Offene Grenzen?

Auch ein katholischer Bischof im Widerspruch zur Bibel1

In den Migrationsvorgängen seit 2015 sieht der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung ein fundamentales Problem unseres Staates. Die jüngsten Wahlergebnisse in zwei der sog. neuen Bundesländer dürften dieses Faktum bestätigen. Nur die insbesondere links-grünen Kreise, die jetzt durch die Wahlen in einer früher undenkbaren Weise abgestraft wurden, haben die Migrationsproblematik jahrelang tabuisiert und allzu häufig die Gegner der offenen, unkontrollierten Grenzen als Rechtsextreme, Faschisten, Fremdenhasser usw. diffamiert.

Meinung 1: Offene Grenzen nicht rechtskonform, gefährlich

 Für viele Wahlbrechtigte ist die Politik der offenen Grenzen keineswegs rechtskonform und zugleich mehr als gefährlich im Blick auf den Kontrollverlust von Migration und Asyl. Dazu zählen die Problemfelder Gefährdung der inneren Sicherheit durch Illegalität und überbordende Kriminalität sowie auch die überforderten Kommunen und Landkreise durch mangelnden Wohnraum. Auch die Konflikte in den Asybewerberwohnheimen und die immensen finanziellen Belastungen für die Migranten zählen zu diesen Problemfeldern.

Angesichts der 183.000 nicht ausgewiesenen Migranten, die derzeit ausreisepflichtig sind, und der 300.000 Asylanträge, die für 2024 prognostiziert werden, angesichts auch der eklatanten landesweiten Probleme stehen wir vor den Trümmern der Migrationspolitik des letzten Jahrzehnts und ihren Folgen. Das aber hat zentral mit den offenen Grenzen zu tun – so etwa sagen die Gegner der Grenzpolitik der Regierungen seit 2015. Sie teilen wohl auch die Meinung der WELT-Journalistin Anna Schneider: „Mit der Flüchtlingspolitik der CDU-Altkanzlerin Angela Merkel wurde ein veritables Sicherheitsrisiko geschaffen …“.

Meinung 2: Offene Grenzen ein „Glücksfall

Für die Befürworter der offenen Grenzen dagegen sind diese ein „Glücksfall“. Ihr Kampf für den unkontrollierten, nicht rechtmäßigen Zugang in unser Land halten sie für ein Gebot der Gerechtigkeit, der Humanität und der Menschenwürde, wobei für sie dieses „Dreifachgebot“ hinsichtlich der Nöte, Befürchtungen und Ängste der einheimischen Bevölkerung offensichtlich keinerlei oder nur eine sehr begrenzte Relevanz hat.

Unter diesen Befürwortern sind auch neoliberale, linke und grüne Zeitgenossen, die sich bei ihrer Argumentation für offene Grenzen gelegentlich auch auf Jesus von Nazareth und sein Gebot der Nächstenliebe sowie auf sein Handeln berufen, obwohl sie sonst mit Bibel, Glaube und Religion meist wohl wenig oder nichts am Hut haben. Aber auch überzeugte Christen argumentieren mitunter auf der biblischen Ebene, wenn sie für offene Grenzen plädieren.

Zur Klärung dieser konträr diskutierten Thematik soll in diesen Ausführungen der Frage nachgegangen werden: Sind offene Grenzen tatsächlich mit bestimmten Aussagen und Handlungsanweisungen des Alten und des Neuen Testamentes zu begründen und zu fördern oder stehen sie doch viel eher im erkennbaren Widerspruch zur Bibel?

Die Ideologie der Entgrenzung im linksgrünen Bereich

Der evangelische Theologe Prof. Günter Thomas beobachtet unter deutschen Politikern eine zunehmende Durchsetzung „eines radikalen, sich verabsolutierenden, wahrhaft grenzenlosen moralischen Universalismus“. Die von dieser Ideologie propagierte „Grenzenlosigkeit der Humanität und Menschenwürde“ beziehe „sich auch auf die territorialen Grenzen Europas“. Dabei werde der Schutz von Grenzen in diesem Denken als „Abschottung“ abgelehnt:

