StartChristentum, Hoffnung und TranszendenzAuPetit Matin. Ein Festival der Talente

AuPetit Matin. Ein Festival der Talente

„Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten…“
(Mt 25,14-15)

Paulamaria Walter: Die anvertrauten Pfunde, Betonrelief 1963, Wege zur Kunst. Gemeinfrei

“Merci beaucoup, Monseigneur. Für diese wunderbare, fesselnde Predigt. Für diese Predigt voller Trost, für diese Predigt voller Reichtum…“

Es waren schon nach den ersten drei Tagen mehr als 125 Statements dieses Inhalts, die Erzbischof Aupetits Predigt vom 19.November kommentieren: seine Predigt zum vergangenen Sonntagsevangelium, Mt 25, 14–30.

Eine Predigt, mit der Michel Aupetit am Evangelium entlang zunächst den Alltag der Menschen begleitet, den Alltag, wie er ihn nur zu gut kennt. Das alltägliche Leben der Menschen in den verschiedenen wundervollen Facetten ihrer Talente, ihrer Fähigkeiten, ihrer Begabungen, aber auch in den bösartigen Facetten ihrer Missgunst und Eifersucht. Um dann seine Zuhörer und Zuhörerinnen, einzuladen, ihre Talente, die eigenen wie die der anderen, in das Vertrauen in Gott zu legen.

„In diesem Gleichnis, Brüder und Schwestern, sagt uns Jesus, dass jeder von uns Talente erhält. Jeder. Das ist wunderbar, nicht? Aber, Schwestern und Brüder, aber – ich merke, dass jeder von uns ein wenig fordernd ist… Wir suchen beim anderen eher das, was bei diesem nicht so gut klappt… Wir fühlen uns etwas unbehaglich mit diesem Gleichnis.“ Im Namen der Gerechtigkeit und der Gleichheit aber würden wir fragen, warum der erste fünf Talente erhielt, der zweite nur zwei und der letzte sogar nur ein Talent. Da sei es doch normal, dass dieser nicht zufrieden ist…

„Doch, Brüder und Schwestern, ich weiß, dass keiner unter euch nur ein Talent erhalten hat… der Herr vergab großzügig die Talente… wir müssten uns darüber freuen…“ Wir müssten feststellen, dass jeder etwas erhalten hat; jeder, ohne Ausnahme habe mindestens ein Talent erhalten, in der Regel schenkte uns Gott jedoch mehrere Talente. Aupetit vergleicht die Gaben der Talente an dieser Stelle mit den Gaben des Hl. Geistes, die „wir bei der Taufe und in Fülle bei der Firmung erhielten“ – Charismen, die „unserer persönlichen Heiligung“ dienten, aber auch dazu, dass wir uns in den Dienst der anderen Menschen stellen. So seien wir mit speziellen Begabungen ausgestattet, für die wir dankbar sein sollten, die wir fördern sollten, damit sie „Frucht tragen.“

Der Reichtum der Begabungen

Michel Aupetit zählt verschiedene Fähigkeiten auf, wie z.B. die Begabung für die Mathematik oder die Physik, die Begabung für manuelle Tätigkeiten, jene, anderen zu helfen, sie zu betreuen; wir hätten künstlerische Fähigkeiten, z.B. für die Musik, die Malerei, für Poesie. Und er zählt Berufe auf: „Wir werden Architekten, … Ingenieure, Rechtsanwälte, Handelsleute, Schreiner, Krankenpfleger, Ärzte…“ Wir müssten entdecken, welche Talente uns Gott gegeben hat.

Wir fänden manches ungerecht, meint Mgr Aupetit. Und gibt den Rat, dass wir über unsere Eifersucht, unseren Neid einmal nachdenken sollten.

Die Wahrheit sei, dass wir auf die Talente unseres Nächsten eifersüchtig sind.

