StartChristentum, Hoffnung und TranszendenzHerzliche Grüße mit Gedanken zum Osterfest

Herzliche Grüße mit Gedanken zum Osterfest

DAS FEST ALLER FESTE

im Horizont des irdischen und des ewigen Lebens

Bild: Dr. Udo Hildenbrand

Vor einigen Wochen durfte ich einen runden Geburtstag feiern. Bei der Vorbereitung des Festes hatte ich einen Einfall, den ich zunächst selbst nicht ganz ernst nahm: Nicht nur der Geburtstagsjubilar sollte nach gutem Brauch etwas gefeiert werden, vielmehr sollte zugleich der Geburtstag aller Gäste an diesem Tag in einem gemeinsamen „Fest des Lebens“ gefeiert werden.

Gegenseitig sollten wir uns zusingen: „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen …“ und: „Wie schön, dass du geboren bist …“. So haben Jubilar und geladene Gäste miteinander ihren jeweiligen Geburtstag als Fest des Lebens gefeiert. Es ist ein stimmiges und ein stimmungsvolles Geburtstagsfest geworden.

Das Fest der Auferstehung ein existentielles Fest

Im gottesdienstlichen Predigtwort habe ich verschiedene theologische Themen angesprochen, die für mich im Laufe meines Lebens entscheidend wichtig geworden sind, darunter das für mich wichtigste: Das österliche Hoffnungsthema von der Auferstehung von den Toten, das nach christlichem Verständnis besagt:  Das irdische Leben ist nur ein winzig kleiner Teil unseres Lebens insgesamt. Leben umfasst die irdische Zeit und die Ewigkeit zugleich.

Eines Tages wurde mir tief im Innern blitzartig klar, was Jesus von sich selbst in einer seiner verschiedenen „Ich-bin-Aussagen“ meint und welche Konsequenzen sich aus dieser Selbstaussage auch für mich persönlich ergeben:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben,
auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.“ (Johannes 11, 25)

Die Sinnlosigkeit des christlichen Glaubens ohne Ostern

Zweifelsfrei wurde mir bewusst: Der von den Toten auferstandene Christus hat auch mir durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung ewiges, unzerstörbares Leben erworben und verheißen! Dieses tiefe persönliche Erfassen des Auferstehungsglaubens wurde weiter gestärkt durch eine Glaubensaussage des Apostels Paulus, die verdeutlicht, wie unauflösbar eng mein Glaube und meine persönliche Existenz, vor allem aber auch die Existenz des Christentums und aller Christen mit der Auferstehung Christi verbunden sind:

Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt,
ist auch Christus nicht auferweckt worden.
Ist aber Christus nicht auferweckt worden,
dann ist unsere Verkündigung leer
und euer Glaube sinnlos.“
(1 Korinther 15, 13 f.)

Die Verheißung auf ein ewig glückerfülltes Dasein

Welch eine Botschaft kündet doch das Osterfest! Ostern ist weit mehr als das bildungsbürgerliche Rezitieren von Goethes Gedicht zum Osterspaziergang „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche“, ein Gedicht, das vom Abstreifen des Winters und der erwachenden Natur erzählt.  Ostern ist auch weit mehr als nur die willkommenen freien Tage oder die lang ersehnte Urlaubszeit auf Teneriffa, weit mehr als schöne Brauchtumsformen wie Osterhasen und Ostereier, wie Osterlämmer, Osterfeuer und Osterbrunch. Ostern birgt die von Jesus Christus verheißene existentielle Botschaft vom „Leben in Fülle“ (Johannes 10,10).

Auch wenn sich meine irdischen Lebensjahre allmählich ihrer oberen Grenze nähern, zu einer endgültigen Grenze meines Lebens werden sie niemals kommen. Denn der christliche Auferstehungsglaube verheißt uns den Hinübergang vom irdischen zum ewigen, unzerstörbaren Leben. Nach der Überwindung der unausweichlichen Todesgrenze ist uns ein erlöstes, glückerfülltes Dasein für immer in der Gemeinschaft mit Gott und mit allen in Gott Vollendeten verheißen.

Der Auferstehungsglaube: das Gegenteil von Weltflucht

Der recht verstandene österliche Glaube, der Glaube an ein ewiges Weiterleben bei Gott, war nie Ursache zu einer religiös verursachten Weltflucht, in der die irdische Wirklichkeit mit ihren Aufgaben, Nöten und Sorgen außer Acht gelassen werden. Vielmehr trifft das Gegenteil zu. Der pauschale Vorwurf von Karl Marx, auf billige Weise würden Christen sich selbst und andere auf ein besseres Jenseits vertrösten, geht in die Leere, trifft nachweislich nicht zu.  

Österlich geprägte Menschen sind in der Regel zuversichtlich und hoffnungsvoll, lebensbejahend und optimistisch, konstruktiv und gestalterisch gestimmt. Viele von ihnen verstehen sich – der Botschaft Jesu und der christlichen Lehre folgend – bewusst als Bewahrer des Lebens, als Schützer der verschiedenen Lebensräume, als Kämpfer gegen Unrecht und Gewalt.  Die Probleme und Ängste der Menschen nehmen sie wahr, übernehmen dabei Verantwortung und geben Hoffnungsperspektiven, verbunden mit tatkräftiger Hilfe.  Die vielfältigen Kreuze, die in der Welt getragen werden und aufgerichtet sind, übersehen sie nicht.