„Jede Anerkennung einer sachlichen, numerischen, zeitlichen oder auch territorialen Grenze wäre ein Verrat am eigenen radikalen moralischen Universalismus. Die Zurückweisung nationalstaatlicher Grenzen und eine Betonung der Grenzen der Europäischen Union verschiebt nur das Problem staatlicher Grenzen. Darum darf ein radikaler moralischer Universalismus letztlich auch die Grenzen Europas nicht als ausschließende Grenzen anerkennen. Dieser radikale moralische Universalismus vertritt pointiert eine Grenzenlosigkeit der moralischen Verantwortung und des moralischen Handelns.“

 Mit der Ideologie der Entgrenzung verbinde sich zugleich der „Habitus einer rechtschaffenen moralischen Überlegenheit“ – frei von Selbstzweifeln und von Selbstkritik.2

in einer grenzenlosen Welt mit Anspruch auf freien Ein- und Zutritt „aller überall“ ist die offensichtliche Zielsetzung von neolibertären bzw. marxistisch/ sozialistischen Parteien, aber auch bestimmten globalistisch geprägten Institutionen, eine grenzenlose Welt zu bekommen mit Anspruch auf freien Ein- und Zutritt „aller überall“. Die Schlagbäume auf der ganzen Welt aus ihren Fundamenten reißen, dürfte so der neue Traum vieler globalistischer Denker und Planer sein, wie es der Traum der kommunistischen Ideologen bereits seit dem 19. Jahrhundert ist.

Wenn ein Bischof für „Entgrenzung“ plädiert

Bischof Franz-Josef Overbeck (2019 in Berlin). Olaf Kosinsky – Eigenes Werk via Wikipedia.

Auch in den kirchlichen Bereich ist diese Denkweise der entgrenzten Welt bereits eingedrungen. So sprach der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck vor einigen Jahren auch noch in einer Predigt davon, dass Grenzen sowie „Abwehrmechanismen und Abschottungen“ jeglicher Art grundsätzlich zu verurteilen seien. „Unsägliches“ geschehe, „wenn Menschen sich abgrenzen“. Der „Gräuel von Sicherheitszonen, gewaltbewährter Abgrenzung und Kälte“ sei zu überwinden. Das Evangelium sei „eine frohe Botschaft der Entgrenzung“.3

Ob sich der Bischof von Essen angesichts dieser Aussage überhaupt einmal mit der positiven Bedeutung des in der Bibel geschilderten Mauerbaus, dem Gegenteil von Entgrenzung, beschäftigt hat, etwa hinsichtlich der Sicherheit der Menschen, aber auch im Blick auf sein bischöfliches Wächteramt?

Gewiss hat Jesus die Botschaft der Freiheit gebracht, sodass Paulus sagen kann: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Galater 5,1). Aber mit dieser jesuanischen Freiheit ist letztlich die Freiheit von Sünde, Schuld und ewigem Tod gemeint, keineswegs jedoch die Abschaffung vom „Gräuel von Sicherheitszonen“, auch nicht die „Entgrenzung“ der politischen und territorialen Grenzen.

Unverschlossene Türen im bischöflichen Haus?

Jedenfalls möge doch der Herr Bischof bitte Sorge dafür tragen, dass die „Gräuel der Sicherheitszonen“ seines bischöflichen Hauses in Essen – nämlich alle Türen und Sicherheitsvorkehrungen – schnellstmöglichst beseitigt werden, um ein glaubwürdiges Zeugnis seiner nachdrücklichen Forderungen zur Beseitigung der Grenzen zu geben. Damit würde er sich auch nicht dem in seiner Predigt erwähnten Vorwurf der „gewaltbewährten Abweisung und Kälte“ aussetzen.

Ist Bischof Overbeck nicht auch noch Militärbischof, der eigentlich wissen müsste, dass eine der wesentlichen Aufgaben des Staates darin besteht, die innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten – ggf. unterstützt auch durch militärische Maßnahmen an den Grenzen?

Ungebetene Gäste im Bischofshaus: Nur eine erfundene Geschichte!

