmt das jetzt die vollautomatisierte Fertigungsstraße mit 2-3 Menschen pro Schicht. Beispiele hierfür kenne ich aus der Automobil-, Reise- oder Textilbranche.
Sieht man sich dann an, welche Mengen von einer Person pro Tag oder Monat im Vergleich zu den 70ern oder 80ern abgearbeitet werden, dann stellt man leicht fest, daß immer weniger Menschen immer mehr produzieren. Ergo werden wir vor diesem Hintergrund kaum mehr Vollbeschäftigung erreichen. Konsequent durchgerechnet können sich die Unternehmen sog. Bullshit-Jobs, Beschäftigung ohne wesentlichen Nutzen, leisten, um noch eine Summe X an Personal an den Einkommenssteuern und Sozialabgaben zu beteiligen.
Fachkräftemangel gibt es nicht
Der sog. Fachkräftemangel ist ein genialer Coup der Wirtschaftsverbände, da sie so prima Billiglöhner importieren, den Druck auf die eigene Belegschaft erhöhen und bei dem die Gewerkschaften noch brav mitspielen.
Eigene Belegschaft wird nicht mehr eingestellt, nur noch Zeitarbeiter geholt. Damit schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe:
´die Zeitarbeiter sollten ursprünglich mal nur zur Abdeckung von Auftragsspitzen eingesetzt werden – die Gesetzesänderung von rot-grün unter Federführung von Schröder und Müntefering unter Jubel der CDU und Arbeitgeberverbände machte den dauerhaften und flächendeckenden Einsatz von Leiharbeitern möglich.
Ergo: keine Personal- sondern Sachkosten, die noch umsatzsteuervorabzugsfähig sind.
Unterlaufen der für den eigenen Betrieb gültigen Tarifverträge, evt. sogar der teuren Haustarifverträge, siehe z.B. Ryanair, die jeden Piloten als Scheinselbständigen beschäftigt hat und ihre Cabin Crews in Zeitarbeitsfirmen ausgelagert hat. Gleiches gilt bei anderen Fluggesellschaften z.B. für das Wartungspersonal, wenn nicht sogar die Überholung insgesamt in ein anderes Land vergeben wurde.
Gewerkschaften und Betriebsräte sind häufig gekauft
Bedrohung der eigenen Belegschaft: wenn Ihr nicht mitmacht, wird Eure Abteilung ausgelagert! Die wenigsten wehren sich, die Betriebsräte und Gewerkschaften kuschen, wenn sie nicht sogar auch gekauft sind.
Die Zeitarbeiter werden nur für die geleistete Arbeit bezahlt, bei Themen wie Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Anschaffung von Arbeitsschutzbekleidung, überhaupt bei den ganzen Themen Arbeitsschutz und Unfallverhütung können sich die Betriebe einen schlanken Fuß machen, dafür ist ja der Verleiher zuständig.
Das ganze ist ein gordischer Knoten, für den ich auch keine Lösung habe:
durch die gestiegene Produktivität braucht man weniger Personal.
Aber:
- Was tun, mit den Überzähligen? In die Arbeitslosigkeit entlassen? Oder wäre ein Grundeinkommen unter diesen Voraussetzungen nicht eine Überlegung wert?
- Wie sollen sich aber Familien ernähren, für ihre Zukunft sorgen, wenn es nur schäbige Almosen gibt?
In meiner Kindheit (70er Jahre) reichte üblicherweise das Vollzeiteinkommen des Vaters um eine 4-köpfige Familie zu ernähren. Wenn die Frauen dann Teilzeit arbeiten gegangen sind (wie meine Mutter), dann diente das eben dazu, “ein bißchen mehr” zu haben, z.B. für eine weitere Urlaubsreise oder ein paar Zusatzanschaffungen. Abgesehen davon hat meine Mutter gerne wieder in ihrem erlernten Beruf als Med.-Techn. Assistentin gearbeitet ohne dabei meinen Bruder und mich nennenswert zu vernachlässigen 😉 - Wie kann man die Balance finden aus reduziertem Beschäftigungsbedarf und sinnvoller Beschäftigung von allen?
- Braucht es dann überhaupt noch Zuwanderung oder sollten nicht erst die Fragen 1-3 gelöst werden?
Alles Fragen, zu denen man von den ganzen selbst ernannten Experten und Politikerdarstellern nichts stichhaltiges hört. Nur Sprechblasen…
Hallo Luisman,
stimmt, bei meinen Ausführungen konzentrierte ich mich auf die Industrie und Großproduktionen.
