StartKircheROTE SEIDE – EIN GEWEBE VOM FEINSTEN

ROTE SEIDE – EIN GEWEBE VOM FEINSTEN

„Schneider in Rom bangen um rote Seide für Kardinalsgewänder“

Ein kurzer feuriger Zwischenruf

Godfried Kardinal Danneels und drei Bischöfe in Chorkleidung, Belgien 2007. Bild: Carolus 18:48, 13 May 2007 (UTC), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Kinder lieben Rot. Insbesondere Babies. Für sie bedeutet Rot Glück, Freude.

Der Farbe Rot ist eine vielschichtige Symbolik immanent. Sie drückt Feuer aus, Leidenschaft, Liebe. Kraft, Mut, aber auch Macht. Sie steht ebenso für Blut, Gefahr, Gewalt, Krieg.

Rote Seide.

Hier verbindet sich die vielschichtige Farbsymbolik mit den Fasern des edelsten Stoffs, der Jahrtausende lang ein Luxusgut war, das sich nur Wohlhabende und Reiche leisten konnten.

Seide

Seide – eine Faser, die man „ausschließlich aus den Kokons seidenspinnender Insekten“ gewinnt, von denen die Zuchtseide des „Echten Seidenspinners“, auch Maulbeerseide genannt, die bekannteste ist. Dieser seidenspinnende Schmetterling ernährt sich von den Blättern des Maulbeerbaums – daher der Name.

Seide – eine Faser, die ursprünglich in China beheimatet war und dort zu den lang gehüteten Geheimnissen zählte. Sie gelangte zwischen dem 10. und 13.Jh. nach Europa. Dem feinen Porzellan vergleichbar, das zuerst mit Marco Polo aus China nach Europa gelangte, dessen reger Import jedoch im 16.Jh. begann. Ähnlich dem chinesischen Tee, der ebenso seinen Einzug im 16.Jh. nach Europa hielt.

Das Haupterzeugerland von Seide ist nach wie vor China, aber auch in Japan, Indien, Vietnam, Thailand u.a. wird Seidenbau betrieben. Die sogenannte Eri-Seide z.B., die aus den Kokons des Götterbaum-Spinners gewonnen wird, einem Schmetterling, der sich aus den Blättern des Götterbaumes ernährt, wird von einigen hiesigen Textilunternehmen aus Thailand bezogen.

Seide – eine Faser von Feinheit und Noblesse!

Kardinäle in roter Seide

Am 30. September müssen die neu kreierten 21 Kardinäle in Rot vor dem Papst erscheinen, der ihnen dann im Petersdom die Kardinalswürde verleihen wird. Doch gibt es bezüglich ihrer Gewandung Probleme. Denn die viermonatige Lieferzeit von Seidenstoffen für die Herren Kleriker, die erst im Juli von ihrer Ernennung erfuhren, lässt z.B. das römische Traditionsunternehmen Barbiconi, zu dem etliche von ihnen als Kunden gehören, ins Schwitzen kommen.

Die Grundausstattung der Gewandung besteht aus einer wollenen Soutane und einem Chorhemd (wohl Baumwolle?) in Rot. Mozetta (Schultermantel), Bauchschärpe, Scheitelkäppchen und Birett (der eckige Hut) werden hingegen aus roter Moire-Seide gefertigt. Die Farbe Rot symbolisiert die Treue zu Papst und Kirche bis hin zum Vergießen ihres Blutes als Märtyrer.

Seide – Königin der Gewebe und “Laudato Si.“ Tierquälerei und Ausbeutung.

Eigentlich müsste Papa Francesco, der 2015 die Enzyklika Laudato si (Gepriesen sei) mit Bezug auf seinen Namenspatron San Francesco von Assisi und dessen Sonnengesang, auch als Hymnus der Schöpfung bezeichnet, veröffentlichte, die Seidengewänder bzw. die Gewandteile aus Seide abschaffen. Denn die Herstellung von Seide bedeutet Tierquälerei – eine Tatsache, von der ich, eine Seidenstoffliebhaberin wie ich zugeben muss, jedoch erst seit Kurzem weiß. Sie lässt nicht nur Billionen von Schmetterlingstieren jährlich sterben, sondern lässt sie leiden: die Tiere werden lebendig gekocht und verbrüht.