Was aber so oder ähnlich passieren könnte, würde Bischof Overbeck die „Gräuel der Sicherheitszonen“ in seinem Bischofshaus entfernen lassen, wird von Reinhard Wenner fantasievoll und realitätsnah zugleich umschrieben:

„Er dürfte alsbald manche ungebetenen Gäste in seinem Haus antreffen: Leute, die es sich in seinem Wohn- bzw. Arbeitszimmer gemütlich gemacht haben und bei einer Flasche Bier oder einem Cognac ihre Füße auf seinen Schreibtisch legen, sich in seinem Kühlschrank nach Esswaren umsehen, sein Badezimmer und sein Badetuch benutzen, sich in seinem Vorratskeller und in seinem Kleiderschrank bedienen, in seinen Akten blättern, seine Briefe lesen und sich schließlich in seinem Bett zum Schlafen legen.“

Nach dieser Geschichte hat der für Entgrenzung plädierende Bischof noch Glück gehabt. Es hätte noch viel schlimmer für ihn kommen können! Jedenfalls übersieht er offensichtlich, dass die Schriften des Alten und des Neuen Testamentes immer wieder von den Mauern und Grenzen als Elemente des Schutzes sowie auch des Eigentums, der Sicherheit und der Wachsamkeit sprechen.

Der Herr Bischof möge übrigens bei Gelegenheit auch einmal alle Texte meditieren, in denen Jesus von Nazareth selbst, der Verkünder der frohen Botschaft, „Abgrenzungen“ vornimmt, ebenso jene Fülle insbesondere alttestamentlicher Texte, die in positiver Weise von Mauern und Grenzen sprechen. Hier einige Anregungen dazu.

Jesus kennt „Entgrenzung“ und Abgrenzung

Ist die Botschaft Jesu tatsächlich „eine frohe Botschaft der Entgrenzung“, wie Bischof Overbeck mit anderen „Entgrenzungstheologen“ generalisierend meint? Gewiss hat Jesus bestimmte Grenzen der damaligen Tradition überschritten, Konventionen beiseitegeschoben.

Tatsächliche „Entgrenzungen“

So hat er souverän mit der ausländischen Frau am Jakobsbrunnen gesprochen (Johannes 4,6-15) und die Tochter einer Syrophönizierin geheilt (Matthäus 15,21-28). Auch für eine seiner schönsten Gleichniserzählung hat er einen Ausländer aus Samarien als Vorbild der Nächstenliebe gewählt (Lukas 10,25-37). Im Haus des verachteten Zöllners Zachäus hat er gegessen, der für die verhasste römische Besatzungsmacht Steuern eingetrieben und dabei auch noch möglicherweise auch betrogen hat (Lukas 19,1-10). Ja, es gibt im Leben Jesu gewiss einige Beispiele der „Entgrenzung“.

Von einer Entgrenzung der politischen bzw. staatlichen Grenzen aber ist bei Jihm nirgendwo ein Wort oder eine Weisung zu finden, auch nicht durch irgendwelche theologischen Ableitungen. Wohl aber gibt es bei Jesus unübersehbare Hinweise auf die Verhaltensweisen des Ausschließens sowie der Ab- und Ausgrenzungen unterschiedlicher Art.

Glasklare Grenzen, Trennungen, Scheidungen

So hat er immer wieder glasklare Grenzen gezogen, wenn er sich etwa mit scharfen Worten von den Pharisäern und Schriftgelehrten abgegrenzt hat (Lukas 11,37-54) oder sogar auch von seinen Jüngern (Matthäus 16,23). Einen geheilten Mann, der ihn bat, bei ihm bleiben zu dürfen, hat er nach Hause geschickt, um dort von seiner Heilung zu berichten (Markus5,19).

Abgrenzung ist auch in Jesu Aussage herauszuhören: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Markus 3,35), ebenso in seinem überdeutlichen Wort: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ (Matthäus 12,3; und schließlich auch in seinen massiv klingenden Worten: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt … Dann werde ich ihnen antworten: Weg von mir …“ (Matthäus 7, 12,23).

Im seiner Gleichniserzählung von den klugen und den törichten Jungfrauen spricht Jesus davon, dass die Tür vor den Zuspätgekommenen zugeschlossen wurde und er ihnen zuruft: „Ich kenne euch nicht“ (Matthäus 25,10). Auch in den Gleichnissen vom Unkraut (Matthäus 36-43) sowie vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16, 19-26) spricht Jesus in unüberhörbarer Deutlichkeit von der Möglichkeit der Trennung und Scheidung.