Auf der anderen, von Dir angesprochenen Seite: es dauert nun mal x Stunden z.B. ein Bad zu fliesen oder ein Haus neu zu verkabeln oder einen Schrank zu bauen.
Die Produktivität im Handwerk und z.B. in der Physiotherapie ist immer die gleiche.
Um eine Muskellockerung zu erzielen, muß ein Physiotherapeut mindestens 20 min am Patienten arbeiten. Heute wie vor 30 Jahren. Auch ein Dach einzudecken dauert in etwa so lange wie vor 30 Jahren.
Verbessert hat sich die maschinelle Unterstützung beim Heben und Tragen.
Da aber die Teuerung auch vor diesen Bereichen nicht halt macht (Lebensmittel, Praxismieten, Energiekosten, Materialkosten etc), müssen auch all die Selbständigen nachziehen.
Hallo Montechristo,
ich widerspreche Dir in dem Punkt der “überzogenen Gehaltsforderungen der Gewerkschaften”. Ich stehe seit über 30 Jahren im Berufsleben. Seit diesen über 30 Jahren sind die Forderungen der zuständigen Gewerkschaft immer schwächer geworden. Die Kaufkraft heute ist wieder weit hinter dem Niveau der 90er Jahre!
Der letzte Tarifabschluß in unserem Unternehmen mit 8-10% hört sich toll an, ist aber eine Mogelpackung:
rückwirkend ab Sommer werden ein paar Prozent gezahlt, ab Januar nochmal 4%. Laufzeit fast 3 Jahre. Derweil hat das Unternehmen die Staatskredite zurückgezahlt und schreibt wieder schwarze Zahlen.
ABER: Die Inflation liegt bei über 10%! Das heißt, auch die Erhöhung ab Juli wird bereits alleine durch die steigenden Gas- und Stromkosten aufgefressen! Davon hat man aber noch keine Lebensmittel gekauft oder ist zur Arbeit gefahren. Das ganze gestreckt auf 3 Jahre ist ein Hohn.
Das Drohpotential waren “Tausende Kollegen/innen, die vom Arbeitsplatzverlust bedroht sind”. Auch das eine Mogelpackung: die Niederlassungen sind seit Jahren in Abwicklung, die Arbeitsleistung ist fremd vergeben und die paar eigenen Mitarbeiter bereits abgefunden, in Altersteilzeit oder im Sozialplan wegen Betriebsschließung ausgesteuert.
Daß steigende Löhne nur die Unternehmen ruinieren ist billigstes Kapitalisten-Sprech. Schon der alte Ford wußte “Autos kaufen keine Autos” und er hat eine Formel der automatischen Gehaltsanpassungen basierend auf Umsatz und Produktivität für seine Mitarbeiter entwickelt, die ihnen einen gleichbleibenden Standard ermöglichte.
Wie sieht denn eine Zukunft aus, in der die Unternehmen entweder abgewandert sind oder nur noch Billigstlöhne anbieten? Dann haben wir Massenverarmung, werden von den multinationalen Konzernen, die ihre Schäfchen längst ins Trockene gebracht haben, mit Ramschware und Fraß versorgt und sollen “nichts besitzen und glücklich sein”?
Ich bin mir sicher, wir werden über kurz oder lang wieder Armutskriminalität sehen, ein Gesundheitssystem à la USA können sich nur die wenigen Reichen in ihren “gated communities” leisten, den Rest segnet ein zeitliches Ende.
Nein danke!
Was wäre eine Lösung? Zum Beispiel massive Besteuerung von multinationalen Konzernen und Beenden der Steuertricksereien und Gewinnverschleierungen, Verbot der S.E. (Societé Européenne) als Gesellschaftsform – Unternehmen sollen einen Standort angeben und nicht durch die EU tingeln können, wo es gerade am günstigsten ist. Tip: schaut mal, wie viele Unternehmen als S.E. firmieren (z.B. die Allianz) und überlegt Euch, wo genau die nun in welcher Höhe Steuern zahlen.
Einige gute Vorschläge hat auch Sarah Wagenknecht in ihrem Buch “Reichtum ohne Gier” beschrieben. Es geht nicht darum, den arbeitenden Menschen ihr selbst erarbeitetes Geld abzunehmen oder zu sozialisieren. Es geht um genossenschaftliche Gesellschaftsmodelle bei Großbetrieben, die sehr wohl gewinnorientiert arbeiten sollen, um Investitionen und Innovationen leisten zu können.