Anstatt sich über unsere eigenen Talente zu freuen, schauen wir auf den Nachbarn und finden seine Talente besser. So finde der Neid, die Missgunst ihren Weg ins Herz des Menschen.

Dann erinnert Mgr Aupetit an die biblischen Brüder Kain und Abel, die nichts an Aktualität eingebüßt haben. An Kains Eifersucht auf Abel, die so groß ist, dass er seinen Bruder tötet.

„Der Neid, die Eifersucht. Wie schrecklich! Sie vergiften unser Leben, unser Herz, Brüder und Schwestern. Schaut nicht auf den anderen aus Neid, schaut auf ihn, um ihn zu bewundern. Dankt Gott für die Gaben, die er eurem Bruder zukommen ließ, für die wundervollen Gaben, mit denen er euch dienen kann und dankt Gott für die Gaben, andere Gaben, die ihr erhalten habt…“

Träume und Erwartungen – die Talente unserer Kinder

Erzbischof Aupetit spricht auch von den Eltern, die die Talente ihrer Kinder erkennen und fördern sollten. Davon, von den Kindern nicht das zu erwarten, was man selber nicht schaffte oder dass man davon träume, die Kinder mögen dasselbe machen, wie wir selbst. In diesem Zusammenhang erzählt er von einem besonderen, einem „schrecklichen“ Fall. Er erzählt von hochbegabten Musikern, die die Abtreibung ihres Kindes forderten, weil sie im Ultraschall sahen, dass dem Kind der kleine Finger fehlte. Sie wollten die Abtreibung, weil das Kind mit diesem „Makel“ kein Musiker werden könne. Michel Aupetit machte aus seinem Entsetzen keinen Hehl: „Das ist abscheulich!“ Und verweist darauf, dass dieses Kind ein Genie in einem anderen Bereich werden könne… (Abgesehen davon, dass er ein absoluter Gegner von Abtreibungen überhaupt ist), verweist darauf, dass wir unsere Träume und Talente nicht in die Kinder projizieren können, sondern dafür Sorge tragen müssten, dass sie ihre Begabungen verwirklichen können.

Das Festival der Talente und Vertrauen in Gott

Dann berichtet Bischof Aupetit von zwei speziellen Begebenheiten, die er dem Thema praxisorientiert widmete.

Das erste Ereignis fand in seiner Zeit als Gemeindepfarrer statt, in der er Veranstaltungen organisierte, bei denen Eltern und Gemeindemitglieder ihre Talente entdecken konnten. Denn auch das sei seine Aufgabe als Seelsorger gewesen, dabei zu helfen, dass die Menschen ihre Fähigkeiten erkennen würden. Dass sie ihre Talente nicht in der Erde vergraben wie jener Mann im Gleichnis Jesu.

Das zweite Ereignis fand im gerade vergangenen Sommer im Village Saint Joseph statt, dort, wo er mit bedürftigen, mit behinderten und von unserer Gesellschaft ausgegrenzten Menschen lebt (ich berichtete. „Wir machten …dort… ein Festival der Talente für die Menschen, die aus prekären Verhältnissen kommen. Wir luden z.B. Künstler ein, Maler, Tänzer, Schriftsteller, wir machten Bilder, Gedichte… über das Wort Gottes … wir machten viele Dinge zum Entdecken ihrer Talente, die in diesen Menschen sind… Es waren auch tolle, große Momente der Brüderlichkeit, es regierte keine Eifersucht … alle zeigten, was sie konnten…

Ja, ein Festival der Talente. Freuen wir uns und helfen wir unseren Brüdern und Schwestern, ihre Talente zu entdecken, das ist auch unsere Berufung. Die Berufung, anderen ihre Begabungen erkennen zu helfen, die Freude an ihren Talenten und dass sie Erfolg haben, dass ihre Talente gelingen…“

… … …

Es gehe auch darum, führt Michel Aupetit im Weiteren aus, Gott bezüglich unserer Fähigkeiten zu vertrauen. Denn wenn wir anfangen Gott zu misstrauen, wenn wir ihn verdächtigen würden, uns mit den geschenkten Talenten zu benachteiligen, hätten wir kein Vertrauen in ihn.