Mit deutlichen Worten weist er auch darauf hin, dass er nicht gekommen sei, „um Frieden auf die Erde zu bringen, … sondern Spaltung“ (Lukas 12,31). Zudem weist er in seiner Gerichtsrede deutlich darauf hin, dass er als Weltenrichter die Schafe von den Böcken trennen werde (Matthäus 25, 32).

Die Fragwürdigkeit der bischöflichen Entgrenzungsideologie

Somit ist die oben genannte bischöfliche Interpretation der Botschaft Jesu als „frohe Botschaft der Entgrenzung“ mit ihrer pauschalisierenden Tendenz auch aus dieser Perspektive mehr als fragwürdig. Sie steht im Widerspruch zu zahlreichen alttestamentlichen Aussagen sowie zur Erlösungs- und Freiheitsbotschaft Jesu und dementsprechend auch zur christlichen Soziallehre.

So ist nach Dr. Ludger Schwienhorst-Schönberger, Prof. für Alttestamentliche Bibelwissenschaft, „ein pauschales Eintreten für offene Grenzen … mit der christlichen Soziallehre ebenso unvereinbar wie die grundsätzliche Ablehnung des Schutzes der nationalen Souveränität und der kulturellen Identität Europas“. Nach dieser Soziallehre „gehöre auch die Option, Flüchtlinge vor Ort zu helfen anstatt sie nach Europa zu verbringen.“4

Die Bedeutung von Grenzen und Mauern in der Bibel

Zum Wirken Gottes

  • Gott hat „das ganze Menschengeschlecht erschaffen … und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt“ (Apostelgeschichte 17,26).
  • Dabei ist die in diesen Grenzen wirkende Staatsgewalt Teil der „Ordnung Gottes“. Sie trägt „nicht ohne Grund … das Schwert“ (Römer 13,1-7).
  • Gott ist über „jede feste Mauer“ erhaben, was den Menschen zum Gehorsam und zur Demut ihm gegenüber aufruft (Jesaja 2,15).
  • Gott baut „zum Heil“ Mauern (ebd. 26,1)
  • Er hat Wächter auf die Mauer gestellt, um das Volk an die Einhaltung des Gesetzes zu ermahnen (ebd.62,6).

Das Wirken der Menschen

  • König David beginnt den Mauerbau von Jerusalem, der von Salomo abgeschlossen wird (1 Könige 3,1).
  •  Die Mauer ist ein Dienst an Gott und an seinem Volk. Die Mauern werden erneuert, um äußere Bedrohungen abzuwehren (Nehemia 2-4).
  •  Ein Herrscher schützt sein Volk vor Angreifern, baut Mauern auf und verstärkt sie (2 Könige 18,5-6; 2 Chronik 32,5; auch ebd. 14,1-6).
  • Die Mauer verweist auf den notwendigen schützenden Dienst durch Menschen. Der Wächter auf der Mauer verteidigt das Gemeinwesen (Sprichwörter 25,28).
  • Jerusalems Bewohner danken Gott für die Mauern der Stadt (Jesaja 26,1).
  • Die Wächter, die auf der Mauer das Gemeinwesen verteidigen, ermahnen zugleich das Volk, das Gesetz Gottes einzuhalten (Jesaja 62,6).

Zur Symbolik

  •  Die Mauer ist ein Bild für den Schutz des Volkes, auch seiner religiösen Identität (Nehemia 2,4).
  •  Sie ist auch ein Bild für die bessere Zukunft (vgl. Micha 7,11) sowie ein Bild vom schützenden Dienst. Der Bau von Mauern, deren Ausbesserung und Verstärkung sind ebenfalls Bilder für verantwortungsbewusstes und gerechtes Handeln (2 Chronik 32,5).
  • Die Mauer ist zugleich ein Bild für das Wirken der Propheten, die vor Bedrohungen und Gefahren warnen und Verfehlungen der weltlichen und geistlichen Eliten anprangern (Jeremia 1,18f.).
  • Eine verfallene Mauer gleicht der aus Trägheit geborenen Nachlässigkeit, die den Menschen bedrohlichen Gefahren aussetzt (ebd. 24,30-34).
  • Eine zerstörte Mauer ist ein Bild für Notzeiten (Jesaja 22,5).
  • Risse in der Mauer sind ein Bild für noch nicht bewältigte Bedrohungen (ebd. 30,13).
  • Eine Stadt ohne Mauer ist wie ein Mensch ohne Selbstkontrolle (Sprichwörter 25,28).
  • Der Fall der Mauern der Stadt ist der Beginn großer Not (Klagelieder 2,7-9).