In der Enzyklika Laudato si prangert Francesco die Überanspruchung und Ausbeutung des Planeten Erde an, allerdings mit Blick auf alle Geschöpfe und in engem Zusammenhang mit der Ungerechtigkeit den Armen gegenüber. Er spricht darin mehrfach die engmaschige Verbindung der ökologischen und sozialen Probleme an, die Einheit von Engagement für Umwelt und Mensch. Insbesondere von Umwelt und benachteiligten Menschen. In Bezug auf die Seidenherstellung stellt sich m. S. auch die Frage nach der Ausbeutung der in der Produktion tätigen Menschen.

Allein aus diesen Gründen ist eine Kardinalsrobe, die zu einem Großteil aus Seide besteht, nicht mehr vertretbar. Doch eigentlich war sie noch nie vertretbar. So wenig wie die Messgewänder. Sie zählen aus kunsthistorischer Sicht zu edlen, wertvollen Gegenständen, die das Auge begeistern, doch widersprechen sie eindeutig der Botschaft Jesu. Pfarrer, Bischöfe, Päpste verkünden sie – die Botschaft eines Mannes, der einen elenden, qualvollen Tod am Kreuz starb. Ich fragte mich daher schon oft, wie die Herren sich in dieser edlen Gewandung überhaupt wohlfühlen können…

Nun – ihr Herren Kardinäle! Bestellt euch eine Robe aus Baumwolle. Satinbaumwolle z.B. ist wunderbar glänzend und elegant.

Sie würde auch euren Geldbeutel schonen. Was kostet doch die Grundausstattung eurer Gewandung? Gut 2.000,00 €? Pro Meter Seide 80,00 €?

Und solltet ihr den Märtyrertod sterben, dann nützt euch Moire-Seide nichts mehr!

https://www.kath.net/news/82599

„Schneider in Rom bangen um rote Seide für Kardinalsgewänder“

https://paramente.de/messgewaender/schwarze-messgewaender/messgewand-modern-aus-damast-und-seide

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

10 Kommentare

  1. Noch ein kurzes Wort an Sie, Herr Rhau.
    Sie dürfen mir auch künftighin munter widersprechen, denn Sie werden noch so manches von mir lesen, mit dem Sie nicht einverstanden sind.
    Doch schreibe ich hier nicht nur meine Auffassungen nieder, sondern beziehe mich auch immer wieder auf historische Fakten u. Entwicklungen.
    Ich werde nun allerdings auf Ihre Einwände nicht mehr antworten.

    • Danke für Ihre Nachsicht!

      Aber im Ernst: wäre nicht Judas der perfekte Patron einer Kirche der “Schlichtheit” und der “Mitmenschlichkeit”? Wie die Geschichte der Salbung durch die Sünderin zeigt, ist er gegen “Verschwendung” und “Prunk” und noch dazu “sozial engagiert”, beanstandet er doch, das kostbare Salböl hätte verkauft werden sollen, um den Erlös den “Armen” zukommen zu lassen. Einfach vorbildlich, könnte von Bergolio stammen! Sicher wäre er auch gegen Paramente gewesen!
      Der Evangelist fügt allerdings eine Note an, in welcher er die wahren Motive Bergolios, Verzeihung: Judas’ aufzeigt: er wirtschaftete als Kassier der Apostel in die eigene Tasche.
      Somit ist Judas eigentlich der Urvater des Sozial- und Wohlfahrtsstaates: auch dort bleibt ein Großteil des Geldes bei einer parasitären Verteilungsbureaukratie hängen.
      Und damit sind wir wieder bei Bergolio: unter dem Vorwand des “Sozialen” arbeitet er seinen Milliardärsfreunden Soros, Bourla und Schwab zu…

