AuPETITMATIN

Der neue Podcast: Predigten zum Sonntag von Mgr Michel Aupetit
Präsentation der neuen Predigtreihe. Die erste Predigt.

Monseigneur Michel Aupetit Foto: Diocèse de Paris

„Brüderliches Leben“ in May-en-Multien
In der Île-de-France, unweit von Paris, befindet sich May-en-Multien, ein kleiner Ort, in dem sich seit kurzer Zeit eine Niederlassung des christlichen „Sozialdorfes“ Village Saint Joseph befindet: das Haus La Présance. Der Hauptsitz von Village Saint Joseph liegt, mit zwei weiteren Niederlassungen, in der Bretagne, in der Nähe von Rennes und Nantes; derzeit ist es noch erweitert um Zweigorte bei Lyon und Limoges.

Die Berufung sehen Initiatoren und Engagierte darin, mit ihrer Arbeit, ihren Häusern und vielfältigen Angeboten „Gott zu dienen“ sowie den Menschen, die „von Schwierigkeiten“ gezeichnet sind – von den Schwierigkeiten ihres Lebens, sei es durch Krankheit, Behinderung, Sucht, Arbeitslosigkeit, Zerbrechen der Familie… Solche Menschen finden dort eine Heimat, finden menschliche Nähe und neuen Lebensmut. Das gesamte Konzept beruht auf den folgenden drei Säulen: Brüderliches Leben – Geistliches Leben – Aktivitäten.

Das Village Saint Joseph war eine der Stationen, denen sich der emeritierte Pariser Erzbischof Michel Aupetit in den vergangenen Monaten innerhalb seines Engagements für die Bedürftigen, die Behinderten und die Ausgegrenzten verstärkt widmete. Mit May-en-Multien gibt es nun für ihn einen Einsatzort in der Nähe seines Domizils Paris.

„Brillant unter den Brillantesten“

Als Erzbischof von Paris war Michel Aupetit bekannt für seine Predigten.

Predigten, die die Gläubigen liebten – und nach wie vor lieben. Predigten, die „immer bereichernd, ermutigend, tröstend, erheiternd… … …“ waren. Predigten, auf die die Menschen Sonntag um Sonntag warteten.

Vor kurzem rief Michel Aupetit zur riesigen, ja geradezu überschäumenden Freude seiner zahlreichen „alten“ Gläubigen, die auch nach fast zwei Jahren seinen Weggang als Oberhirte von Paris nicht verschmerzt haben (siehe erneut die unzähligen Kommentare und s.o.), zusammen mit der Assoziation Amen.Oui je croiX einen Podcast ins Leben, der wöchentlich seine jeweilige Predigt zum Sonntag überträgt; vorwiegend wird diese in der offenbar zum Haus La Présence gehörenden Kapelle aufgezeichnet.

Siehe zu Amen.Oui je croiX: https://beischneider.net/2023/08/27/ereignis-himmel-2023-evenementciel-2023-a-lourdes/. Wo es heißt: „Mgr Aupetit … zeichnet … sich durch seine Weisheit und eine profunde Kenntnis über Gott aus… Er übermittelt mit großer Leidenschaft seine Unterweisungen über Christus und lädt die Gläubigen ein, ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen.“ Weiterhin werden „seine charismatische Präsenz und sein klarer und fesselnder Kommunikationsstil“ hervorgehoben.

Am 15. Oktober starteten die Predigten Michel Aupetits.

Er begann mit dem Text des Sonntagsevangeliums Matthäus 22,1-14, in dem ein königliches Hochzeitsmahl eine Parabel für das Reich Gottes darstellt, sowie mit Versen aus dem vergleichbaren Lesungstext des Propheten Jesaja, 25, 6-10a und legte sie seinen Zuhörern und Zuhörerinnen aus.

Da ich vor drei Jahren eine Predigt Aupetits zu diesem Evangelium bereits übersetzte, die er hier in wichtigen Teilen, wenn auch mit einigen Kürzungen oder Veränderungen, wiederholt, möchte ich lediglich einige wesentliche Passagen vorstellen. Meine Übersetzung erschien 2020 in kath.net unter dem Titel Ah, meine Freunde! Das, was uns erwartet im Reich Gottes, ist ein Fest“ – ein Titel, der den Anfangssatz von Mgr Aupetits Homilie zitiert. Siehe: https://kath.net/news/73174. Er hielt sie damals als Erzbischof von Paris vor seiner in der Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois versammelten Gemeinde.

Wenn Mgr Aupetit auch damals in seiner Auslegung verstärkt auf die damaligen aktuellen Entscheidungen der französischen Nationalversammlung zu dem umstrittenen Bio-Ethik-Gesetz und den entsprechenden Tendenzen in Europa einging, so bleibt seine Predigt zu diesem Evangelientext gerade vor dem Hintergrund bestimmter kirchlicher Entwicklungen in Richtung Relativismus und Gleichschaltung auch heute äußert aktuell.