Zur Dienst- und Schutzfunktion (vgl. auch die Nummern 2 u.3)

  • Der Wunsch, dass Frieden in den Mauern (Jerusalems) wohne (Psalm 122,7).
  • Grenzen ermöglichen Frieden (Psalm 147, 13-14).König Hiskija wird als Idealgestalt gelobt: Er schützt sein Volk vor Angreifern, baut Mauern aus, verstärkt sie (2 Könige 18,5-6; 2 Chronik 32,5; auch ebd. 14,1-6).
  • Fehlende Mauern liefern das Volk dem Wirken des Bösen aus (Ezechiel 38,11) – Die Mauer trennt „das Heilige vom Unheiligen“ (ebd. 42,20).
  • Folgen der Zerstörung von schützenden Mauern sind u.a. Versklavung, Vertreibung und Unterwerfung (Klagelieder 2,7-9).

Zu Straftaten

  •  Das Auflösen von Grenzen wird als Gewaltakt des Raubens und der Ungerechtigkeit verurteilt und ausdrücklich verboten (Iiob 24,2-4; Levitikus 27,5).
  •  Der Assyrerkönig, der die Grenzen zwischen den Völkern beseitigt und Schätze plündert, wird verurteilt (Jesaja 10,7-13).
  • „Blinde“ Wächter auf der Mauer werden verurteilt, weil sie die Bedrohungen ignorieren, „Törichte Propheten“ werden angeklagt, weil sie keine Mauern gebaut haben (Ezechiel 13,5).


Die Mauer in der Offenbarung des Johannes. Im letzten Buch der Heiligen Schrift wird eine Vision der vom Himmel kommenden heiligen Stadt beschrieben, die auch eine Stadtmauer mit zwölf Grundsteinen hat. Diese bestehen aus zwölf verschiedenen Edelsteinen und tragen die Namen der zwölf Apostel (Offenbarung 21,11–27). Wenn nun in diesem visionären Bild die mit wichtigen Attributen ausgestattete Stadtmauer als Teil dieser himmlischen Stadt gezeichnet wird, kann dies als Hinweis verstanden werden, dass nach biblischem Verständnis im Sinne der oben genannten Werte wie z. B. Schutz und Sicherheit zu einem Gemeinwesen auch Grenzen und Mauern gehören.

Kein Niederreißen der eigenen Grenzen und Mauern in der Bibel. In der Bibel finden sich keine Hinweise auf das Zerstören und Einreißen von Mauern im eigenen geschützten Gemeinwesen, auch nicht durch die schlechtesten Herrscher, die im Alten Testament beschrieben werden. Wohl ist etwa in Psalm 18,30 vom Überspringen von Mauern die Rede, das sich jedoch nicht auf (reale) Mauern bezieht.

Mauern/Grenzen: Korrespondierende Aussage. Die Aussagen der Bibel über Mauern und Grenzen korrespondieren mit grundlegenden Aussagen über das allgemein menschliche Verständnis von Grenzen. Sie bestimmen als Strukturelemente des Lebens das menschliche Leben und Zusammenleben. Sie gehören zum Menschsein. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes natürlich und menschlich. Entsprechend ist eine entgrenzte, grenzenlose Welt unnatürlich und unmenschlich.

Es sind Grenzen „in uns“ und „um uns herum“. Dabei handelt es sich um räumliche, zeitliche und symbolische, auch um natürliche oder vom Menschen gemachte künstliche Grenzen. Sie definieren ein bestimmtes geistiges oder materielles Gebiet, das sich von einem anderen abgrenzt.

Der Schutz von Grenzen entspricht der biblischen Weltsicht.

Die christlichen und die nichtchristlichen „Entgrenzungs-Ideologen“ und Migrationsaktivisten, die den Schutz der Grenzen als illegitim betrachten, sich für deren Abschaffung und für eine unbegrenzte Massenzuwanderung engagieren, können sich jedenfalls nicht auf das Alte Testament und auch nicht auf Jesus und seine Friedens- und Freiheitsbotschaft berufen.