  2. Herr Helmes, mir fällt gerade eine wahre Geschichte ein.
    Ein Vetter meines Vaters aus der Gegend von Schwetzingen erzählte mir manchmal aus seiner Kindheit. In seinem Dorf waren alle katholisch. Er wuchs mit seinen Brüdern bei Tanten auf, die Eltern verstarben früh. Nun waren diese Tanten erzkatholisch, im Sinne der vorkonziliaren Zeit, u. sie waren reich. Sie spendeten massenweise Geld dem “Herr Parrer” (Sie kennen ja als Pfälzer den Dialekt), z.B. für die Lourdes-Grotte, für goldene Kelche, für Messgewänder usw.
    “Un fir uns Kinner is nix dogewese. Mir hawwe misse alti Schnawwel-Schuh oziehe vun de Dandene. Do sin die Absätz abg’hackt worre. Des ganze Geld hawwe di in die Kerch neitrage…Kumm, geh mr fort”
    Zu Deutsch für die anderen Leser: “Für uns Kinder blieb nichts übrig. Wir mussten alte Schnabelschuhe unserer Tanten anziehen. An denen wurden die Absätze abgehackt. Das ganze Geld trugen die in die Kirche…Komm, hör mir auf”
    Die Kinder mussten darben um der “Ehre Gottes willen.” Zuerst wurde der “Majestät Gottes” Rechnung getragen, dann kamen die irdischen Dinge… einschließlich der Kinder. Ist das Gottes Wille? Oder der Wille Jesu? Ich glaube nicht.
    Im übrigen ist es wahrscheinlich, dass die Erzählung von der Sünderin, die Jesus die Füße salbte, nicht der historischen Realität entspricht, sondern eine nachösterliche Interpretation darstellt, wie manch andere Berichte auch, so die Bibelwissenschaftler. Wenn aber ja, ist es ein Unterschied, ob ich jemandem, mit etwas Wertvollem, etwas Gutes tue, seinem Leib u. seiner Seele, oder ob ich mich Sonntag für Sonntag in Seide, Damast und Goldbrokat präsentiere.
    Wie verkündete der Prophet Amos dem Volk Israel? Der im Namen des Gottes Abrahams, Isaaks u. Jakobs sprach, in dessen Namen auch Jesus sprach: “Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie…, ich habe keinen Gefallen an euren Gaben… … dein Harfenspiel will ich nicht hören… sondern das Recht ströme wie Wasser, / die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach” (Am 5,21-24).
    Und, Herr Rhau, nicht alle heutigen Priester sind Judasse. Die gab es zuhauf auch bei den Vor-Konziliaren, die die Gläubigen drangsalierten und belogen. Wenn ich z.B. Mgr Aupetit, der den Menschen Christus sehr lebendig nahe bringt, in einem schlichten crèmefarbenen Gewand mit Stola sehe, sehe ich keinen Judas.

    Herr Hess, danke f. d. Hinweis betr. der Insekten. Als Seidenliebhaberin werde ich mich noch einmal kundig machen.

    • Nein, natürlich gab es auch in vorkonzliarer Zeit viele Ungustln unter den Priestern; überhaupt keine Frage.
      Mein Ausdruck ‘Judasse’ bezieht sich auf die Ideologie der “Schlichtheit” und des “Sozialen Engagements”, die wir zuerst bei Judas finden.

  3. Sie können mir ruhig widersprechen; Herr Rhau. Das tut mir nicht weh.
    Ich habe schon lange erkannt, dass Sie nichts vom 2. Vatikan. Konzil halten u. Sie zu den Tradis zählen.
    Übrigens schrieb ich nicht gegen schöne Messgewänder, mir ging es nur um das zu Teure, Kostbare, das nicht sein muss.
    Zur Überlieferung von der Salbung durch die Sündern: ich habe noch heute eine Predigt unseres alten, verstorbenen Stadtpfarrers im Ohr. Dieser ließ von einem Goldschmied einen neuen, übrigens sehr feinen, Tabernakel gestalten, obwohl ein älterer, wertvoller vorhanden war.
    Nun aber bettelte der Pfarrer dafür um Spenden, erhielt daraufhin jedoch von einigen Gläubigen harsche Kritik. Was er in seiner Predigt aufgriff. Mit Bezug auf das zuvor gelesene Evangelium von der Salbung Jesu durch die Sünderin.
    Er verwies darin – mit Blick auf seinen Tabernakel u. zu dessen Rechtfertigung -, dass für Jesus nichts teuer u. nichts kostbar genug sein könne u. dass Jesus selbst die Kleingeister, die daran Anstoß nahmen, zurechtgewiesen habe. Seine Predigt endete dann auch mit der Kritik an den “Kleingeistern” seiner Gemeinde.
    Ja, so kann man natürlich alles nach seinem Gusto u. Verständnis interpretieren. Was Sie mir jetzt sicher auch gleich sagen werden.
    Noch ein Nachschlag zu dieser Geschichte: von einer Reihe von Gläubigen, die bis dahin großzügig waren, erhielt der Herr Stadtpfarrer daraufhin keine einzige Geldspende mehr.