Ausgrenzung! Ohne Festgewand wird man aus dem Festsaal hinausgeworfen…

Als Ausgangspunkt greift Bischof Aupetit wieder die Worte des Propheten Jesaja auf (s.o.), der davon spricht, dass Gott am Ende der Zeiten, nicht allein sein Volk Israel, sondern alle Völker zu einem Fest einladen wird, zu einem „Festmahl mit fettem Fleisch und auserlesenen Weinen.“ Wenn Mgr Aupetit drei Jahre zuvor noch in diesem Zusammenhang mit scharfen Spitzen gegen radikalisierte Ökoaktivisten provozierte, die umgekehrt Abtreibung bis zum neunten Monat und die völlige Freigabe künstlicher Befruchtung für alle bejahen, so formuliert er heute, ohne sich untreu zu werden, etwas milder und macht sich lediglich etwas „Sorgen um die Freunde, die Veganer sind“, zeigt sich aber überzeugt, dass „Gott für sie eine Lösung finden wird, dass auch sie sich auf das Bankett freuen könnten.“

Über weitere Verse Jesajas, die davon sprechen, dass Gott im Zeichen des Festmahls Trauer und Tod beende und das ewige Leben gebe, dass er ein Fest ausrichte, zu dem letztlich alle Menschen eingeladen seien, geht Michel Aupetit zum Evangelium über und damit zum Gleichnis Jesu. Auch hier steht zunächst die Einladung zum Hochzeitsfest, die, was auch Bischof Aupetit noch einmal unterstreicht, an alle ergeht.

Doch – dann nimmt, mit Blick auf Fort- und Ausgang der Parabel, seine Botschaft eine andere Wendung und mündet für einen Augenblick in einen leicht provokativen Ton.

Denn „dass der Herr alle hereinlässt, die Guten und die Schlechten, da sind wir natürlich dafür!“ Seine provokativ-humorvoll gefärbte Pointe ist offensichtlich auf das Gros unserer Gesellschaft gemünzt, die „immer dafür“ ist, wenn alles, was gemacht wird, ihren Wunschvorstellungen entspricht. Die „immer dafür ist“, dass man alles, was sie will und beschließt, anerkennt und als „Super“ sieht.

Verschmitzt stellt Aupetit anschließend fest, dass ich mir da sagen könne, „dass ich dann vielleicht auch eine Chance habe, zur Hochzeit des guten Gottes (der durch das Bild des Königs symbolisiert ist) eingeladen zu werden…“ (in seiner früheren Predigt entwickelte er an dieser Stelle einen Diskurs darüber, wo man heutzutage die Grenze zwischen Gutem und Bösem ziehe… dass aber letztendlich Gott die Wahl darüber treffe…)

Folgerichtig kommt Michel Aupetit im weiteren auf das zu sprechen, das uns jedoch „in diesem Gleichnis schockiert.“ Alle seien zwar eingeladen, doch nicht alle nähmen die Einladung an, die meisten würden andere Dinge bevorzugen. Er weist im weiteren auf deren persönliche Entscheidung hin, die vielfach unseren Prioritäten vergleichbar sei, wie wir sie setzen und betonen: „Das ist meine Entscheidung! Gut, o.k. Bien!“ Also blieben viele weg, andere kamen voller Freude. Im Grunde würden wir aber alle gerne zu dem Hochzeitsfest gehen, wir würden es vor allem begrüßen, wenn

„alle willkommen geheißen werden, alle, die Guten wie die Schlechten. Wir hätten auch gerne, dass das Evangelium in dieser Weise enden möge…

Aber – da ist ein Mann, den der König rauswirft.

Den er rauswirft, weil er diesen ohne Festgewand vorfindet… Das schockiert uns. Und wir schreien: “Das ist Ausgrenzung!

Wie ist das möglich? Wenn der Mann aber kein Festgewand kaufen kann… das ist ein armer Mann… Was macht dieser gute Gott da, ist er überhaupt gut?“

An dieser Stelle erläutert Michel Aupetit ein Stück Kulturgeschichte aus der Zeit Jesu und dessen Lebensraum, der Kulturlandschaft des Vorderen Orients. Er erzählt von einem Brauch, der an orientalischen Königshöfen üblich war und der sich in diesem Gleichnis spiegle. Ein Brauch, ohne dessen Kenntnis wir das Gleichnis Jesu, seinen Sinn und seine Aussage, nicht verstehen können:

die zu Hochzeiten und zu anderen besonderen Festen geladenen Gäste erhielten eigens am Eingang zum Festsaal ein Festgewand, das der König für sie bereitstellen ließ und ohne dieses die Gäste nicht am Bankett teilnehmen konnten.