Mondragòn, das siebtgrößte spanische Unternehmen, ist genossenschaftlich aufgebaut und gilt als die erfolgreichste Genossenschaft überhaupt. Warum kann das hier nicht funktionieren? Weil es von der Politik aller (!) im Bundestrag vertretenen Parteien und ihren Einflüsterern aus der Wirtschaft gar nicht gewollt ist.
Liebe Madara, das ist ein berechtigter Einspruch, aber die Gewerkschaften im Dienst der Konzerne kaspern da rum, wo es ihnen gefällt, sonst gäbe es die immer mehr auseinander klaffende Schere zwischen arm und reich nicht. Die Rentner Generation, Leih-, Zeit Arbeiter werden schlichtweg vergessen, auch die Handwerksbetriebe, die diese Löhne nicht bezahlen können und einen aussterbenden Mittelstand zur Folge hat.
Mit dieser Pfuscherei der Gewerkschaften, ohne das Gesamtbild zu berücksichtigen, schafft man auf der einen Seite hohe Löhne um die Preise explodieren zu lassen, auf der anderen Seite fallen Rentner, Zeit- und Leiharbeiter durch das Raster und können die Preisbelastungen nicht mehr stemmen. Die Gewerkschaften arbeiten ohne Sinn und Verstand zur Realität.
Richtiger wäre, Anpassung aller Löhne an die Realwirtschaft und Steuereinnahmen, die für künstlich aufgeblasene Jobs und Politiker Diäten verprasst werden. Man erdreistet sich sogar bei Geringverdienern Steuern ein zu treiben, die reichen Politiker werden geschont.
Liebe Madara, Du bringst es auf den Punkt. Das sind keine Wirtschaftsexperten, sondern Wirtschaft Quacksalber, die am Trog der Politik hängen. Schon früher war klar, die Löhne in Deutschland sind unbezahlbar, deshalb wandern Unternehmen ab. Die Gewerkschaften treiben bewusst die Löhne in eine Höhe an der Realwirtschaft vorbei. Das erwirtschaftete Geld wird in andere Taschen für noch mehr Spinnereien umgeleitet. Die globalen Konzerne lauern nur darauf, Deutschland billig ein zu kaufen und werden nicht lange fackeln die Billiglohnarbeit um zu setzen. Auch die Sozialsysteme die bewusst dem Zusammenbruch zugeführt werden, da wird sich viel ändern.
Wenn die CDU mal Hintern in der Büx hätte, würde sie den Klimawandel Ablasshandel entlarven und Klartext reden. So wird zwar gegen Steuergeldverschwendung und den Nachtragshaushalt geklagt, abgelehnt und ein riesiger Topf für Klima eingerichtet. Gelder die in andere Taschen mit Klimawehklagen umgeleitet werden. Den kommerziellen Raubbau an Naturkatastrophen gibt es zwar, Rodung des Regenwaldes, Freigabe unserer Wälder für die Borkenkäferschmatz Ideologie, aber die Gelder werden nicht zur Behebung der Folgen des Raubbaus eingesetzt.
Klimawandel ist ein Schwurbelbegriff für Plärrkinder völlig an der Realwirtschaft vorbei.
Wenn unsere Obrigkeit falsch ausgedrückt hätte mit dem Begriff Klimawandel, sondern gesagt hätte wir müssen etwas für die Folgen des kommerziellen Raubbaus tun, den Mutter Erde hat Naturgesetze, die richten sich nicht nach Klimageplärr, dann wäre dies etwas anderes.
Ein weiteres gravierendes Problem dürfte sein, das die SPD Grüne Regierung Schröder jene Wirtschaftsgesetze abgeschafft hat, die die deutsche Wirtschaft im Land schützen. Die grüne Sekte Schwab Jünger sind ohnehin größenwahnsinnig und mehrheitlich strunzdumm, da will man doch an der Börse mit verdienen.
Früher galt für die Unternehmenssicherheit die Hälfte muss Eigenkapital sein, bevor mit Fremdkapital ergänzt werden kann. Die Aushebelung solider Wirtschaftsgesetze spiel auch eine wesentliche Rolle. Bei einer namenhaften Bank, die alle Schulden in die Bad Bank abschob zum Schlummern, fing neu an mit nur 9 Prozent Eigenkapital, alles andere Fremdkapital, vor allem sollen da die Saudis die Mehrheit haben. Natürlich sind die auch nicht doof, wenn die verblödeten Deutschen ihre Unternehmen überschulden und deren Geld ohne hin drin steckt, warum die nicht in ein Land wie Saudi Arabien holen. Deutschland wurde eiskalt ausverkauft, erst von der Treuhand, jetzt von der EU.