Die biblischen Aussagen zur Bedeutung von Mauern und Grenzen sind eindeutig. Daher ist es unzulässig zur Begründung der ideologiebesetzten Entgrenzungsforderungen auf das Alte und das Neue Testament zu verweisen. Vielmehr entspricht der Schutz von Staatsgrenzen ganz und gar der biblischen Welt- und Heilssicht und somit auch der christlichen Soziallehre. Sie steht konträr zur zeitgeistigen Entgrenzungs- bzw. Grenzbeseitigungs-Ideologie.

Die „Grenzüberschreitungen“ des Menschen als unwiderlegbares Argument gegen offene Grenzen

Die Ideologen der „Offenen Grenzen“ bzw. der grenzenlosen Welt gehen offensichtlich von einem grundsätzlich positiven Menschenbild aus und berücksichtigen nicht die bedrückend-dunklen Seiten des Menschen – theologisch ausgedrückt: dessen Sündhaftigkeit.

Zu diesen dunklen Seiten zählen folgende negative menschliche Verhaltensweisen, die jeweils auch als „Grenzüberschreitungen“ bezeichnet werden können: Egoismus in allen Formen, nämlich: Gier und Habsucht, Neid und Eifersucht, Stolz, Überheblichkeit und Herrschsucht, aber auch Misstrauen und Skrupellosigkeit, Übervorteilung und Ausbeutung, Zwangsprostitution und Versklavung, ebenso Verbreitung von Angst und Furcht, schließlich das finale Handeln durch Mord und Totschlag.

Diese unübersehbar dunklen, auch verbrecherischen Seiten bestimmen das Leben der Menschen im zwischenmenschlichen Gegeneinander seit Beginn der Menschheitsgeschichte, angefangen von den persönlich-individuellen Beziehungen der Einzelnen bis hin zum Beziehungsgeflecht der Völker und Nationen.

Sentenz: „Der Mensch ist des Menschen Wolf“

Die durch den Philosophen und Staatstheoretiker Thomas Hobbes (1588-1679) bekannt gewordene (ursprünglich lateinische) Sentenz „Der Mensch ist des Menschen Wolf“ beschreibt bildhaft komprimiert einen wesentlichen Teil der menschlichen Lebenswirklichkeit. Von Hobbes stammt auch der gelegentlich zitierte Satz: „Jeder kämpft gegen jeden“. Beide Sätze sind gewiss differenziert zu verstehen und zu interpretieren.

Jedenfalls sind die oben aufgezeigten, die Menschheit prägenden „Grenzüberschreitungen“, die sich bis zum Ende der Menschheitsgeschichte ständig wiederholen und niemals enden werden, auch ein unwiderlegbares Argument zur Widerlegung der Ideologie der „Offenen Grenzen“ – und darüber hinaus ein einleuchtendes Argument für die These: Grenzen sind human und naturgemäß sowohl im individuellen Bereich des Menschen als auch im Zusammenleben der Völker und Nationen – und in allen Bereichen des geschöpflichen Lebens.

Grenzen, Migration, Gemeinwohl und Identität: Päpstliche Hinweise

Papst Johannes Paul II. (1920-2005): Nach der katholischen Soziallehre habe der Staat die Verpflichtung, eine „Kontrolle der Zuwanderungsströme unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Gemeinwohls“ durchzuführen. Zudem müsse das „besondere kulturelle Erbe jeder Nation bewahrt werden“. Unkontrollierte Grenzen/Migration würden „dem Gemeinwohl jener Gesellschaften, die Aufnahme gewähren, Schaden und Nachteile einbringen“.5

Papst Franziskus (* 1936, seit 2013 im Amt): Migration kann nur dann gelingen, wenn Europa seine Identität bewahrt (2014) – Er warnt davor, Grenzen auf irrationale Weise für Migranten zu öffnen (2016) – Die Achtung der eigenen Identität wie die Achtung der Identität der Fremden ist Voraussetzung für den Frieden unter den Völkern (2017) – Die Staaten haben das Recht zum Schutz der eigenen Grenzen (2017).6


1  Diese Ausführungen sind nach dem Einleitungsabschnitt ein leicht bearbeiteter Auszug aus dem Artikel : Grenzen: Lebenskonstitutive und Sicherheitsfaktoren, in: Udo Hildenbrand, Reinhard Wenner, Kritische Stellungnahmen zum Islam, Münster 2022, S. 139-165.

