StartChristentum, Hoffnung und Transzendenz„Ich lege dir das Leben und den Tod vor… Wähle das Leben“

„Ich lege dir das Leben und den Tod vor… Wähle das Leben“

Das französische Bürgerkonvent spricht sich für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe aus

Michel Aupetit Foto: Diocèse de Paris

Am vergangenen Wochenende, dem 17. bis 19. Februar 2023, sprach sich das von Emmanuel Macron einberufene, manipulativ zusammengestellte Bürgerkonvent mit überdeutlicher Mehrheit für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe aus. Eine Versammlung, bei der ausnahmslos ihre Befürworter zu Wort kamen und kritische Stimmen ausgeblendet wurden. Beunruhigend und gleichermaßen erschreckend ist dabei die Tatsache, dass sich das Gremium mitnichten um die Meinung von Ärzten und Pflegern kümmerte. Um die Meinung von Fachleuten, die im Dienst an den Kranken stehen und die sich, zu 13 Berufsverbänden mit 800.000 Mitgliedern gehörend, wiederholt gegen den assistierten Suizid ausgesprochen haben.

An Schrecken überboten wurde die Billigung des assistierten Selbstmords noch durch die ausdrückliche Befürwortung desselben für Minderjährige und die aufkommende Frage nach der Euthanasie für behinderte Kinder. Zu Recht befürchtet Die Tagespost: „Es bestätigt sich einmal mehr: Wer mit dem Tötungsverbot herumspielt, muss sich darauf gefasst machen, dass am Ende sämtliche Tabus fallen“ (Die Tagespost, 23.02.23).

So kommentiert Mgr Michel Aupetit, Arzt und Bischof und ein überzeugter Gegner von Abtreibung und Euthanasie und daher von vielen „zeitgemäßen Reformern“ mit Hass und Verleumdung verfolgt, in seinem aktuellen Tweet:

Euthanasie. Das ist die neue Demokratie. 125 Personen, die zwar informiert, aber nicht betroffen sind und den Tod wählen würden, haben mehr Gewicht als 800.000 Pfleger, die äußerst informiert und betroffen sind und die das Leben wählen würden.

Gott sagt uns: „Ich lege dir das Leben und den Tod vor… Wähle das Leben“ (5.Buch Mose 30,19).

Mgr Michel Aupetit, Tweet vom 23.Februar 2023

„Unwertes Leben“

Als ich vor 15 Jahren an einer Tagung in der Gedenkstätte Grafeneck auf Schloss Grafeneck (Landkreis Reutlingen) teilnahm und das Dokumentationszentrum besuchte, war ich sehr berührt. In hoch sensibler Weise ist dort das Schicksal von Menschen, die die Nazis im Rahmen der T4-Aktion ermordeten, dargestellt. 10.654 behinderte und psychisch erkrankte Menschen wurden in Grafeneck 1940 systematisch ermordet. Ich war umso mehr berührt, da ich Namen aus meiner Heimatstadt kannte sowie einige Nachkommen dort Ermordeter  (http://www.gedenkstaette-grafeneck.de/startseite/gedenkstaette/dokumentationszentrum.html).

Euthanasie war das Schlüssel-Wort für die Mord-Aktionen. Ein aus dem Griechischen stammendes Wort, das „Sterbehilfe“ bedeutet. In seiner ursprünglichen Bedeutung die „Unterstützung von Sterbenden in der letzten Lebensphase“, aber auch eine „absichtliche Herbeiführung des Todes bei unheilbar Kranken z.B. durch Medikamente“, ist der Begriff in Deutschland vor allem im Zusammenhang mit den gezielten Tötungsaktionen der Nazis geprägt.

Mit den Tötungsaktionen an Schwerkranken, an unheilbar Kranken und behinderten Menschen, auch an Kindern und alten Menschen.

Ich höre die aggressiven Einwände der Euthanasie-Befürworter bzw. der Befürworter des assistierten Selbstmords:

Aber wir töten nicht wie die Nazis. Wir bieten „humane“ Methoden an. Wir helfen nur. Wir helfen unheilbar Kranken, sie von ihrem Leid zu erlösen. Von ihrer unerträglichen Qual und ihren endlosen Schmerzen. Und das auf ihren Wunsch. Nur – ähnlich argumentierten die Nazis auch oft. Und mit der Ausführung der Euthanasie-Aktionen waren ausschließlich Mediziner „betraut.“

Wenn die Legalisierer der Euthanasie diese allerdings auch für Minderjährige befürworten und sie ebenso für behinderte Kinder nicht verhehlen, sind wir nicht mehr sehr weit von Auffassung und Handeln der Nazis entfernt.

Denn wer gibt ihnen das Recht über Minderjährige, über kranke oder behinderte Kinder zu entscheiden?

Es ist „ein Spiel mit dem Teufel.“

Denn „wer mit dem Tötungsverbot herumspielt, muss sich darauf gefasst machen, dass am Ende sämtliche Tabus fallen.“

Hinweis

In früheren Tweets verwies Mgr Aupetit darauf, dass Töten keine Pflege sei, dass es so viele erleichternde und schmerzstillende Medikamente gäbe. Auch stellte er ein Buch vor, das es z. Z. nur in französischer Sprache gibt:

Devos, Timothy (Hrsg.), Euthanasie, l’envers du décor. Témoignages de soignants. (Euthanasie, die Kehrseite der Fassade. Erfahrungen von Pflegern und Ärzten).

Pfleger und Mediziner aus Belgien, wo die Euthanasie seit 2002 legalisiert ist, sprechen in dem Buch von vielen negativen Erfahrungen mit dem assistierten Suizid. Mgr Aupetit empfahl, es dringend zu lesen. Und kommentierte den Inhalt mit den Worten: „Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter.“

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