Eine deutsche Robotermarkenfirma KuKO, oder wie die hieß wurde so über die Fremdkapitalschiene nach China ausgelagert. Produzieren wir noch Kachelöfen, eigentlich kaum, das hat der asiatische Markt übernommen. Unsere produzierenden Betriebe wurden mutwillig in das Ausland verscheuert.
Damit keine kritischen Gedanken bei damit Schwätzer Pack Ökonomen aufkommen, wurden zig künstliche Pseudoberufe ohne Leistung als Kontrolle als Geldverbrenner geschaffen. Auch das deutsche Gesundheitswesen wurde so ruiniert. Wo soll man auch Pseudowissenschaftler als Ideologiekontrolle einsetzen zum Wohl oder wehe der Patienten. Es gibt wohl keinen Bereich deutscher Infrastruktur, der dem Ausverkauf nicht preis gegeben wurde. Wer sieht noch deutsche Fuhrunternehmen über die Straßen rollen, kaum noch durch die Knebelgesetze, den Markt haben andere übernommen. Durch Globalisierung eine Diktatur schaffen, die Politnieten durchfüttert, Wahnsinn.
Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen?
Reicht nicht. Wer durchkommen will, sollte einen barierefreien Bungalow fürs Alter hinstellen und dem Nachwuchs die Aktienpakete schnüren. (Gepolsterter Nachwuchs könnte ja mal nötig werden, die Geschäfte zu regeln)
Bemüht euch nicht! KI, Intelligenz und Wirtschaft? Das ist die patriarchalische Religion.
Lieber mal Barbara G. Walker lesen :- (
Wie Peter Thiel immer wieder betont, befinden wir uns seit Jahrzehnten in einer Innovationsflaute. Die bisherigen Automatisieungsprojekte, wie in der Landwirtschaft und in der Produktion wurden immer wieder aufgefangen, durch neue Technologien und Produkte, fuer die Industrien entstanden, in denen die Leute neue Arbeit fanden. Die Computer- und Softwareindustrie war aber quasi die einzige, die das in den letzten Jahrzehnten bereit stellte. Das ist zu wenig, das verlangt nach intelligenten, mathematisch begabten Leuten und befindet sich inzwischen am Gipfel immer kleiner werdender S-Kurven.
Die Politik hat sich dazu hinreisen lassen, den fehlenden Arbeitskraeftebedarf mit sog. “make work” Jobs aufzufuellen, was ja nicht grundsaetzlich falsch ist. Leider erschaffen die Art von Jobs aber nicht nur garnichts, sondern belasten und verhindern Innovation. Und durch diese leichten, anforderungslosen Buerojobs, die in den Hierarchien sogar noch gut bezahlt werden, wollen viele Leute in den wirklich notwendigen Jobs gar nicht mehr arbeiten. Verrottende Infrastruktur, Strassen, Bruecken, Schulen, Flughaefen, usw. allerorts, aber keine Handwerker, die dafuer zur Verfuegung stehen. Warum soll man auch 8 Stunden mit den Haenden arbeiten, wenn man sich bequem in ein trockenes, warmes Buero setzen kann, in dem man nutzlos herumgammelt.
Das mit der flexiblen Teilzeitarbeit mit Leiharbeitsfirmen funktioniert fuer die Industrie nur fuer allerprimitivste Arbeiten (z.B. Putzen). Dort wo es funktioniert, hat sich die Industrie lokal ihre “eigene” Leiharbeitsfirma mit festem Personal aufgebaut, weil man mit nicht ausgebildeten untrainierten Leuten in der Fertigung nichts anfangen kann. Aber meist ist es finanziell besser fuer die Industrie einfach in ein weniger restriktives Lnd, mit geringerer Abgabenlast zu gehen, was u.a. zu den Logistikproblemen der letzten 3 Jahre fuehrte.
Ein Rezept gegen die Verschwendung von Arbeitskraft in den Pseudojobs waere, diese Millionen von Leute in handwerkliche Jobs umzuschulen, indem man die politische Foerderung umsteuert. Statt Gender- und Gleichstellungsbeauftragte, lieber Installateure, die ein Klo reparieren koennen.