2  Günter Thomas: „Kafkaeske Züge. Zur Reichweite von Verantwortung und Machtangesichts der Flüchtlingskrise, Zeitzeichen, Nr. 08/2026, S. 12-15.

3  Bischof Franz-Josef Overbeck: „Predigt im Pontifikalamt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn(JK A)“, Essen, 6.1.2020.

4  Ludger Schwienhorst-Schönberger, Offene Grenzen …https//Renovatio.org>2010>lud..

5 Johannes Paul II. : „Kontrolle der Zuwanderungsströme … https://renovatio.org. >202710>joh

6 Papst Franziskus: Migranten müssen die europäische Identität https://renovatio.org › 2018/01 › pap…

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7 Kommentare

  1. Es hat mal jemand folgerichtig gesagt:

    wenn eine Nation nicht mehr die Sicherheit der Allgemeinheit garantieren kann, dann sind quasi alle Poltiker, Beamten und Wuerdentraeger nichts mehr als ein Haufen von Verbrechern!

    Helmut Schidt sagte mal:
    die ungehinderte Zuwanderung fuehrt zu Mord und Totschlag.

    Keiner dieser Figuren in Amt (aber ohne Wuerde!) kann sagen, sie haetten es nicht gewusst

  2. Der Geist des Konzils hat “der Kirche” nicht nur in theologischen, sondern auch in weltlichen Fragen den Verstand ausgetrieben.
    Dominierend ist heute die Fernstenliebe, die dem verrückt gewordenen Christentum der Gutmenschen zur Leitlinie geworden ist.
    Der linke Extremismus beginnt hart an der Kante des von Gott geschaffenen Menschseins, was sich in der Gegenerschaft zu Glaube, Moral, Ehe und Familie, Kinderverstörung, Familienzerstörung ausdrückt.

  3. Zur organisierten unkontrollierten Zuwanderung Kulturfremder Moerder und Vergewaltiger:
    was all die Narren und Helfershelfer von Merkel, Wulff und Konsorden vergessen, ist, dass nur ein Kind dadurch umgebracht werden musste, um bei der Endabrechnung ganz besondere Strafen auszuloesen.

    Diesen boesen Menschen werden dann alle Gesichtszuege entgleisen; vielleicht sind die abgefressenen Fingernaegel der Raute der erste Beweis, dass sie nicht so gut schlafen kann….

    Es erfreut nicht, daran zu denken, aber man kann auch all die Opfer nicht ignorieren

  4. Zumindest Innerkirchlich genießen die päpstlichen ( Rund-)schreiben eine gewisse Autorität, auch die gesprochenen Worte eines Papstes. Diese Formen der päpstlichen Äußerungen beanspruchen jedoch keineswegs, unfehlbar zu sein. Von Papst Franziskus und seinen fünf Vorgängern liegen bekanntlich keine unfehlbaren Lehrentscheidungen vor. Natürlich kann auch er sich irren – wie Du und ich. Vgl. dazu meinen hier vorausgegangenen Habeck-Papst-Artikel.

    • Sicher, aber die Frage stellt sich (eigentlich schon seit Montini, unter Bergolio besonders dringlich): Kann ein Nicht-Katholik Papst sein?

      EB Viganò beantwortet die Frage nicht definitiv; seine Haltung könnte man wohl als ‘impliziten Sedisvakantismus’ bezeichnen, ähnlich der Haltung des EB Lefebvre vor seinem Tode.

  5. Alles völlig richtig, was Sie schreiben, aber warum greifen Sie nur den Knecht und nicht den Herrn an?
    “Wie der Herr, so das G’scher” sagt man bei uns in Österreich (G’scher = Geschorene = Servi). Ihr Versuch, Bergolio im letzten Absatz “reinzuwaschen”, geht ins Leere, denn B. faselt und schreibt so mancherlei, je nach Anlaß und Laune.
    Daß dieser Papst (mit oder ohne Anführungszeichen) ganz ein Werkzeug des Globalismus in allen seinen Ausprägungen vom Coronaschwindel bis zur Umvolkung ist, daran kann leider nicht der geringste Zweifel bestehen. EB Viganò hat das sehr klar dargestellt.

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