Auferstehung auch schon jetzt mitten im Leben

Ihr österlicher Glaube macht ihnen bewusst, dass es bereits mitten in diesem Leben immer wieder „ein Fest der Auferstehung“ gibt, wie wir in einem neueren geistlichen Lied gerne miteinander singen (GOTTESLOB 472). Österlich geprägte Menschen erkennen aber auch zugleich, dass der Gekreuzigte am Karfreitag ihre Begrenztheit, ihr Ungenügen, ihre Schuld und ihr Versagen am Holz des Kreuzes selbst getragen hat.

So hat der Osterglaube der Christen zusammen mit dem biblischen Auftrag zur Weltgestaltung (vgl. Genesis 1,28) im Laufe der 2000-jährigen Geschichte des Christentums eine zivilisatorische und geistig-kulturelle, rechtliche und soziale Dynamik und Wirkkraft entfaltet, die ihresgleichen sucht und keine Vergleiche zu scheuen braucht.  

Ohne Ostern kein Christentum

Die Auferstehung Jesu von den Toten wird auch als Geburtsstunde des Christentums bezeichnet. Oder anders ausgedrückt: Ohne Ostern gibt es kein Christentum, dessen Fundament der Auferfstehungsglaube ist. Jedenfalls ist Ostern das älteste und vor allem auch das wichtigste Fest, das bereits in den Anfängen des Christentums jährlich gefeiert wurde. Das Weihnachtsfest ist erst im 4. Jahrhundert hinzugekommen.

An Ostern, dem „Fest aller Feste“, der „Siegesfeier über den Tod“ (vgl. 1 Korinther 15,55-58) feiern wir, dass wir durch das Erlöserwirken Jesu am Kreuz und in der Auferstehung nicht dem schrecklichen Tod entgegengehen, sondern Gott selbst, der jeden von uns besser kennt und liebt als wir uns selbst zu erkennen vermögen. Er beendet zwar mit dem Tod unwiderruflich das irdische Leben der Menschen, vernichtet es aber nicht. Vielmehr kommt er liebend und erbarmend jenen entgegen, deren Erdenzeit beendet ist.

Ewiges Leben als Neuschöpfung

Denn der Gott des Lebens, der alles geschaffen hat, ist zugleich „der Gott der Liebe“ (1 Johannes 4,8), der als Initiator und Beweger dieser Liebe den Menschen als sein Ebenbild erwählt hat und dessen Liebe „niemals aufhört“ (1 Korinther 13,8). Er wird seine Liebesbeziehung zum Menschen als der Krone seiner Schöpfung und als seinem Ebenbild von sich aus nicht beenden, wenn dieser seine Beziehung zu Gott nicht in freier Entscheidung beendet hat.

So kann man im biblischen Sinne auch im Zusammenhang mit dem Gedanken an das ewige Leben von einer „Neuschöpfung“ sprechen: Im Tod schafft der Schöpfergott das Leben des Verstorbenen neu. So geht auch die Welt insgesamt einer Neuschöpfung als Werk des Schöpfers entgegen.

Wiedersehen in der Ewigkeit

Und die Liebe zwischen Eltern und Kindern, zwischen anderen Verwandten, Freunden usw., denen wir ein Leben lang verbunden waren und die jetzt durch den Tod voneinander schmerzlich getrennt sind? Gibt es in der Ewigkeit ein Wiedersehen? Eine Voraussetzung dafür ist, dass ich mich selbst einmal dort im „verklärten Zustand“ als die Person erkenne, die ich auch heute bin, um die anderen liebend wahrnehmen und erkennen zu können.

In zwei trostvollen Antworten auf die Frage nach dem Wiedersehen spiegelt sich der Glaube an das Auferstehungsleben, an das Weiterleben nach dem Tod in einer anderen Seinsweise. So in einem Bildwort eines unbekannten Verfassers, auf einem Stein aufgemalt:

„Der Tod ist der Grenzstein des Lebens,
aber nicht der Liebe.“

Mit Verwendung des Dreigestirns der „drei christlichen Tugenden“ Glaube, Hoffnung und Liebe (vgl. 1 Korinther 13,13) verdeutlicht der Kirchenlehrer Augustinus die gläubige Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod:

„Auferstehung ist unser Glaube,
Wiedersehen ist unsere Hoffnung,
und Gedenken ist unsere Liebe.“

In diesem lebensbejahenden Glauben an den auferstandenen Christus und in der froh stimmenden Hoffnung auf das unzerstörbare ewige Leben bei Gott  wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest mit der Erfahrung von Frieden, Freude und Zuversicht.

Dazu die kleine Empfehlung, zur nächsten Geburtstagsfeier zu einem „Fest des Lebens“ einzuladen, in dem die geladenen Gäste auch ihren eigenen Geburtstag bewusst mitfeiern. Zur Gestaltung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Udo Hildenbrand

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1 Kommentar

  1. Danke für diesen schönen Osterbeitrag:
    gerade in der Jetztzeit ist es wichtig, Glaube, Hoffnung und Liebe als die drei Stützpfeiler für Jeden von UNS zu betrachten, um durch diese schweren Zeiten sicher zu kommen und nicht abzustürzen.

    Rolf 🙂

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