Wenn wir Vertrauen in Gott hätten und darin, dass Gott jeden von uns kenne, würden wir begreifen, dass Gott seine Talente jedem von uns verteile. Dass – und das betont Bischof Aupetit im Besonderen – es Gottes Ziel sei, eine Harmonie auf der Erde zu schaffen, damit wir als Brüder und Schwestern leben und nicht einer auf den anderen eifersüchtig sei…

Dazu sei es notwendig, „unsere Talente … und die der anderen Frucht tragen zu lassen im Namen Gottes, unseres Herrn.“

Quelle:
Homélie du Dimanche 19 novembre – Avec Mgr Aupetit
Amen oui je croiX
Siehe Podcast: AuPETITMATIN

Les autres homélies. Homélie du Dimanche https://www.youtube.com/watch?v=TIYe28QGevw
(Predigt vom Sonntag, dem 19.November 2023. Mit Mgr Aupetit, Übersetzung der Predigtauszüge: Juliana Bauer)

Mt 25, 14–30
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab.
Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu.
Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu.
Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen.
Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.
Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!

Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen.
Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!

Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine.

Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.
Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.
Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

10 Kommentare

  1. Ich weiß, dass Talente eine Währung war. Auch Mgr Aupetit ging darauf in einer anderen Predigt ein.
    Doch wird in vielen Auslegungen das Wort auch im Sinn von Begabung erklärt. Jesus spricht ja in Gleichnissen. Ich werde mal meinen ital. Bibelwissenschaftler-Freund fragen, der bei seinen Auslegungen meist den griech. Ursprungstext dabei hat.

    • Wenn Sie sich für nt. Exegese interessieren, hier ein äußerst interessantes Buch: Claude Tresmontant, Le Christ hébreu (D. de Brouwer poche). Der Autor übersetzt die Evangelien ins Hebräische zurück und erklärt damit viele dunkle Stellen des griechischen Textes ( z. B. die doch verstörende Aussage des Herrn bei Matthäus, wonach er nur zu den Juden gekommen sei). Nebenbei vernichtet er damit die Spätdatierungshypothese bzw. die Hypothese, daß die Evangelien aus kleinen Stücken in mehreren Schichten entstanden sind.

      Natürlich wurde das Werk im dt. Sprachraum, wo die “historisch-kritische Methode” unangefochten herrscht, nie rezipiert oder übersetzt. Für mich (ich verfüge über keine hebr. Sprachkenntnisse) ein sehr überzeugendes Buch.

  2. „Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
    Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten…“ (Mt 25,14-15)
    Als unser Gott sein Wort in in Fleisch kleidete um uns Sein Evangelium zu verkünden verpackte Er Seine Offenbarung in Gleichnisse. Warum? Den fertigen Baum zu sehen hilft uns nix. Also streute Er den Samen damit die Erkenntnis auf unserem “eigenen Mist” wachsen kann.
    Evangelium Markus 4,3 – 9
    Talente war eine Währung die Jesus als Gleichnis benutzte um auszudrücken wie viel jeder Mensch aufnahm von der Fülle Seiner frohen Botschaft (Evangelium). Das hat nichts mit den Charakter- Eigenschaften, also den materiellen Leidenschaften der Menschen zu tun, wie es die Freimaurer der “Zeugen” Jehovas bspw. verkünden.

  3. Matthäus 13
    Deshalb rede ich in Gleichnissen. Denn die Menschen sehen, was ich tue, und sehen doch nicht. Sie hören, was ich sage, und hören und begreifen doch nicht. 14 Damit erfüllt sich an ihnen, was der Prophet Jesaja vorausgesagt hat: ›Ihr werdet hören und doch nichts verstehen, sehen und doch nichts erkennen.