Wenn nun jener Mann, von dem Jesus spricht, ohne Festgewand erschien, bedeute das, dass er das Angebot des Königs ablehnte. Aus freien Stücken ablehnte. Und somit in unangemessener Kleidung und unerlaubt den Festsaal betrat, was entsprechende Sanktionen nach sich zog: man warf ihn hinaus. Wie es im Evangelium heißt: „In die Finsternis.“

Zunächst möchte Mgr Aupetit in dem Festgewand das Taufkleid erkennen: denn in der Taufe, die uns das Reich Gottes öffne und die jedem offen stünde, „ziehen wir Christus an“ (siehe Paulus, Gal 3,27). Das Taufkleid, welches ein Kleid der inneren Reinheit und Zugehörigkeit zu Christus verbildliche.

Ich möchte dem Gesamtbild einen eigenen Gedanken anfügen.

Zahlreiche Märchen, die u.a. Erzählungen innerer Seelenbilder sind, zeigen uns die Hauptgestalten häufig in unterschiedlich bedeutungstragenden Gewändern, welche deren Seelenzustand nach außen kehren:

Die einen in Kleidern schwarz wie Pech – als Symbol für das Schlechte, das Böse.

Die anderen in lichtvollen Kleidern von Gold – als Metapher für das Klare und das Gute.

Ein uns allen bekanntes Beispiel dieser Symbolik veranschaulichen die beiden Frauenfiguren der Pech- und der Gold-Marie in dem Märchen „Frau Holle.“

Über das Taufgewand hinausgehend umfasst Bischof Aupetit dann letztlich unser ganzes Leben. Er verdeutlicht uns, dass es immer an uns liege, ob wir bereit seien, die Einladung Gottes, seine Gnade, auch die Gnade seiner Vergebung anzunehmen. Sie abzulehnen setzt er sogar mit der „Sünde gegen den Hl. Geist“ gleich, der, wie er dann theologisch ausführt, uns gegeben sei und der die Liebe Gottes, also die Liebe des Vaters, für den Sohn, Jesus Christus, und die Liebe des Sohnes für den Vater sei.

Sieht Bischof Aupetit in der „Sünde gegen den Hl. Geist“ auch die gegen die biblischen Gebote und damit gegen die Gebote Gottes gerichteten Verirrungen mancher „moderner“ Theologen? Die, gerade mehr denn je zeitgeistorientiert, dem Menschen alles nach seinen Neigungen erlauben und niemanden ausgrenzen möchten… Und sie der Vergebung berauben…

Es läge an uns, das Geschenk der Liebe Gottes und das Geschenk seiner Vergebung anzunehmen oder abzulehnen… Was Mgr Aupetit noch einmal eigens betont (in anderen Homilien stellte er in diesem Kontext die Umkehr des Menschen heraus, die der Vergebung vorausgehe).

Es läge an uns – um im Sinnbild zu bleiben –, das bereitgestellte Festkleid anzunehmen oder es zu verweigern und uns damit aus dem Reich Gottes auszuschließen…

Quelle:

AuPETITMatin

L’homélie du Dimanche 15 octobre – Avec Mgr Aupetit

(Predigt vom Sonntag, dem 15.Oktober 2023. Mit Mgr Aupetit)

Übersetzung der Predigtauszüge: Juliana Bauer

Homélies de Mgr Michel Aupetit – Predigten von Mgr Michel Aupetit
Siehe Podcast: AuPETITMATIN.
Les autres homélies. L’homélie du Dimanche – Avec Mgr Aupetit. Amen oui je croiX

Es ist ein poetisches Wortspiel, das die Initiatoren Amen oui je croiX (Amen, ja ich glaube an Christus) als Titel für den Podcast von Michel Aupetits „Predigten zum Sonntag“ aussuchten.

Sie verbinden den Nachnamen des Bischofs, AUPETIT, und das Wort MATIN (MORGEN) in der Bedeutung des Ostermorgens.

Am Morgen finden die ersten Messen des Sonntags statt – an dem für die Christen bedeutsamen Tag der Auferstehung Jesu. Au petit matin bedeutet am frühen Morgen oder im ersten Licht des Tages. So ergibt der Titel im Zusammenspiel der Wörter seinen tiefen Sinn in der Verbindung von Tag, Predigt und Verkündiger.

Kommentarregeln: Bitte keine beleidigenden oder strafbaren Äußerungen. Seid nett zueinander. Das Leben ist hart genug.

2 Kommentare

  1. Mit wenigen Bezügen bringt Mgr. Aupetit Reize in seine Predigt, die die Hörer durch die Kirchentür hinaus mitnehmen. Aber etwaas habe ich vermißt.
    Ich bin alt genug. In meiner Jugend hat man noch die ganze Lehre erfahren. Damals hat man noch von der heiligmachenden Gnade gesprochen. Die empfängt man mit der Taufe, verliert sie durch das Begehen einer Todsünde, kann sie aber mit einer guten Beichte wieder erlangen. Wer im Stand dieser Gnade stirbt, ist gerettet. Für die dabei mitgebrachten Hypotheken ist das Fegfeuer da.
    Danach ist das Festgewand da.
    So könnte man für die Beichte Reklame machen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.