    • Man kann natürlich alles übertreiben. Auch der Zisterzienserorden (mit seinen nüchternen Kirchen) war u. a. eine Reformbewegung gegen die – tatsächlich oder vermeintlich – überschießende Pracht von Cluny.
      Und wenn ein wertvoller alter Tabernakel vorhanden war, ist der neue womöglich nicht gerechtfertigt (ich kenne die Hintergründe nicht). Vielleicht wollte sich der Pfarrherr ein kleines Denkmal setzen – kommt auch bei Politikern vor, dort kommt so etwas allerdings teurer und wird mit Zwangssteuergeldern und nicht mit freiwilligen Spenden finanziert…

  4. Ein herrlicher Einwand, verehrte Frau Dr. Bauer! Immer wieder gelingt es Ihnen, anhand scheinbarer Nebensächlichkeiten auf Grundsätzliches hinzuweisen..

    Ja, ist denn “Samt und Seide” nebensächlich? Ja, und ob! Andererseits – hier (von mir auch) vielfach erörtert: Muß der teure, aufwendige Gewand-Zirkus sein? Reicht nicht ein normales “Tuch”? Warum muß sich der Klerus – übrigens auch in vielen anderen Glaubensrichtungen – in üppigste Gewänder kleiden? Können wir nicht einfach mal davon ausgehen, daß der auf Erden wandelnde Jesus von Nazareth Kleider seinerzeit trug? Ja, und wenn das so war, warum wird er – korrekter: werden seine Nachfolger – heute in “Samt und Seite”, in üppigsten Gewändern dargestellt? Ich lernte im Religionsunterricht – vor fast 60, 70Jahren, dies sei ein Zeichen der “Erhabenheit des Herrn”. Papperlapapp, von dieser “Erhabenheit” habe ich im Neuen Testament nie was gefunden.
    Bleibt die Schlußfolgerung, ob wir uns mit solchem Gedöns nicht selbst erhöhen wollen.
    Guckt Euch den fetten Kardinal aus München an: Steht der etwa für Bescheidenheit und Selbstbeschränkung?
    Na ja, meine Gedanken sind heute gewiß nicht auf die christliche Lebensart fokussiert, sonst würde ich den Herrn – in feine Gewänder gehüllt – unablässig feiern. Klappt aber nicht so recht; denn merke: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr… Jubilatet et cantatet!

  5. Anzumerken: Insekten haben nicht die Kapazitaet Schmerz zu empfinden.
    Ob die Gewinnung von Seide dadurch nicht unter Tierquaelerei faellt, kann
    ich nicht beantworten.

  6. Es ist mir schon direkt peinlich, Ihnen immer widersprechen zu müssen. Mit der Substitution Seide-Baumwolle habe ich kein Problem.
    Aber die Abschaffung der Meßgewänder: da gehen Sie sogar über Luther hinaus, der sie immerhin erlaubte.
    Die Meßgewänder dienen der Verherrlichung Gottes und dafür kann kein Luxus groß genug sein. Vergleichen Sie dazu die Salbung des Herrn mit wertvollem Öl durch die namenlose Sünderin. Ein Apostel wendet ein, man hätte das Geld lieber den Armen geben sollen. Wer ist dieser Apostel: Judas!
    Die Botschaft der Kirche bezieht sich auf den grausamen Tod, ja, aber vor allem auf die glorreiche Auferstehung des Gott-Menschen Jesus Christus und die Kirche verherrlicht Ihn, u. a. durch eine prunkvolle Liturgie. In der Konzilskirche herrscht ein Miserabilismus und ein Arianismus, symbolisiert u. a. durch die abscheulichen Meßgewänder neuen Stils und die minimalistischen Schwimmhallenkirchen – nur ja ein katholischer “Triumphalismus”! Die Konzilskirche wird von Judassen regiert…

  7. Liebe Juliana,
    erst durch Ihren Artikel wurde ich auf die prekäre Art der Seidengewinnung aufmerksam. Trotzdem müssten im Rahmen von Seondhand kaum neue Roben geschneidert werden, was am nachhaltigsten ist.
    Sollte allerdings ein Zeichen für eine neue Bescheidennheit gesetzt werden, halte auch ich Baumwolle
    (Mako-Satin, Musseline) füreine hervorragende Alternative.

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