  4. Glaube ich auch nicht. Francesco setzte etliche an die Luft.
    Aber ich zitiere Ihnen meinen Kommentar, den ich spontan am Freitag in kath.info zu u. gen. Artikel schrieb.

    “Rom verordnet dem unbequemen Bischof Dominique Rey einen Koadjutor” 28.11.
    “Ich kenne mich nun mit den „unbequemen Hirten“ nicht weiter aus. Sicher teile ich, da es sich m. S. um ausgesprochen konservative Hirten handelt, nicht alle deren Auffassungen, aber ich möchte doch auf einen Artikel in DOMRADIO vom 24.11.aufmerksam machen:
    ‘Autor Hürlimann nennt Papst einen Clown. Kirchen „grünlinke Polit-Organisationen.’
    Thomas Hürlimann ist ja Bestsellerautor und Katholik, ist ehemaliger Klosterschüler von Einsiedeln. Er geht auf das vielfache Versagen der Kirchen ein u. bezeichnet diese als „grünlinke Polit-Organisationen.“ Das gelte „selbst für den Papst“, den er einen Clown nennt, der immer mehr dem „Clown Grock gleicht“ u. sich u.a. auch „ohne Sinn und Verstand in die italienische Immigrationspolitik einmischt.“
    Der Vergleich mit Clown Grock amüsierte mich. Und mit den “grünlinken Polit-Organisationen” hat Hürlimann mit Blick auf Papst u. viele deutsche Bischöfe leider vielfach recht.

    Ich hätte der Übersetzung einen kleinen Zusatz anfügen können. Und hätte den letzten Satz des Evangeliums hervorheben können. Auf den fast keiner unserer Pfarrer u. Bischöfe eingeht.
    Dort heißt es – Sie gehen darauf kurz ein:
    „Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein“ (Mt 25,30).

    Er gibt mir nämlich zu denken, dieser Satz (diese Worte kamen ja auch in den Texten der letzten Sonntage). Und zeigt mir, dass Jesus von Nazareth nicht alles rosarot-himmelblau sieht. Oder gar schrill-regenbogenbunt… ??? Dass er trotz seiner Güte, mit der er den Menschen begegnet, trotz seiner „Liebe“, die als „unendliche Geschichte“, als unumstößlich, von „modernen“ Theologen breitgetreten wird, nicht alles hinnimmt oder vergibt… Auch Mgr Aupetit wies in seinen früheren Predigten in Notre Dame u. St Germain trotz der immer wieder verkündeten Liebe Gottes auf die nötige Umkehr des Menschen hin…
    Dass auch ein Gericht existiert, Jesu Gericht, das Gericht des „Menschensohns“, des Gottessohns steht ja eindeutig im Evangelien-Text des heutigen Sonntags, der Fortsetzung, des vergangenen. Siehe: Mt 25,31-46. Das übersehen viele heutige Kleriker gerne.

    • Eine weitere Aktion von Toto:

      Siehe katholisches.info: “Kardinal Burke ist ein Feind, also nehme ich ihm Wohnung und Gehalt weg”

      Übrigens kann sich Toto nicht über Respektlosigkeit beklagen, denn wer selbst im literalen Sinne die Clownsnase aufsetzt, muß sich auch als solcher bezeichnen lassen.

  5. Sie dürfen nicht glauben, Aupetit wäre das einzige Opfer Bergolios.

    Dieser, im Vatikan “Toto, der Clown” genannt, ist ein kleiner Zornpinkel und wer ihm widerspricht, ist schnell weg vom Fenster. Die jüngsten Opfer Totos sind Bischof Strickland von Tyler/Texas (abgesetzt) und Bischof Rey von Fréjus-Toulon (durch Koadjutor entmachtet).

    Siehe dazu: katholisches.info /Der Papst duldet keinen Widerspruch

Kommentarfunktion ist geschlossen.